Reisen ist wie Verliebtsein. Helmut Luther

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Reisen ist wie Verliebtsein - Helmut Luther страница 4

Reisen ist wie Verliebtsein - Helmut Luther

Скачать книгу

8. Oktober 1938 ins Grundbuch eingetragen wurde. Nun zeigt sich einmal mehr, wie radikal die Ischler Nazis sich sogar gegen die Vermögensverkehrsstelle stellen. Am 10. Oktober empört sich Anton Kaindlsdorfer, der Direktor der Sparkasse Bad Ischl und seines Zeichens Ortsgruppenleiter, darüber: »Dieser Vertrag dient also in Wirklichkeit nur dazu, um diese wertvolle große Liegenschaft in Bad Ischl irgendwie der Familie zu sichern.«10 Damit hat er zweifellos recht. Und er schreibt auch gleich an die Gestapo: »Der Jude Inwald besitzt große Fabriken im Sudetenland und ist sehr reich. Sein Schwiegersohn Géza Erös hat einen großen Lebensaufwand geführt und ist für die Zukunft auch sonst von Seiten dieses Juden versorgt worden.« Die üblichen Denunziationen.

      Dann kommt er auf den Punkt, denn es ist klar, »dass der Jude Inwald diese Liegenschaft im Werte von ungefähr RM 100 000 verkaufen muss und dass der Kaufpreis dann den Reichsbehörden jederzeit zum freien Zugriffe offensteht. Wenn der Jude Inwald ins Ausland reisen würde, dann muss er auch die Reichsfluchtsteuer zahlen.« In diese Berechnung fiele nun der Ischler Besitz nicht mehr, da Inwald ein »entgeltliches Rechtsgeschäft« mit seinem Schwiegersohn »fingiert« habe. Auch Géza Erös wird nicht verschont, denn dieser sei »geistig wenigstens ebenso verjudet« wie sein Schwiegervater und »körperlich nach den Mitteilungen, die uns zugekommen sind, zweifellos ein Halbjude«11. Was für ein Ton in der Welt der Denunzianten. Der Gestapo wird dieser Fall nahegebracht, um zu verhindern, dass vielleicht auch andere jüdische Villenbesitzer auf die Idee kommen, ihren Besitz an nichtjüdische Verwandte zu verkaufen – dann wäre der ganze radikale Arisierungsplan der Ischler verdorben. »Jeder Jude hat dann einen entfernten arischen Verwandten, dem er seine Liegenschaft übergibt und dann lebt wieder die ganze Mischpoche hier.« Dies würde die Enteignung wertvoller Besitzungen wie der Villa Landauer (siehe Kapitel 13) ernsthaft gefährden. Daher muss die Gestapo sofort eingreifen: »Unsere ganze mühevolle Arbeit hier ist dadurch wertlos und das dritte Reich, für welches wir kämpfen wollen, hat einen nicht wieder gutzumachenden Schaden.« Also: Die Gestapo möge die bereits im Grundbuch eingetragene Eigentumsübertragung revidieren und Oskar Inwald und Géza Erös gleich verhaften. Doch die Gestapo denkt überhaupt nicht daran, diesen Vorschlägen nachzukommen, und lässt sich mit der Recherche Zeit. Am 18. Juni 1940 erhält Wilhelm Haenel (siehe Kapitel 25) als Sonderbeauftragter für die Übertragung jüdischen Besitzes ein Antwortschreiben: »Auf Grund des Ermittlungsergebnisses konnte der Tatbestand der Tarnung jüdischen Vermögens nicht festgesetzt werden.«12

      Oskar Inwald stirbt am 31. Dezember 1938 in seiner Wiener Wohnung, Géza und Maria Erös sehen keine Zukunft in Österreich und gehen nach New York. 1951 verkaufen sie die Villa Seilern an die Lehrerkrankenfürsorge für Oberösterreich – auf elegante Aristokratie und mondäne Nouveaux Riches folgen Kurgäste. Auch das ist ein Zug der Zeit des 20. Jahrhunderts.

       Bildnachweis

      Bad Ischl, Stadtmuseum: 144, 145, 147, 149, 241

      Lothar Bienenstein: 24, 91, 97, 124, 158, 175, 181, 189, 197

      Eva Cserey, Ein Salzburger Renaissanceofen im Christlichen Museum zu Gran: 115

      Familie Dirsztay: 40

      Henry Grunwald, Ein Walzer muss es sein: 108, 111

      IMAGNO: 33, 45, 47, 53, 62, 69, 71, 73, 74, 98, 132, 140, 151, 154, 165, 167, 168, 177, 179, 185, 194, 201, 205, 231, 238

      KHM-Museumsverband, Theatermuseum Wien: 107

      Franz Mailer, Oscar Straus: 43

      Familie Neumann-Spallart: 79, 81, 82

      Oberösterreichisches Landesarchiv: 65

      Österreichisches Nationalbibliothek/ANNO: 19, 25, 27, 36, 39, 55, 57, 61, 75, 78, 87, 100, 119, 127, 130, 134, 136, 146, 162, 170, 171, 173, 190, 211, 228, 232

      Privat: 10, 13, 24, 84, 91, 95, 97, 101, 116, 117, 124, 159, 175, 200, 208, 235, 237, 244, 248, 143, 169

      Erwin Rauscher: 31, 46, 59, 67, 90, 207, 213, 216, 219, 223, 224

      Sprengel-Museum Hannover: 37

      Bad-Ischl-Karten im Vor- und Nachsatz: © arbeitsgemeinschaft kartographie

      Der Verlag hat alle Rechte abgeklärt. Konnten in einzelnen Fällen die Rechteinhaber der reproduzierten Bilder nicht ausfindig gemacht werden, bitten wir, dem Verlag bestehende Ansprüche zu melden.

image

      Sämtliche Abbildungen im Buch sind mit freundlicher Genehmigung des Verbandes Mühlviertler Alm abgedruckt. www.muehlviertleralm.at

      Besuchen Sie uns im Internet unter

       www.amalthea.at

      © 2012 by Amalthea Signum Verlag, Wien

      Alle Rechte vorbehalten

      Schutzumschlaggestaltung: Kurt Hamtil, verlagsbüro wien

      Schutzumschlag: Engelskapelle und Johannesbrunnen am Hof

      der Familie Irxenmayr in Pierbach, © Verband Mühlviertler Alm

      Wanderkarte auf Seite 228/229: © GISDAT/Michael Strasser

      Herstellung: Franz Hanns

      Gesetzt aus der 11/14 Punkt Minion

      Gedruckt in der EU

      ISBN 978-3-85002-809-7

      eISBN 978-3-902862-12-9

       Am Ziel

      Angekommen.

      Eigentlich könnte ich das Buch damit schon beenden. Mit dem Wort ist alles gesagt. Wer angekommen ist, ist dort, wo er hin wollte im Leben. Er hat seinen Platz gefunden. Er ist daheim. Er ist bei sich. Umgeben von Menschen, mit denen er alt werden möchte. Angekommen. Fertig.

      Im Verlag hat man mir gesagt, dass das so nicht geht. Das genügt nicht für ein Buch, Herr Doktor, haben sie gesagt, Sie als Hautarzt wissen das vielleicht nicht, ist ja nicht direkt Ihr Metier. Aber Autoren arbeiten nicht so.

      Das hat mich schon stutzig gemacht. Aber dann ist mir ein polnischer Autor eingefallen, Stanislaw Lec hat er geheißen. Und er hat gesagt: »Ich wollte der Welt nur ein einziges Wort sagen. Da ich es nicht konnte, wurde ich Schriftsteller.« Das hat mir eingeleuchtet, man soll von den Guten lernen.

      Wobei es so gar nicht mein Ehrgeiz ist, mich als Schriftsteller hervorzutun. Ich möchte nur in Worte fassen, worauf es mir ankommt.

      Und das ist: ankommen.

      Ich persönlich bin optimistisch, dass es mir bald gelingen dürfte. Ich habe eine Idee, wie es auch anderen gelingen könnte. Ich habe eine Vision von dem Weg, den man gehen muss. Zu sich. Auf andere zu. Und mit ihnen in eine bessere Gesellschaft. Ich nannte ihn Johannesweg.

      Wobei es so gar nicht meine Eitelkeit ist, mich als Person in den

Скачать книгу