Life is not a fu***ing Lovesong. Kelly Stevens
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Sowohl Sessel als auch Sofa sehen wie Antiquitäten aus. Vorsichtig nehme ich Platz und lege Aufnahmegerät, Block, Stift und meinen Ausdruck mit den Fragen vor mich auf einen niedrigen Couchtisch.
Al lässt sich in den Sessel fallen und nimmt von Trevor eine Dose Cola entgegen. Sie muss sehr kalt sein, denn an der Außenseite haben sich kleine Tröpfchen gebildet. Ihn scheint das nicht zu stören, denn er reißt mit geübtem Griff den Verschluss auf und trinkt in großen Schlucken. Ich beobachte fasziniert, wie sich seine Kehle bewegt. Danach wischt er mit der feuchten Hand über seine Stirn, bevor er die Dose auf seinem Brustbein absetzt.
Wie in der Werbung, denke ich unwillkürlich, wo alle Frauen auf den sexy Typen mit der Cola starren. Das macht er doch mit Absicht! Aber ich bin immun. Gegen Musiker und gegen Männer. Deshalb bin ich auch so gut in meinem Job, weil ich es immer schaffe, eine professionelle Distanz zu wahren.
Finn setzt sich neben mich, aber ich weiß aus Erfahrung, dass er im Laufe des Interviews herumgehen und fotografieren wird. So bekommt er oft bessere Bilder, als wenn er im Nachhinein gestellte Fotos schießt. Finn ist definitiv der beste Fotograf, der für RockStar arbeitet; seine Bilder schaffen es immer, die besondere Atmosphäre des Augenblicks einzufangen. Außerdem ist er ein netter Kerl, deshalb bin ich froh, ihn bei mir zu haben.
Trevor hat sich in eine hintere Ecke des Raumes gesetzt. Vermutlich ist er entweder Bodyguard oder Security oder Management oder alles zusammen – auf jeden Fall jemand, dem Al vertraut.
Ich lehne mich vor und gieße mir ein Glas Wasser ein. Der Kaffee im Flieger vor einigen Stunden hat mich nicht wirklich wach gemacht, aber bei der Hitze will ich nichts Warmes trinken. Unauffällig schaue ich mich im Raum um: Keine Klimaanlage, nur ein Deckenventilator, der sich nicht dreht. Durch das halb geöffnete Fenster weht ab und zu eine Mini-Brise vom Meer. Ich nehme einen Schluck und blicke auf. »Können wir?«
»Schätzchen, wir warten nur auf dich.«
Ich werfe Al einen irritierten Blick zu, der ihn nicht im Geringsten beeindruckt.
»Alex, denke ich.« Aha, das gibt doch eine Reaktion: Er zieht eine Augenbraue hoch. »Ich werde Sie Alex nennen.« Irgendwie passt der Name besser zu ihm als »Al«.
»Okay, Schätzchen. Dann lass mal hören.«
»Keine privaten Fragen«, warnt Trevor vom anderen Ende des Raums.
Ich nicke, weil ich diese Info schon in der Pressemappe gelesen habe, und stelle das Aufnahmegerät an. Margie hatte mich gewarnt, dass die Band diverse Male Journalisten verklagt hat; durch den Mitschnitt fühlt sich unsere Rechtsabteilung besser abgesichert, und ich kann mich auf das Interview anstatt aufs Mitschreiben konzentrieren.
Entschlossen ergreife ich die Blätter mit meinen Fragen. »Stimmt es, dass Sie hier an Ihrem ersten Soloalbum arbeiten wollen?«
»Ja.«
Ich verfluche mich für die Frage. Was soll er darauf schon antworten außer ja oder nein. »Warum?«, setze ich nach.
»Private Gründe.« Alex schaut erst durchs Fenster aufs Meer, dann mich an. Obwohl ich einige Sekunden warte, sagt er nichts weiter.
»Warum hat sich All Bad getrennt?«
»Schätzchen, das stand alles schon rauf und runter in den Zeitungen. Offen gesagt, die Frage langweilt mich.«
Die Frage kam von Margie. Ich werfe einen verzweifelten Blick auf meine Liste. »Warum wollen Sie ein Soloalbum aufnehmen?«
»Warum nicht?«
In diesem Stil geht es weiter. Jede Frage, die ich stelle, pariert er mit einer Gegenfrage. Ich bekomme keine einzige brauchbare Antwort. Selbst die Pop-Queens, die ich in den letzten Monaten interviewt habe, haben sich nicht so zickig angestellt. Zugegeben, ich bin übermüdet und deshalb geistig nicht ganz fit, aber ich bekomme das Gefühl, er lässt mich mit Absicht auflaufen. »Hören Sie, selbst wenn Sie keine Lust haben, Fragen zu beantworten, Ihr Management hat uns den Termin mit Ihnen verschafft, damit Sie Ihr neues Album promoten können.«
»Na und?«
»Na, und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich hier meinen Job machen ließen, umso schneller sind wir wieder weg.« Und umso schneller bin ich auf dem Weg zu Sandy, um endlich ein paar freie Tage genießen zu können, mit jemandem reden zu können, und den ganzen Ballast, den ich mit mir rumschleppe, für ein paar Tage vergessen zu können.
Alex fläzt sich in seinem Sessel. »Das will das Management, aber ich nicht.«
»Okay, was wollen Sie denn, Alex?« Überrascht stelle ich fest, dass meine Stimme weicher klingt als sonst. Vielleicht, weil ich in Gedanken schon bei Sandy in Miami war.
»Du willst wissen, was ich will? Also schön.« Alex dreht sich zu mir und streckt seine langen Beine aus. »Nach neun Jahren, sechs Alben und über tausend Konzerten, einige davon vor über hunderttausend Zuschauern, will ich einfach nur meine Ruhe.«
»Das sagen alle Musiker, dass sie sich zur Ruhe setzen wollen, obwohl sie in Wahrheit zu alt für die Bühne geworden sind«, schieße ich zurück, ohne über meine Worte nachzudenken.
»Schätzchen, ich bin nicht alt. Ich bin auch nicht müde. Das haben schon alle anderen geschrieben. Denk dir was Neues aus.«
Ich bin eine professionelle Journalistin, ich habe schon ganz andere Leute zum Reden gebracht. Letztendlich bekommt man sie alle über ihr Ego. Alle Musiker scheinen zu denken, sie seien Gott. Ich schenke mir selbst ein Lächeln.
»Denken Sie, Sie verdienen den Ruhm? Dass Ihnen Millionen von Fans zu Füßen liegen?«
Alex zuckt die Schultern. »Warum nicht?«
Na also! »Obwohl Sie fast keine Texte haben und die dann auch noch schreien statt singen?«
Falls ich ihn beleidigt habe, lässt er sich nichts anmerken. »Schätzchen, das ist Punk Rock. Der Musikstil entstand, bevor du geboren wurdest. Du solltest dich erst mal informieren, bevor du hier unqualifizierte Bemerkungen machst.«
Touché. Wenn ich nicht langsam einen Zugang zu ihm finde, habe ich nichts, worüber ich schreiben kann. Margie wollte ein Exklusivinterview. Wenn ich diese Chance vermassele, stehen meine Chancen auf Verlängerung meines befristeten Vertrages schlecht. Vielleicht lässt er sich mit Provokation aus seiner Reserve locken?
»Sind Sie deshalb Musiker geworden, wegen der Frauen? Fans? Groupies?«
Aus Trevors Ecke höre ich ein warnendes Räuspern.
»Bist du deshalb Journalistin geworden, wegen der Musiker?«, kontert Alex.
»Ganz bestimmt nicht!« Aus den Augenwinkeln bekomme ich mit, dass Finn wie wild Fotos macht. Ich frage mich, warum, denn sowohl Alex als auch ich blicken uns über den Couchtisch hinweg finster an. »Kleine Jungs mit großen Egos, die sich mit Drogen die letzten vorhandenen Gehirnzellen abtöten und jedes willige Weibchen abschleppen, das nicht bei drei auf den Bäumen ist, kotzen mich echt an.«
Trevor und Finn husten simultan. Alex hingegen fängt schallend an zu lachen. »Siehst du mich so, als kleinen Junkie auf dem Ego-Trip?«