Die Memoiren des Sherlock Holmes. Arthur Conan Doyle

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Die Memoiren des Sherlock Holmes - Arthur Conan Doyle

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im Flur gewartet hatte, auf uns zu und legte dem Inspektor die Hand auf den Ärmel. Ihr Gesicht war verhärmt, abgezehrt und ängstlich besorgt, gezeichnet von jüngst erlittenen Schrecken.

      »Haben Sie sie gefaßt? Haben Sie sie gefunden?« stieß sie hervor.

      »Nein, Mrs. Straker; aber Mr. Holmes hier ist aus London gekommen, um uns zu helfen, und wir werden alles Menschenmögliche tun.«

      »Ich habe Sie doch kürzlich in Plymouth auf einer Gartenparty getroffen, Mrs. Straker«, sagte Holmes.

      »Nein, Sir, Sie irren sich.«

      »Meine Güte; ich hätte wahrhaftig darauf schwören können. Sie trugen ein Kostüm aus taubengrauer Seide mit einem Besatz von Straußenfedern.«

      »Ein solches Kleid habe ich nie besessen, Sir«, antwortete die Dame.

      »Aha; damit hat sich das wohl erledigt«, sagte Holmes; und mit einer Entschuldigung folgte er dem Inspektor nach draußen. Ein kurzer Gang übers Moor brachte uns zu der Senke, in der man den Leichnam gefunden hatte. An ihrem Rand stand der Ginsterstrauch, an dem der Mantel gehangen hatte.

      »In jener Nacht herrschte kein Wind, wie ich hörte«, sagte Holmes.

      »Nein; aber sehr heftiger Regen.«

      »In diesem Fall ist der Mantel nicht gegen die Ginstersträucher geweht, sondern hingehängt worden.«

      »Ja, er wurde über den Strauch gebreitet.«

      »Sie wecken mein Interesse. Wie ich sehe, ist der Boden ganz erheblich zertrampelt worden. Zweifellos sind seit Montagnacht viele Füße darübergelaufen.«

      »Man hat hier nebenan eine Matte hingelegt, und auf der haben wir alle gestanden.«

      »Ausgezeichnet.«

      »In dieser Tasche habe ich einen von den Stiefeln, die Straker trug, einen von Fitzroy Simpsons Schuhen und ein altes Hufeisen von Silberstern.«

      »Mein lieber Inspektor, Sie übertreffen sich selbst!«

      Holmes nahm die Tasche und schob, indem er in die Senke abstieg, die Matte etwas weiter zur Mitte hin. Dann streckte er sich der Länge nach darauf aus, stützte das Kinn auf die Hände und unterzog den zertrampelten Erdboden vor ihm einer sorgfältigen Untersuchung.

      »Hallo!« sagte er plötzlich, »was ist denn das?«

      Es war ein halbverbranntes Wachsstreichholz, das so schmutzbedeckt war, daß es zunächst wie ein kleiner Holzspan aussah.

      »Ich kann mir nicht erklären, wie ich das übersehen konnte«, sagte der Inspektor mit ärgerlichem Gesicht.

      »Es war nicht zu sehen, im Schlamm versunken. Ich habe es nur gesehen, weil ich danach gesucht habe.«

      »Was! Sie haben erwartet, es zu finden?«

      »Ich hielt es für nicht unwahrscheinlich.« Er nahm die Stiefel aus der Tasche und verglich die Abdrücke beider mit den Spuren auf dem Boden. Dann stieg er zum Rand der Senke hinauf und kroch zwischen den Farnsträuchern und Büschen umher.

      »Ich fürchte, es gibt keine weiteren Spuren«, sagte der Inspektor. »Ich habe den Boden hundert Yards nach jeder Richtung sorgfältig abgesucht.«

      »Sieh da!« sagte Holmes und stand auf. »Dann werde ich nicht die Unverschämtheit haben, es noch einmal zu tun, nach dem, was Sie sagen. Aber ich würde gern einen kleinen Spaziergang übers Moor machen, bevor es dunkel wird, damit ich morgen das Gelände kenne, und ich denke, ich werde als Glücksbringer dieses Hufeisen einstecken.«

      Colonel Ross, der wegen des bedächtigen und systematischen Vorgehens meines Gefährten gewisse Anzeichen von Ungeduld hatte erkennen lassen, schaute auf seine Uhr.

      »Es wäre mir recht, wenn Sie mit mir zurückkämen, Inspektor«, sagte er. »Es gibt da einige Punkte, zu denen ich gern Ihren Rat hätte, insbesondere dazu, ob wir es der Öffentlichkeit nicht schuldig sind, den Namen unseres Pferdes von der Starterliste für den Cup zu streichen.«

      »Ganz und gar nicht«, rief Holmes mit Bestimmtheit. »Ich würde den Namen stehen lassen.«

      Der Colonel verbeugte sich. »Es freut mich sehr, Ihre Meinung gehört zu haben«, sagte er. »Sie finden uns im Hause des armen Straker, wenn Sie Ihren Spaziergang beendet haben, und dann können wir gemeinsam nach Tavistock fahren.«

      Er kehrte mit dem Inspektor um, während Holmes und ich gemächlich übers Moor gingen. Die Sonne schickte sich an, hinter den Ställen von Capleton zu versinken, und die weite, abfallende Ebene vor uns war von einem Goldton angehaucht, der sich zu einem satten Rotbraun vertiefte, wo die welken Farne und Brombeersträucher das Abendlicht einfingen. Aber die Herrlichkeiten der Landschaft waren an meinen Gefährten, der tief in Gedanken versunken war, ganz und gar verschwendet.

      »Es verhält sich so, Watson«, sagte er schließlich. »Wir können die Frage, wer John Straker ermordet hat, einstweilen außer acht lassen und uns darauf beschränken, herauszufinden, was aus dem Pferd geworden ist. Einmal angenommen, es ist während oder nach der Tragödie durchgegangen, wohin könnte es dann gelaufen sein? Das Pferd ist ein ausgesprochenes Herdentier. Wenn man es sich selbst überließe, würde es instinktiv entweder nach King's Pyland zurückkehren oder nach Capleton hinüberlaufen. Warum sollte es im Moor herumirren? Gewiß wäre es mittlerweile gesehen worden. Und warum sollten Zigeuner es entführen? Diese Leute machen sich stets davon, wenn sie von Scherereien hören, denn sie wollen nicht von der Polizei belästigt werden. Sie hätten keine Hoffnung, ein solches Pferd verkaufen zu können. Sie würden ein großes Risiko eingehen und nichts gewinnen, wenn sie es raubten. So viel ist sicher klar.«

      »Wo ist es also?«

      »Ich habe bereits gesagt, daß es nach King's Pyland oder nach Capleton gelaufen sein muß. Es ist nicht in King's Pyland, mithin ist es in Capleton. Lassen Sie uns das als Arbeitshypothese annehmen und sehen, wohin es uns führt. Dieser Teil des Moors ist, wie der Inspektor bemerkt hat, sehr hart und trocken. Aber gegen Capleton hin neigt es sich, und von hier aus können Sie erkennen, daß dort drüben eine langgestreckte Senke liegt, die Montagnacht sehr feucht gewesen sein muß. Wenn unsere Annahme richtig ist, dann muß das Pferd sie durchquert haben, und wir sollten an dieser Stelle nach seinen Spuren suchen.«

      Wir waren während dieses Gesprächs flott weitermarschiert und erreichten binnen weniger Minuten die fragliche Senke. Auf Holmes' Bitte ging ich an ihrem rechten und er an ihrem linken Rand entlang, aber ich hatte noch keine fünfzig Schritte getan, als ich ihn einen Ruf ausstoßen hörte und sah, wie er mir zuwinkte. In der weichen Erde vor ihm zeichnete sich deutlich die Spur eines Pferdes ab, und das Hufeisen, das er aus der Tasche zog, paßte genau in die Abdrücke.

      »Da sehen Sie den Wert der Phantasie«, sagte Holmes. »Das ist genau die Eigenschaft, die Gregory fehlt. Wir haben uns vorgestellt, was hätte passiert sein können, sind von dieser Annahme ausgegangen und sehen uns bestätigt. Gehen wir weiter.«

      Wir überquerten den sumpfigen Grund und gingen über eine Viertelmeile trockenen, harten Grasbodens. Wieder fiel das Gelände ab, und wieder stießen wir auf die Spuren. Dann verloren wir sie für eine halbe Meile aus den Augen, nur um sie recht nahe bei Capleton wieder aufzufinden. Es war Holmes, der sie als erster sah, und er blieb stehen und deutete mit einem Ausdruck des Triumphs darauf. Neben der Spur des Pferdes war die eines Menschen erkennbar.

      »Vorher

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