Eine Geschichte von zwei Städten. Charles Dickens

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Eine Geschichte von zwei Städten - Charles Dickens

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Interesse der Szene leicht zu ihm gelangen konnte.

      »Jerry, wenn Ihr essen wollt, so könnt Ihr es tun: aber bleibt in der Nähe. Ihr werdet schon hören, wenn die Geschworenen wieder eintreten. Findet Euch dann eiligst ein, denn ich wünsche, daß der Wahrspruch unverweilt an die Bank gelange. Ihr seid der flinkste Bote, den ich kenne, und werdet lange vor mir Temple Bar erreichen.«

      Jerry hatte gerade genug Stirne, um sich daran klopfen zu können; er stieg also in Anerkennung des Auftrages und des ihn begleitenden Shillings hinauf. In demselben Augenblick kam Mr. Carton heran und berührte Mr. Lorry am Arme.

      »Was macht die junge Dame?«

      »Sie ist sehr erschüttert: ihr Vater aber tröstet sie, und außerhalb des Gerichtssaales fühlt sie sich besser.«

      »Ich will dies dem Gefangenen sagen. Ihr wißt, für einen achtbaren Bankherrn, wie Ihr seid, würde es sich nicht schicken, wenn man Euch öffentlich mit ihm reden sähe.«

      Nr. Lorry errötete, als fühle er sich schuldig, gerade selbst diesen Gedanken gehabt zu haben, und Mr. Carton ging nach der andern Seite der Schranke hinüber. Der Hauptausgang des Saales lag in derselben Richtung, und Jerry folgte ihm, ganz Auge und Ohr.

      »Mr. Darnay.«

      Der Gefangene kam sogleich in den Vordergrund.

      »Ihr seid natürlich begierig, etwas von der Zeugin Miß Manette zu hören. Es wird mit ihr schon wieder recht werden. Ihr habt das Schlimmste von der Aufregung gesehen.«

      »Es tut mir sehr leid, die Ursache gewesen zu sein. Könntet Ihr wohl in meinem Namen ihr dies sagen und ihr zugleich meinen wärmsten Dank ausdrücken?«

      »Ja, das kann ich wohl und will es auch tun, wenn Ihr es verlangt.«

      Mr. Cartons Wesen war so unbekümmert, daß es fast an Unverschämtheit grenzte. Er stand halb von dem Gefangenen abgewendet da und hatte seinen Ellenbogen auf die Schranke gestützt.

      »Ich bitte Euch darum. Nehmt meinen herzlichen Dank dafür.«

      »Welche Hoffnung habt Ihr, Mr. Darnay?« fragte Mr. Carton, noch immer halb abgewandt.

      »Eine schlechte.«

      »Das ist klug von Euch, denn der schlimme Ausgang hat eine große Wahrscheinlichkeit für sich. Doch meine ich, das Abtreten der Geschworenen sei ein günstiges Zeichen.«

      Da ein Stehenbleiben in den Gängen des Saals nicht gestattet war, so hörte Jerry nichts weiter; er verließ sie, wie sie nebeneinander standen und von dem Spiegel oben zurückgestrahlt wurden, beide sich so ähnlich an Gestalt und so unähnlich im Wesen.

      Anderthalb Stunden entschwanden schleppend in den von Dieben und Spitzbuben wimmelnden Gängen unten, obschon Hammelpastetchen und Ale mithalfen. Der heisere Bote hatte, nachdem er die ebengenannte Stärkung eingenommen, auf einer unbequemen Bank Platz gefunden und war eingeduselt, als auf einmal ein Lärm ihn wieder weckte und ein Menschenstrom, der die zum Gerichtssaale führenden Treppen hinanwogte, ihn mit sich fortriß.

      »Jerry! Jerry!«

      Mit diesem Rufe empfing ihn Mr. Lorry schon an der Tür.

      »Hier, Sir. Das hat Gewalt gebraucht, um wieder hereinzukommen. Hier bin ich, Sir!«

      Mr. Lorry händigte ihm durch das Gedränge ein Blatt Papier ein.

      »Hurtig! Habt Ihr's?«

      »Ja, Sir.«

      Auf das Blatt war in Eile das Wort geschrieben: »Freigesprochen.«

      »Wenn er mich heute wieder hätte ausrichten heißen: ›Ins Leben zurückgerufen‹«, murmelte Jerry, indem er sich umwandte, »so würde ich verstanden haben, was er diesmal damit sagen will.«

      Er hatte keine Gelegenheit, noch etwas Weiteres zu sagen oder auch nur zu denken, bis er die alte Bailey hinter sich hatte; denn die Menge strömte mit solcher Gewalt nach, daß sie ihn fast vom Boden aufhob. Das laute Summen fegte in die Straße hinaus, als ob die in ihrer Erwartung getäuschten Schmeißfliegen sich nach allen Richtungen zerstreuten, um ein anderes Aas zu suchen.

      *

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