Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman. Marie Francoise
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Читать онлайн книгу Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman - Marie Francoise страница 40
Als er das Zimmer betrat, fand er seinen kleinen Bruder weinend vor.
»Perry, was ist denn los?« fragte Dr. Parker besorgt und eilte an sein Bett.
»Mir ist so schlecht«, jammerte der Junge kläglich.
Behutsam streichelte Jeff über seine Haare, bemerkte das ängstliche Zusammenzucken und wurde von erneuter Wut auf die ihm persönlich unbekannte Rebecca Horn ergriffen. Allerdings war es vermutlich besser, daß er sie nicht kennengelernt hatte.
»Das kommt von der Infusion«, erklärte Dr. Parker nun. »Antibiotika können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen, aber die Infusion ist in deinem Fall leider nicht zu umgehen.« Er half Perry, sich aufzusetzen und hörte gewissenhaft Herz und Lunge ab, dann sah er ihn aufmerksam an. »Wirst du mich heute freiwillig in deinen Mund schauen lassen?«
Perry zögerte, dann nickte er.
»Fein.« Dr. Parker lächelte ihn an. »Dann mach mal schön auf, und streck’ deine Zunge heraus.«
Perry gehorchte, und Jeff wußte, daß das schon ein großer Vertrauensbeweis des Jungen war.
»Ein paar Tage wirst du die Infusionen noch bekommen müssen«, stellte Dr. Parker fest, während er ihn wieder fürsorglich zudeckte, dann stützte er sich über Perrys Körper hinweg auf der anderen Seite des Bettes ab. »Was würdest du wohl davon halten, für immer hierzubleiben?«
Der Junge erschrak. »In der Klinik?«
Jeff mußte lachen und schüttelte den Kopf. »Nein, Perry, natürlich nicht in der Klinik, sondern hier in Steinhausen. Bei Alec und mir eben.«
Aus weitaufgerissenen Augen starrte Perry ihn an. »Aber… Mama… sie wird das niemals erlauben.«
»Das werden Alec und ich schon irgendwie hinkriegen«, versicherte Dr. Parker. »Wichtig ist mir im Moment nur, was du möchtest.«
»Ich will nicht mehr heim«, flüsterte Perry bestimmt. »Bei Onkel Alec ist es so schön.«
Dr. Parker nickte, als hätte er genau diese Antwort erwartet. »Ich nehme an, Pam denkt genauso.«
Perry nickte. »Sie haßt Mama.« Er senkte den Kopf. »Ich nicht. Ich habe nur solche Angst… wenn sie mich schlägt… und bestraft…«
»Dazu wird sie nie wieder Gelegenheit haben«, versprach Dr. Parker. »Alec und ich haben uns vergangene Nacht lange und eingehend unterhalten. Er wird die Villa in San Francisco verkaufen und hierher übersiedeln – mit dir und Pam. In dem Haus, wo meine Frau und ich wohnen, wird in Kürze die Erdgeschoßwohnung frei. Ursprünglich wollten Karina und ich dort hinunterziehen, aber genaugenommen brauchen wir eigentlich gar keine größere Wohnung.«
In Perrys Augen leuchtete für einen Moment die Sonne auf. »Heißt das, wir werden künftig alle in einem Haus wohnen?«
Jeff nickte. »Alec wird sich hier eine Stellung suchen, aber als Arzt wird auch er im Schichtdienst arbeiten müssen. Er ist nicht verheiratet, deshalb wird es nötig sein, daß wir gemeinsam nachweisen, wie wir die Aufsichtspflicht für euch regeln. Wenn wir alle im selben Haus wohnen, wird es wegen des Sorgerechts für dich und Pam keine größeren Probleme geben, denn einer von uns wird immer für euch da sein. Im übrigen werdet ihr von eurer Mutter nachweislich mißhandelt, was in einem Prozeß deutlich gegen sie sprechen wird – vorausgesetzt, es kommt überhaupt dazu.«
Da konnte Perry zum ersten Mal wieder lächeln. Er zögerte noch einen Moment, dann schlang er seine Arme um Jeffs Nacken, obwohl der Infusionsschlauch dabei ziemlich im Weg war.
»Ich habe mir immer einen großen Bruder gewünscht«, gestand er leise. »Einen, der mich beschützt… der mir hilft und… der mich lieb hat.«
Die Worte rührten an Jeffs Herz. Ganz sanft streichelte er über Perrys Kopf und Rücken. Dabei zuckte der Junge zum ersten Mal nicht mehr angstvoll zusammen.
»Ich habe dich lieb, Perry«, meinte Jeff. »Ich habe dich vom ersten Augenblick an lieb gehabt, und daran wird sich auch nie etwas ändern.«
*
Dr. Daniel konnte nicht fassen, daß Manon ihn wirklich verlassen hatte. Zuerst ging er in der Praxis von Raum zu Raum, dann durchstreifte er den Garten und kehrte schließlich erschöpft in seine Wohnung zurück. Auch hier sah er noch einmal in jedes Zimmer, doch er war allein.
Niedergeschlagen ließ er sich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen, doch ohne Manon schien hier alles nur noch halb so gemütlich zu sein.
Die vielen schlaflosen Nächte machten sich bemerkbar. Dr. Daniels Kopf dröhnte, als wolle er gleich zerspringen. Er preßte beide Handflächen gegen die Schläfen, fühlte, wie seine Augen brannten und wünschte sich nichts sehnlicher, als die Zeit um zwei Wochen zurückdrehen zu können.
»Robert.«
Wie elektrisiert blickte er auf und direkt in ihr Gesicht. Er hatte das Gefühl, einen Traum zu erleben.
»Manon«, flüsterte er, als hätte er Angst, sie könnte sich in Luft auflösen, wenn er jetzt zu laut sprechen würde.
Langsam stand er auf und überlegte, was er sagen, wie er ihr alles erklären könnte. Doch als er dann vor Manon stand, nahm er sie einfach in die Arme.
»Ich liebe dich«, gestand er in einem Ton, der keinen Zweifel an der Wahrhaftigkeit seiner Worte aufkommen ließ.
Er spürte, wie Manons Anspannung nachließ, wie sie sich zärtlich an ihn schmiegte.
»Ich habe Fehler gemacht«, meinte sie.
Da rückte Dr. Daniel ein wenig von ihr ab – gerade so weit, daß er in ihr Gesicht sehen konnte. »Du?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, Manon, die Fehler lagen bei mir. Ich hätte mit Rebecca niemals ausgehen dürfen, obwohl es wirklich harmlos war. Nur… was in meinem Kopf ablief… ich war auf einmal so unsicher. Nicht in meiner Liebe zu dir, aber… sie weckte Gefühle, die sich nur schwer steuern ließen. Trotzdem… ich schwöre dir, daß ich dir keine Sekunde lang untreu war.« Er blickte zu Boden. »Im übrigen war sie es nicht wert, daß ich mich auch nur mit ihr unterhalten habe, aber das wurde mir erst viel zu spät klar.«
Liebevoll streichelte Manon sein Gesicht. »Ich hätte mit dir sprechen müssen… gleich nach unserem ersten Streit, aber… ich war so schrecklich eifersüchtig – auf die Praxis, auf die Klinik, sogar auf Tessa, eigentlich auf alles. Und wie ich dich dann mit dieser anderen Frau sah… ich dachte, ich müßte verrückt werden vor Eifersucht. Dazu kam, daß ich mich auch noch schuldig fühlte. Unser Streit wegen nichts und wieder nichts… ich war es doch, die dich damit in die Arme der anderen getrieben hat. Das zu wissen, war das Schrecklichste an allem. Ich steigerte mich immer mehr hinein und gestern war ich dann überzeugt, daß es nur einen Weg geben würde, um damit fertigzuwerden. Ich wollte dich verlassen… die Scheidung einreichen, aber dann… ich war noch nicht einmal eine Stunde weg, da hatte ich solche Sehnsucht nach dir. Ich wußte, daß ich ohne dich niemals leben könnte.« Aufschluchzend drängte sie sich in seine Arme. »Verzeih mir, Robert.«
Dr. Daniel hielt sie liebevoll an sich gedrückt und wußte, daß etwas geschehen mußte. Sie waren an einem Punkt angekommen,wo sie nicht mehr so weitermachen konnten wie bisher.