Reisen ist wie Verliebtsein. Helmut Luther
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Dann kommt er auf den Punkt, denn es ist klar, »dass der Jude Inwald diese Liegenschaft im Werte von ungefähr RM 100 000 verkaufen muss und dass der Kaufpreis dann den Reichsbehörden jederzeit zum freien Zugriffe offensteht. Wenn der Jude Inwald ins Ausland reisen würde, dann muss er auch die Reichsfluchtsteuer zahlen.« In diese Berechnung fiele nun der Ischler Besitz nicht mehr, da Inwald ein »entgeltliches Rechtsgeschäft« mit seinem Schwiegersohn »fingiert« habe. Auch Géza Erös wird nicht verschont, denn dieser sei »geistig wenigstens ebenso verjudet« wie sein Schwiegervater und »körperlich nach den Mitteilungen, die uns zugekommen sind, zweifellos ein Halbjude«11. Was für ein Ton in der Welt der Denunzianten. Der Gestapo wird dieser Fall nahegebracht, um zu verhindern, dass vielleicht auch andere jüdische Villenbesitzer auf die Idee kommen, ihren Besitz an nichtjüdische Verwandte zu verkaufen – dann wäre der ganze radikale Arisierungsplan der Ischler verdorben. »Jeder Jude hat dann einen entfernten arischen Verwandten, dem er seine Liegenschaft übergibt und dann lebt wieder die ganze Mischpoche hier.« Dies würde die Enteignung wertvoller Besitzungen wie der Villa Landauer (siehe Kapitel 13) ernsthaft gefährden. Daher muss die Gestapo sofort eingreifen: »Unsere ganze mühevolle Arbeit hier ist dadurch wertlos und das dritte Reich, für welches wir kämpfen wollen, hat einen nicht wieder gutzumachenden Schaden.« Also: Die Gestapo möge die bereits im Grundbuch eingetragene Eigentumsübertragung revidieren und Oskar Inwald und Géza Erös gleich verhaften. Doch die Gestapo denkt überhaupt nicht daran, diesen Vorschlägen nachzukommen, und lässt sich mit der Recherche Zeit. Am 18. Juni 1940 erhält Wilhelm Haenel (siehe Kapitel 25) als Sonderbeauftragter für die Übertragung jüdischen Besitzes ein Antwortschreiben: »Auf Grund des Ermittlungsergebnisses konnte der Tatbestand der Tarnung jüdischen Vermögens nicht festgesetzt werden.«12
Oskar Inwald stirbt am 31. Dezember 1938 in seiner Wiener Wohnung, Géza und Maria Erös sehen keine Zukunft in Österreich und gehen nach New York. 1951 verkaufen sie die Villa Seilern an die Lehrerkrankenfürsorge für Oberösterreich – auf elegante Aristokratie und mondäne Nouveaux Riches folgen Kurgäste. Auch das ist ein Zug der Zeit des 20. Jahrhunderts.
Bildnachweis
Bad Ischl, Stadtmuseum: 144, 145, 147, 149, 241
Lothar Bienenstein: 24, 91, 97, 124, 158, 175, 181, 189, 197
Eva Cserey, Ein Salzburger Renaissanceofen im Christlichen Museum zu Gran: 115
Familie Dirsztay: 40
Henry Grunwald, Ein Walzer muss es sein: 108, 111
IMAGNO: 33, 45, 47, 53, 62, 69, 71, 73, 74, 98, 132, 140, 151, 154, 165, 167, 168, 177, 179, 185, 194, 201, 205, 231, 238
KHM-Museumsverband, Theatermuseum Wien: 107
Franz Mailer, Oscar Straus: 43
Familie Neumann-Spallart: 79, 81, 82
Oberösterreichisches Landesarchiv: 65
Österreichisches Nationalbibliothek/ANNO: 19, 25, 27, 36, 39, 55, 57, 61, 75, 78, 87, 100, 119, 127, 130, 134, 136, 146, 162, 170, 171, 173, 190, 211, 228, 232
Privat: 10, 13, 24, 84, 91, 95, 97, 101, 116, 117, 124, 159, 175, 200, 208, 235, 237, 244, 248, 143, 169
Erwin Rauscher: 31, 46, 59, 67, 90, 207, 213, 216, 219, 223, 224
Sprengel-Museum Hannover: 37
Bad-Ischl-Karten im Vor- und Nachsatz: © arbeitsgemeinschaft kartographie
Der Verlag hat alle Rechte abgeklärt. Konnten in einzelnen Fällen die Rechteinhaber der reproduzierten Bilder nicht ausfindig gemacht werden, bitten wir, dem Verlag bestehende Ansprüche zu melden.
Sämtliche Abbildungen im Buch sind mit freundlicher Genehmigung des Verbandes Mühlviertler Alm abgedruckt. www.muehlviertleralm.at
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© 2012 by Amalthea Signum Verlag, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Schutzumschlaggestaltung: Kurt Hamtil, verlagsbüro wien
Schutzumschlag: Engelskapelle und Johannesbrunnen am Hof
der Familie Irxenmayr in Pierbach, © Verband Mühlviertler Alm
Wanderkarte auf Seite 228/229: © GISDAT/Michael Strasser
Herstellung: Franz Hanns
Gesetzt aus der 11/14 Punkt Minion
Gedruckt in der EU
ISBN 978-3-85002-809-7
eISBN 978-3-902862-12-9
Am Ziel
Angekommen.
Eigentlich könnte ich das Buch damit schon beenden. Mit dem Wort ist alles gesagt. Wer angekommen ist, ist dort, wo er hin wollte im Leben. Er hat seinen Platz gefunden. Er ist daheim. Er ist bei sich. Umgeben von Menschen, mit denen er alt werden möchte. Angekommen. Fertig.
Im Verlag hat man mir gesagt, dass das so nicht geht. Das genügt nicht für ein Buch, Herr Doktor, haben sie gesagt, Sie als Hautarzt wissen das vielleicht nicht, ist ja nicht direkt Ihr Metier. Aber Autoren arbeiten nicht so.
Das hat mich schon stutzig gemacht. Aber dann ist mir ein polnischer Autor eingefallen, Stanislaw Lec hat er geheißen. Und er hat gesagt: »Ich wollte der Welt nur ein einziges Wort sagen. Da ich es nicht konnte, wurde ich Schriftsteller.« Das hat mir eingeleuchtet, man soll von den Guten lernen.
Wobei es so gar nicht mein Ehrgeiz ist, mich als Schriftsteller hervorzutun. Ich möchte nur in Worte fassen, worauf es mir ankommt.
Und das ist: ankommen.
Ich persönlich bin optimistisch, dass es mir bald gelingen dürfte. Ich habe eine Idee, wie es auch anderen gelingen könnte. Ich habe eine Vision von dem Weg, den man gehen muss. Zu sich. Auf andere zu. Und mit ihnen in eine bessere Gesellschaft. Ich nannte ihn Johannesweg.
Wobei es so gar nicht meine Eitelkeit ist, mich als Person in den