Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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»Sie können sich auf mich verlassen, Frau Roßbacher!«
Mit Eifer stellte Tina eine vollständige Kollektion zusammen, Dirndl, Röcke, Blusen, Hosen, Westen, Pullover, Jacken und Zubehör. Bald türmte sich auf dem großen Tisch im Lager ein ganzer Berg Kleidungsstücke. Tina war sich unsicher.
»Sie wollen das alles kaufen?«
»Ja, Tina, das will ich! Ich weiß doch, was meinem Buben gefällt. Er ist nicht so für das moderne Zeug. Er ist ein bissel traditionell.«
Tina errötete.
»Ist was, Madl? Du hast ja einen ganz roten Kopf!«
»Nein, nein! Nein! Ich bin nur so in Eifer, weil Sie so viel kaufen wollen. Das gab es noch nie!« log Tina.
Tina war dem Schicksal dankbar, daß in diesem Augenblick Franz Boller ins Lager kam.
»Na, hast etwas gefunden, Rosel?«
»Ja! Des alles, was auf dem Tisch liegt!«
»Mei, wirklich? Des ist aber net aus der neusten Kollektion. Draußen haben wir schönere Sachen. Allerdings sind diese alle reduziert…«
»Franz! Halt ein! Ums Geld geht es net! Des kannst dir vielleicht denken. Die Tina hier hat gesagt, daß sie sich wohl fühlt in dem Dirndl, das sie trägt. Die Sachen sind nicht für mich. Sie sind ein Geschenk. Ich denke, daß alles so richtig ist. Rechne des zusammen und bringe es mir persönlich noch vor dem Mittag auf den Roßbacher Hof.«
Franz rieb sich das Kinn. Er wagte nicht zu widersprechen.
»Gut! Bis zum Mittag sollst die Sachen haben!«
Dann gab er Tina Anweisung, alles aufzulisten und zu verpacken. Er ging mit der Kundin zurück in den Laden.
Tina mußte sich für einen Augenblick setzen. Ihr schwindelte. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Das war also Poldis Mutter, die reiche Roßbacherin. Und Poldi hatte ein Auge auf eine junge Frau aus der Stadt geworfen. Sie muß Poldis Mutter wohl sehr willkommen sein, tat sie doch alles, daß die junge Frau schnell in Waldkogel als eine der ihren akzeptiert wurde.
Wie sehr muß diese Mutter ihren Sohn lieben, daß sie so an alles denkt, überlegte Tina.
Gleichzeitig versuchte sie mit der Enttäuschung fertig zu werden, daß Poldi wohl sein Herz bereits verschenkt hatte.
Wie konnte ich auch so dumm sein!
Wie konnte ich mir einbilden, er hätte ein Auge auf mich geworfen!
Wer bin ich schon? Eine ungelernte Gelegenheitsarbeiterin, die der Zufall hierher verschlagen hat.
So dachte Tina und nahm all ihre Kraft zusammen. Sie versuchte, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Das war sehr schwer. Immer und immer wieder mußte sie an Poldi Roßbacher denken. Sie sah seine blonden Locken vor sich, seine großen blauen Augen, sein Lachen.
Ich muß ihn mir aus dem Kopf schlagen! Diesen Satz sagte sich Tina immer wieder. Nicht an ihn denken. Ich muß ihn vergessen. Er war nur ein Kunde, der zwei Dirndl kaufte, eines für seine Mutter und das andere war dann wohl für sein Madl. So überlegte Tina.
Ein Traum war für sie zu Ende, bevor er richtig begonnen hatte. Tina seufzte. Aber es war schön zu träumen. Ich werde mich immer an ihn erinnern. Ein Leben lang werde ich mich an ihn erinnern, an den Mann, dem ich heimlich mein Herz geschenkt habe. So ist das also, dachte Tina, wenn man liebt. Ja, ich habe mich in ihn verliebt. Auch wenn nichts daraus wird, werden konnte, so will ich mir doch die Erinnerung daran bewahren – wie die Erinnerung an einen Prinzen aus dem Märchen. Zu träumen, wie es sein würde, wie es gewesen wäre, wenn… ja, wenn, das kann mir niemand nehmen.
»Bist fertig, Tina?« riß sie Franz Boller aus ihren Gedanken.
Tina erschrak.
»Ja, Herr Boller!«
»Dann kannst die Kartons zum Auto bringen. Es steht hinterm Haus im Hof. Ich fahre sie sofort zum Roßbacher Hof. Inzwischen kannst du den Laden alleine machen. Des schaffst du, so tüchtig wie du bist, Tina! Du bist schon außergewöhnlich tüchtig.«
Tina freute sich über das Lob.
»Willst nicht in Waldkogel bleiben? Ich habe mit meiner Frau gesprochen. Wir würden dich gerne einstellen, natürlich als Vollzeitkraft.«
Franz Boller erwartete, daß Tina ihn jetzt vor lauter Freude anstrahlte. Statt dessen schaute sie ihn ziemlich ernst an. Franz Boller war verunsichert.
»Was ist, Tina? Gefällt es dir nicht bei uns?«
»Doch! Ich bleibe auch gerne, bis Ihre Frau wieder gesund ist. Aber nicht länger! Ich möchte nicht in Waldkogel bleiben!«
»Warum? Ich hab’ gedacht, dir gefällt es hier so gut.«
»Es ist auch schön. Aber ich bin doch eher der Stadtmensch.«
»Mei, Madl! Des verstehe jetzt wer will! Was stört dich hier? Was ist hier anders als in der Stadt?«
Tina schaute einen Augenblick auf den Boden.
»Ich will ehrlich sein! Mir gefällt nicht, daß man von jedem Kunden alles weiß, also von den Leuten hier in Waldkogel. Ich habe es lieber anonymer.«
»Ich kann dich gar net umstimmen?«
»Nein! Vielen Dank für das Angebot! Wenn Sie mir etwas Gutes tun wollen, dann möchte ich Sie um ein Zeugnis bitten. Vielleicht schon bald? Dann kann ich mich damit schon anderswo bewerben.«
»Des mache ich gern! Ich bedauere sehr, daß du nicht bleiben willst, wirklich sehr!«
»Ich bedauere es auch sehr! Aber ich würde hier in Waldkogel nicht glücklich werden. Das hat nichts mit Ihnen oder der Arbeit hier zu tun.«
So schnell gab Franz Boller nicht auf.
»Vielleicht überlegst du es dir noch? Die Leute reden hier viel. Aber bös’ meinen sie es nicht. Waldkogel ist schon ein besonderer Ort. Die Leut’ halten hier zusammen wie in einer großen Familie. Klar gibt es da auch mal Streitigkeiten, und einer ärgert sich über den anderen. Aber am Ende kommt alles wieder ins Lot. Die Leute hier, die tragen ihr Herz auf der Zunge. Sind sie glücklich, reden sie. Ist ihnen eine Laus über die Leber gekrochen, dann reden sie auch. Bös’ meinen sie es nicht. Bös’ können sie in ihren Herzen gar net sein. Weißt, früher – das war noch so, als ich ein junger Bub war – früher, da hat man sich am Brunnen drüben vor der Kirche getroffen und geredet, über Gott und die Welt. Heute kommen die Leut’ hier in den Laden und reden. Des muß dich net stören. Es ist auch unterhaltsam, Tina.«
»Ich bin