Seligenstädter Einladung. Группа авторов

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neuen Bett

      sie hat’ s geschafft

      »Selig sei die Stadt genannt«

      ein neues Leben wartet,

      in den alten Gassen

      Na klar, der andre wird sie hassen.

      Aus dem Haus gerannt

      in kleinen Läden stöbern

      die Welt ist in Orange getaucht.

      Ein blaugrün’ Band für ihren Schopf

      Ein himbeernes für meinen

      Wir lachen und die Welt steht Kopf

      »Selig sei die Stadt genannt«.

      Geleit und Löffeltrunk

      Dieter Petrosch

      Ihr lieben Leut’, ist wieder Zeit,

      Wir sind bis Frankfurt das Geleit.

      Könnt, Kaufleut’, Euch zwar selber wehr’ n,

      Doch davon leben Landesherrn.

      Versicherungszwang, Schutz für Geld,

      Obrigkeit gut am Leben hält.

      Mancher klagt, es ist mafios,

      Wir rühmen, es ist »famios«.

      Zeit dauert so lang, Weg gar weit,

      Gibt Weintrinkern Gelegenheit.

      Der Neulinge Löffeltrunk-Brauch

      – Liter auf Ex –, könnt Ihr doch auch.

      Ein Meistertrunk ist das noch nicht,

      Aus Rothenburg stammt der Bericht.

      Nusch schafft drei Liter, plus, wetten?

      Galt, Stadt heil vor Tilly retten.

      Nach Frankfurt ist’s immer noch weit,

      Aber im Suff, was heißt da Zeit?

      Wann ging Mann los, wann kommt Frau an?

      Egal, Hauptsache Spaß daran.

      Ihr seid nicht spät, sorgt Euch nicht viel,

      Wisst Ihr nicht, der Weg ist das Ziel?

      Unterwegs schon da! Lasst Euch Zeit,

      Wem nützt schon Überpünktlichkeit.

      Geleit der Planken

      Bernhard Bauser

      Im Frühdunst

      aus der sorglosen Mainprovinz

      ohne S-Bahn, Brücke, Jobs

      zu Termitentürmen

      Pendler aus Seligenstadt

      Geld pulst im Asphaltgeäder

      Unfalltod real und ärgerlich

      Abends im Traumverlies

      den letzten Tropfen

      ins bunte Vergessen verschüttet

      so viel Zeit wieder

      vom großen Lebenslöffel

      Geleit

      Natalie Himmelsbach

      die Menschen sind Wanderer,

      nur ich, ich wandere nicht.

      ich sitze am Weg und du,

      du gehst wie ein Mond im Kreis.

      vom Weg habe ich gelernt,

      wie einer ein Ziel ist. das Zielen

      habe ich am Wegrand gelernt.

      ich ziele gut.

      ich sehe dich kommen.

      Schon von weitem erkenne ich

      deine Gestalt und Gang.

      wenn du nah bist, bewerfe ich dich

      mit Stöcken und gelegentlichen Steinen.

      das tue ich dir zum Zeichen.

      Ich nehme von den Stöcken die mürben

      und von den Steinen die weichen

      als meine Art, dir zu beweisen, Vorübergehender,

      wie ich zärtlich bin, dir zum Geleit.

      Erinnerung gesucht

      Peter Jabulowsky

      O

      ft fahre ich in diese Stadt am Untermain. Warum? Ich muss in einem früheren Leben ein Seligenstädter gewesen sein. Vielleicht suche ich nach Zeichen. Zu gern möchte ich mich erinnern.

      Vom Fastnachtszug im Schlumberland habe ich gehört. Den gibt es schon seit mehr als hundert Jahren. Auch fühle ich mich manchmal schlumberlich. Ob das von damals übrigblieb, kann ich nicht sagen, kann mich an eine alte Fastnacht nicht erinnern.

      Auch katholisch bin ich nicht. Habe bis vor Jahresfrist von Einhard nie gehört. Und doch erscheint er mir vertraut, der Baumeister und Biograph.

      Die Märtyrer Marcellinus und Petrus sind mir völlig unbekannt. Dennoch scheinen sie, bei meinem Gang durch die Basilika, mir im Geiste zu winken. Ich durchstreifte die Jahrhunderte in dicken, alten Büchern. Ob ich den Herren persönlich je begegnet war? Weder an den Priester noch an den Exorzisten kann ich mich erinnern.

      Sollte ein Beamter ich gewesen sein, der mit Grandeur den fahrenden Händlern den Löffeltrunk reichte? Oder habe ich gar als Offizier mit blankem Schwert und meinen Mannen raffgierige Händler auf ihrem Weg zur Stadt hinaus durch den düsteren Wald geleitet? Ich kann mich nicht erinnern.

      Der Abt Colchon und die Wallonen erschienen mir, als ich von dem Geschehen hörte, gleich sympathisch. Ich durchforste meinen Kopf und finde keinen Hinweis, ob ich dabei gewesen war. Ich kann mich einfach nicht erinnern.

      Vielleicht war ich doch nie ein Seligenstädter. Der pure Zufall will es, dass hier meine Freunde leben. Ich sitze gern mit ihnen vor herausgeputzten Fachwerkhäusern in einem grünen Gasthausgarten und trinke Glaabs.

      Außerdem traf ich hier Menschen, die mit Sprache spielen. Gemeinsam verhaken wir Worte zu klingenden

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