Scherbentanz. Paul Fenzl
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Kapitel 7
»Der Bericht von der Feuerwehr ist mir ein bisschen zu unpersönlich. Nur Fakten. Mehr nicht! Wie war dein Eindruck?«, fragte der Köstlbacher die Kommissarin Koch.
Der Polizeichef Anhuber war gegangen und die Atmosphäre im Raum war schlagartig anders geworden. Milder! Durchaus vergleichbar mit Wetterumschwüngen, nach denen man sich frischer und befreiter fühlt.
»Der wird sich hüten, mehr als Fakten in seinen Bericht zu schreiben. Du weißt doch am besten, wie Richter in coram publico die Aussage eines Sachverständigen herunterputzen, wenn da auch nur ein Fünkchen eigene Meinung dabei ist«, antwortete die Koch.
»Schon klar! Aber hier sind wir nicht vor Gericht. Und deine Einschätzung ist mir wichtig, auch wenn du sie nicht hiebund stichfest mit Beweisen belegen kannst!«, entgegnete der Köstlbacher.
Die Koch schwieg noch ein paar Sekunden und blickte in die Runde. Es war erstaunlich still im Beratungszimmer geworden. Alles wartete interessiert auf ihren Bericht. Sie versuchte, sich so genau wie nur möglich zu erinnern und sich in ihrer Meinung nicht von dem beeinflussen zu lassen, was inzwischen noch geschehen war.
»Ich bin mir anfangs vorgekommen wie in einem Film. Überall beißender Rauch und ein großes Aufgebot an Feuerwehr. Herumliegende Löschschläuche, aber keiner in Benutzung. Ein paar Männer verstauten gerade Schaumlöschgeräte, was mir nach einer Beendigung des Einsatzes aussah. Nachdem ich mich dem Einsatzleiter als Kommissarin von der Kripo vorgestellt hatte, sagte der mir erst einmal das, was er später in seinen Bericht auch geschrieben hat. Aber im Gespräch mit mir hatte er durchaus auch eine eigene Meinung zu diesem Anschlag.«
An dieser Stelle unterbrach die Koch ihren Bericht und nahm kurz Blickkontakt zum Köstlbacher auf, was wohl das unterstreichen sollte, was jetzt käme.
»Zumindest eine Vermutung äußerte der Einsatzleiter der Feuerwehr – seinen Namen habe ich übrigens vergessen – konkret.«
Der Köstlbacher nahm bei diesen Worten den Bericht der Feuerwehr zur Hand und sah nach. Da ihm der Name nichts sagte, mit dem er unterschrieben war, nickte er nur, machte eine Handbewegung, um der Koch anzudeuten weiterzuerzählen.
»Seiner Meinung nach hatte die Aktion eher den Charakter einer Drohung. Der Anschlag war so dimensioniert, dass kein größerer Schaden entstehen konnte und wohl auch sollte. Frau Söll etablierte mit ihrer ganz speziellen Dirndl Couture eine beachtliche Konkurrenz gegenüber den bisher marktführenden Trachtenmoden. Damit machte sie sich nicht nur Freunde. Neider könnten potentiell für den Anschlag verantwortlich zeichnen.«
»Oder das soll nur so aussehen!«, bemerkte dazu der Liebknecht.
»Was willst du damit sagen?«, fragte der Köstlbacher.
»Vielleicht solltest du allen erst einmal ein Detail aus dem Bericht der Feuerwehr vorlesen!«, antwortete der Liebknecht. »Du weißt, worauf ich anspiele?«
Dass der Liebknecht den Bericht kannte und die anderen noch nicht, das lag daran, dass er vor dem Briefing den Köstlbacher von seinem Büro abgeholt hatte und den Bericht, den die Klein kurz zuvor gebracht hatte, zu sehen bekam.
»Hm!«, brummte der Köstlbacher, weil er darüber eigentlich vorab gerne noch mit dem Roland gesprochen hätte. Aber darauf musste er nun wohl verzichten.
»Es geht um die Rauchgranate. Einer von der Feuerwehr hat sie als eine aus den Beständen der ehemaligen NVA identifiziert. Ganz sicher ist er sich allerdings nicht. Darum will ich mir auch noch eine zweite Meinung von einem Experten einholen.«
»Und wenn dieser Feuerwehrmann recht hat? Klingeln dir dann nicht die Ohren?«, fragte der Liebknecht.
»Natürlich tun sie das. Gleich als ich das gelesen habe. Aber wir sollten trotzdem eine fachmännische Bestätigung abwarten, bevor wir voreilige Schlüsse ziehen. Du hast soeben ja hautnah erlebt, wie unser Polizeichef tickt. Nur Fakten zählen! Und selbst wenn ein Experte die Herkunft bestätigt – ein Zusammenhang mit der Mordwaffe am Emmeramsplatz ist damit nicht automatisch bewiesen«, sagte der Köstlbacher.
»Baldauf und ich, wir hatten schon öfter auf den Vietnamesenmärkten auf der tschechischen Seite der Grenze zu tun. Du erinnerst dich, als du uns zum ersten Mal damals wegen der Dusana, dieser tschechischen Prostituierten, rübergeschickt hast?«, fragte der Dirmeier.
»Die Freundin von dem einbeinigen Gruber?«
»Ja! Und was willst du damit sagen?«, entgegnete der Köstlbacher.
»Schick uns erneut los, den Baldauf und mich! Wenn du willst nur einen Tag. Mit einer Übernachtung wär’s freilich besser. Was die Mordwaffe betrifft, wie sie nach Regensburg gelangt sein könnte, ist das zwar die berühmte Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Aber wir könnten mit Sicherheit Dinge in Erfahrung bringen, die relevant für die Lösung des Falls sein könnten«, meinte der Dirmeier.
Die Idee an sich gefiel dem Köstlbacher spontan. Aber er wollte sie personell anders angehen. Roland! Roland Zeller müsste mit von der Partie sein. Der würde der Suche zu einem weit höheren Erfolg verhelfen können. Das musste aber noch unbedingt mit der Dr. Sieber abgesprochen werden, eventuell sogar mit dem Anhuber.
»Gute Idee! Ich werde mir dazu Gedanken machen. Vorab brauche ich euch beide noch dringend hier in Regensburg. Tschechien läuft uns nicht davon!«, sagte der Köstlbacher und gewann damit etwas Zeit, diese Aktion besser planen und nach oben absichern zu können.
»War nur ein Vorschlag!«, antwortete der Dirmeier etwas verstimmt, weil er befürchtete, nicht damit angekommen zu sein.
»Kein schlechter Vorschlag! Wäre perfekt, wenn wir die Waffe vorliegen hätten. Solange das nicht der Fall ist, kümmern wir uns vorrangig um jedes Detail, das wir in Regensburg zu dem Fall finden können. Und damit uns nichts durch die Lappen geht, tun wir ganz einfach mal so, als ob die Geschichte in der Mathildenstraße und der Mord auf dem Emmeramsplatz miteinander eng verwoben sind. Täuschen wir uns, ist das kein Beinbruch!«, meinte der Köstlbacher.
»Wie gehen wir’s an?«, fragte der Liebknecht.
»Du begleitest mich zur Mathildenstraße. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn die Frau Söll und ihre Sekretärin uns nicht zumindest Denkanstöße geben könnten!«, begann der Köstlbacher mit seiner Arbeitszuweisung für heute.
»Baldauf und Dirmeier, geht Wort für Wort die Akte zu dem Brandanschlag in Burgweinting vor zwei Jahren durch. Vielleicht findet ihr was. Und wenn’s nur Namen sind, die dort wie hier auftauchen!«, fuhr der Köstlbacher fort.
»Pirzer und Koch, ihr habt schon einen ersten Eindruck von dem Familienclan bekommen, dem die Ermordete angehörte. Ich möchte ein umfangreiches Dosier über jede und jeden in dieser Familie haben. Kinder vorläufig ausgenommen. Niemand wird grundlos erschossen. Und oft genug finden sich Gründe im familiären Umfeld.«
»Wär’s das?«, fragte die Koch.
»Für den Augenblick, ja! Wenn euch irgendwas von Belang erscheint, dann möchte ich das umgehend erfahren! Nicht erst zwei Tage später schriftlich auf meinem Schreibtisch!«, schloss der Köstlbacher das Briefing ab.
Die Klein, die das Briefing mitprotokolliert hatte – seit der Anhuber Polizeichef geworden ist, war das verpflichtend eingeführt worden – erwähnte noch, bevor sie zurück in ihr Büro ging: »Und wer macht die Pressekonferenz, falls