Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs. Charles Dickens

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs - Charles Dickens страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs - Charles Dickens

Скачать книгу

lese die Inschrift – ›der Wildhüter hat Befehl, alle Hunde, die er im Bereich dieser Umzäunung antrifft, totzuschießen‹ – wundervoller Hund – unschätzbarer Hund das – gewiß.«

      »In der Tat, da« ist einzig in seiner Art«, sagte Herr Pickwick. »Erlauben Sie, daß ich mir's notieren darf7

      »Gewiß, Sir, gewiß – können noch hundert Geschichtchen von demselben Tier haben. – Schönes Mädchen, Sir« (dies galt Herrn Tracy Tupman, der eben einer jungen Dame am Wege einige nicht sehr pickwickische Blicke zugeworfen hatte).

      »Sehr schön«, versetzte Herr Tupman.

      »Die englischen Mädchen sind nicht so schön wie die spanischen – edle Gestalten – pechschwarzes Haar – dunkle Augen – liebliche Formen – süße Wesen – bezaubernd.«

      »Sie sind in Spanien gewesen, Sir?« fragte Herr Tracy Tupman.

      »Ach, lebte dort – ein halbes Menschenalter.«

      »Viele Eroberungen, Sir?« fragte Herr Tupman weiter.

      »Eroberungen? Tausende. Don Bolaro Fizzgig – Grande – einzige Tochter – Donna Christina – herrliches Wesen – liebte mich bis zum Wahnsinn – scheelsüchtiger Vater – hochherzige Tochter – schöner Engländer – Donna Christina in Verzweiflung – Blausäure – Magenpumpe in einem Mantelsack – glücklich beendigte Operation – der alte Bolaro in Verzückung – willigt in unsere Verbindung – Händedrücke und Tränenströme – romantische Geschichte – gewiß.«

      »Ist die Dame jetzt in England, Sir?« entgegnete Herr Tupman, auf den die Schilderung ihrer Reize einen mächtigen Eindruck geübt hatte.

      »Tot, Sir – tot«, sagte der Fremde, indem er den spärlichen Überrest eines sehr alten Batistschnupftuches an sein rechtes Auge führte. »Nie ganz genesen, trotz der Magenpumpe – untergrabene Gesundheit – wurde ein Opfer.«

      »Und ihr Vater?« fragte der poetische Snodgraß.

      »Elend und Gewissensbisse«, versetzte der Fremde. »Plötzliches Verschwinden – Stadtgerede – überall Nachforschungen – kein Erfolg – öffentlicher Brunnen auf dem Hauptplatze hört auf zu springen – Wochen vergehen – Wasser kommt nicht – Werkleute reinigen – schöpfen aus – finden meines Schwiegervaters Kopf in der Hauptröhre stecken und ein ausführliches Bekenntnis in seinem rechten Stiefel – nehmen ihn heraus, und der Brunnen springt wieder, so gut wie je.«

      »Erlauben Sie mir, Sir, daß ich diesen kleinen Roman niederschreibe?« sagte Herr Snodgraß tief gerührt.

      »Immerzu, Sir, immerzu – noch fünfzig andere, wenn Sie zuhören wollen – ein seltsames Leben, das meinige – merkwürdige Geschichte – nicht ungewöhnlich, aber höchst interessant.«

      In diesem Zuge schwatzte der Fremde fort; nur hin und wieder, wenn die Kutschpferde gewechselt wurden, durch den Genuß eines Glases Bier unterbrochen, bis sie die Rochester Brücke erreichten, zu welcher Zeit Herr Pickwick und Herr Snodgraß ihre Briefblöcke mit einer Auswahl ihrer Abenteuer bereits vollständig angefüllt hatten.

      »Großartige Ruine!« sagte Herr Augustus Snodgraß mit all jener poetischen Glut, der er seinen Dichterruhm verdankte, als sie des schönen alten Schlosses ansichtig wurden.

      »Welche herrliche Studien für einen Altertumsforscher!« ließ sich Herr Pickwick vernehmen, als er sein Fernrohr ans Auge brachte.

      »Ah, schöner Platz«, sagte der Fremde – »glorioses Gebäude – zürnende Mauern – wankende Bogen – dunkle Nischen – krachende Stiegen – auch ein alter Dom – dumpfer Geruch – alte Schemel, ausgehöhlt von den Knien der Pilgrime – kleine sächsische Türen – Beichtstühle wie Theaterkassenlogen – wunderliche Käuze, diese Mönche – Päpste, Lordschatzmeister und alle Arten alter Knaben mit großen roten Gesichtern und abgebrochenen Nasen – alle Tage zu sehen – auch Koller aus Büffelshaut – Luntengewehre – Sarkophage – herrlicher Ort – alte Legenden – wunderliche Historien – kapital«: und der Fremde fuhr in diesem Selbstgespräche fort, bis sie das Wirtshaus zum Ochsen auf der Landstraße erreichten, wo die Kutsche haltmachte.

      »Bleiben Sie hier, Sir?« fragte Nathanael Winkle.

      »Hier? – Ich nicht – aber Sie werden wohl daran tun – gutes Haus – herrliche Betten – Wrights Hotel nebenan, teuer – sehr teuer – 'ne halbe Krone auf die Rechnung, wenn Sie den Kellner nur ansehen – fordern Ihnen mehr ab, wenn Sie bei einem Freunde, als wenn Sie an der Table d'hote speisen – verwünschte Kerle –.«

      Herr Windle wandte sich an Herrn Pickwick und flüsterte ihm einige Worte zu, worauf sich Herr Pickwick mit Herrn Snodgraß, und Herr Snodgraß mit Tupman leise besprach – eine geheime Verständigung, die von allen mit einem beifälligen Kopfnicken begleitet wurde.

      »Sie haben uns diesen Morgen einen sehr wesentlichen Dienst geleistet, Sir«, redete endlich Herr Pickwick den Fremden an. »Wollen Sie uns gestatten. Ihnen einen kleinen Beweis unserer Dankbarkeit zu geben, indem wir Sie um die Ehre Ihrer Gesellschaft bei Tisch bitten?«

      »Mit großem Vergnügen – will zwar nichts vorschreiben, aber Masthähne und Champignons – kapitales Essen! Wieviel Uhr?«

      »Lassen Sie sehen«, versetzte Herr Pickwick, seine Uhr zu Rate ziehend: »es ist bald drei Uhr. Wollen wir um fünf sagen?«

      »Paßt mir ausgezeichnet,« entgegnete der Fremde – »präzis fünf Uhr – bis dahin habe ich die Ehre –«

      Der Fremde lüftete seinen zerdrückten Hut um einige Zolle, setzte ihn nachlässig wieder aufs Ohr, begab sich dann mit seinem Löschpapierpaketchen rasch in den Hof und ging auf die Straße hinaus.

      »Augenscheinlich ein vielgereister Mann und ein trefflicher Beobachter der Menschen und Dinge«, sagte Herr Pickwick.

      »Ich möchte wohl sein Epos lesen«, versetzte Herr Snodgraß.

      »Und ich hätte seinen Hund sehen mögen«, entgegnete Herr Winkle.

      Herr Tupman sagte nichts: aber er dachte an Donna Christina, die Magenpumpe und den Springbrunnen, und seine Augen füllten sich mit Tränen.

      Sie nahmen ein gemeinschaftliches Zimmer, und nachdem sie die Betten untersucht und ein Mittagessen bestellt hatten, verließen sie den Gasthof, um sich die Stadt und ihre Umgebung anzusehen.

      Nach einem sorgfältigen Durchlesen von Herrn Pickwicks Notizenbuch finden wir nicht, daß seine Bemerkungen über die vier Städte Stroud, Rochester, Chatam und Brompton8 sich von denen anderer Reisenden, die gleichfalls diese Orte besuchten, wesentlich unterscheiden. Wir können das Allgemeine seiner Schilderung kurz zusammenfassen.

      »Die Haupterzeugnisse dieser Städte«, sagt Herr Pickwick, »scheinen Soldaten, Matrosen, Juden, Kreide, Krabben, Polizeidiener und Werftarbeiter zu sein. Die Haupthandelsartikel, die man in den Straßen ausgestellt sieht, sind Schiffsbedarf, Zwieback, Apfel, Schollen und Austern. Die Straßen geben ein sehr belebtes Bild, besonders wegen der Lustigkeit des Militärs. Es ist in der Tat für ein philanthrophisches Herz ergötzlich, diese Braven unter dem Gewichte physischer und materieller Begeisterung einhertaumeln zu sehen, besonders wenn wir in Betracht ziehen, daß sie den ihnen nachziehenden Gassenjungen eine wohlfeile, unschuldige Unterhaltung und Anlaß zu tausend Scherzen bieten. Nichts (fügt Herr Pickwick bei) kommt der

Скачать книгу