Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Niemand, dem sie bis jetzt begegnet war, hatte die Saite in ihr zum Klingen bringen können, die ihr signalisierte, daß es der Richtige sei. Mehr, als ein paar oberflächliche Freundschaften hatte sie nicht gehabt, und als sie das einzige Mal drauf und dran war, sich ernsthaft zu verlieben, da merkte sie noch rechtzeitig, daß der Schuft verheiratet war und nur ein Abenteuer suchte:
»Egal«, murmelte sie. »Irgendwann wird mir schon einer über den Weg laufen.«
*
»Grüß Gott, Herr Unger«, Ria Stubler lächelte den jungen Mann an. »Haben S’ sich schon ein bissel umgeschaut?«
»Ja, Frau Stubler, und ich muß sagen, ich bereue nicht, hergekommen zu sein«, antwortete er. »Es ist ja wunderschön hier! Dabei habe ich erst einen kleinen Spaziergang durch den Ort gemacht. Ich bin gespannt, was ich noch alles entdecken werde.«
»Also, auf gar keinen Fall dürfen S’ versäumen, die Kirche anzuschauen«, riet die Wirtin der gleichnamigen Pension. »Und dann das alte Jagdschloß im Ainringer Wald. Außerdem gibt’s da noch…«
Ria zählte noch eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten auf, die ihrer Meinung nach einen Besuch wert waren. Regelrecht ins Schwärmen geriet sie, während sie über die Schönheiten ihrer Heimat redete.
»Ich seh schon«, lachte Florian, »an Ihnen ist eine Tourismusmanagerin verlorengegangen.«
Er ließ sich seinen Schlüssel geben und ging in sein Zimmer hinauf, das im ersten Stock lag. Florian hatte kaum die Tür geschlossen, als sein Handy klingelte.
»Hallo, Mama«, sagte er, nachdem er das Gespräch angenommen hatte. »Du, entschuldige, ich wollte mich gleich melden, nachdem ich angekommen war, aber irgendwie hatte ich grad keinen Empfang.«
»Na, jetzt sprechen wir uns ja«, sagte seine Mutter. »Und wie ist es dort in St. Johann?«
»Herrlich. Ich bin froh, daß ich nicht nach Spanien geflogen bin. Hier scheint die Sonne genauso, und ich werde bestimmt genauso braun, als wenn ich irgendwo am Strand liege, eingequetscht zwischen tausend anderen Urlaubern, wie eine Ölsardine in der Dose.«
»Das freut mich, mein Junge, daß es dir dort so gut gefällt. Hast du dir denn schon was ausgedacht, was du unternehmen willst?«
»Mal sehen. Ich bin ja erst seit einer Stunde hier. Aber einen ersten Spaziergang habe ich schon gemacht. Heute nachmittag schaue ich mir die Kirche an. Die Frau Stubler, das ist die Wirtin, hat sie mir wärmstens empfohlen. Und dann muß ich sehen, daß ich mich noch einer Wandergruppe anschließen kann. Sonst habe ich eine Ausrüstung ganz umsonst mitgenommen.«
»Dann wünsche ich dir viel Glück dabei. Und melde dich bei Gelegenheit wieder.«
»Mach ich, Mama«, versprach Florian und beendete das Gespräch, nachdem er seinen Vater noch gegrüßt hatte.
Dann machte er sich daran, seinen Koffer und die Reisetasche auszupacken. Letztere enthielt seine Wanderausrüstung; Jacke, Hose, derbe Schuhe und einen Hut. Florian hatte das alles erst gekauft, bevor er aus Erlangen abgefahren war. Der Entschluß, in diesem Jahr mal nicht in den Süden zu fahren, war ganz spontan gekommen. Eigentlich wäre er jetzt mit einigen Freunden auf dem Weg nach Mallorca gewesen. Die Kumpels hatten gar nicht verstehen können, warum Florian seine Meinung so plötzlich geändert hatte.
»Ach, immer dieser ewig volle Strand.« Er hatte den Kopf geschüttelt, als sie ihn doch noch zu überreden versuchten. »Außerdem ist es in Deutschland doch auch sehr schön.«
»Aber die Frauen…«, hatte Tim vielsagend gegrinst.
Die Bemerkung entlockte Florian nur ein müdes Achselzucken.
»Die gibt’s doch überall«, erwiderte er und hielt an seinem Vorsatz fest.
Abgesehen davon, daß er wirklich keine Lust auf volle Strände und durchfeierte Nächte hatte, gab es noch einen anderen Grund für seinen Entschluß, den Urlaub alleine zu verbringen, und der hieß Evelyn Kramer. Über ein Jahr waren sie ein Paar gewesen, bis die hübsche Kollegin ihm den Laufpaß gab. Für Florian völlig überraschend, denn er hatte nicht geahnt, daß Evelyn sich in einen anderen Mann verliebt hatte. Bis jetzt war er nicht über diese Enttäuschung hinweggekommen, und jedesmal, wenn er an sie dachte, tat ihm das Herz noch weh.
Leider dachte er nicht nur sehr oft an sie –, sie liefen sich auch jeden Tag in der Firma über den Weg, was die Sache nicht einfacher machte.
Nachdem die Sachen im Kleiderschrank verstaut waren, trat er auf den umlaufenden Balkon hinaus und sog tief die herrlich klare Luft ein. Ein Duft aus würzigen Kräutern und Blumen lag darin. Wie zum Greifen nahe standen die Berge da und lockten ihn mit ihren schneebedeckten Gipfeln. Florian hatte noch nie eine Bergtour gemacht, aber schon oft hatte es ihn gereizt. In diesem Jahr sollte es endlich soweit sein.
Er ging wieder hinein und schloß die Balkontür. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, daß es bereits früher Nachmittag war. Seit er am Morgen von zu Hause losgefahren war, hatte er nichts mehr gegessen und verspürte ein leichtes Hungergefühl. Aber bevor er essen ging, wollte er zur Touristeninformation und sich wegen eines Bergführers erkundigen.
Wenn er Pech hatte, waren bereits alle ausgebucht, und dann war es nichts mit einer Tour.
Florian hatte sein Zimmer gerade abgeschlossen, als er auf der Treppe Stimmen vernahm. Die eine gehörte Ria Stubler, wie er an ihrem Dialekt feststellte, die andere einer Frau.
Im nächsten Moment hatten sie den Treppenabsatz erreicht.
»So, da wären wir auch schon«, sagte die Wirtin und blieb vor der Tür zum Nachbarzimmer stehen.
Florian nickte ihnen zu und murmelte einen Gruß. »Schönen Nachmittag, Herr Unger«, wünschte Ria und schloß auf.
Die andere Frau hatte den Kopf gewandt, und ihre Blicke begegneten sich. Für einen Moment hatte Florian das Gefühl, ein Blitz durchfahre ihn. Er konnte nicht anders und mußte sie weiter ansehen, auch wenn er selbst merkte, daß das ungehörig war.
Ria Stubler hatte die Tür geöffnet und ließ der jungen Frau den Vortritt. Die drehte noch einmal den Kopf, ehe sie das Zimmer betrat.
Florian war sicher, daß sie gelächelt hatte, als sie ihn ansah…
*
Babette war am Morgen schlecht aus dem Bett gekommen. Der Nachmittag mit Karin hatte sich bis in den Abend hineingezogen, und als dann schließlich noch eine weitere Freundin auftauchte, war klar, daß es sehr spät werden würde.
Genauer gesagt war es zwei Uhr in der Frühe, als Babette endlich zu Hause in ihrem Bett lag. Da sie vergessen hatte, den Wecker zu stellen, stand sie erst kurz nach neun auf, duschte rasch und machte sich hastig ein kleines Frühstück. Wohnungs- und Briefkastenschlüssel wurden bei der Nachbarin abgegeben, die eine gute Fahrt und schönen Urlaub wünschte, und dann ging es los. Da Allersberg direkt an der Autobahn liegt, war sie schnell auf der A3 und dann auf der A9, die direkt nach Süden führt. Schon bald fuhr Babette an Ingoldstadt vorbei und erreichte gegen Mittag München. Sie umfuhr die bayerische Landeshauptstadt und wechselte auf die Autobahn 95, die die Lehrerin erst wieder verließ, bevor sie ohnehin kurz vor Garmisch Partenkirchen endete.
Es war kurz nach drei, als sie