Über Mut. Martin Kolozs

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Über Mut - Martin Kolozs

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       MARTIN KOLOZS

      ÜBER

      MUT

       Gedanken und Reflexionen

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      Mitglied der Verlagsgruppe „engagement“

      2019

      © Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck

      Umschlaggestaltung: Roberto Baldissera, Agentur für

      Grafik, Innsbruck

      Layout und digitale Gestaltung: Tyrolia-Verlag

      Druck und Bindung: FINIDR, Tschechien

      ISBN 978-3-7022-3778-3 (gedrucktes Buch)

      ISBN 978-3-7022-3779-0 (E-Book)

      E-Mail: [email protected]

      Internet: www.tyrolia-verlag.at

       Für Aldo

       Inhalt

       Vorwort

       Kleinmut

       Großmut

       Langmut

       Gleichmut

       Freimut

       Wagemut

       Heldenmut

       Todesmut

       Übermut

       Frohmut

       Missmut

       Demut

       Hochmut

       Edelmut

       Anmut

       Schwermut

       Wankelmut

       Sanftmut

       Schlusswort

       Verwendete bzw. weiterführende Literatur

       Vorwort

      Den Mutigen gehört die Welt.

      (Sprichwort)

      Als Kind kannte ich die unterschiedlichsten Formen von Mut und zumindest ebenso viele Arten, ihn zu erproben. Meine Brüder und ich waren wahre Meister darin, uns gegenseitig herauszufordern – Du traust dich dies nicht, du traust dich das nicht! –, und erfanden manchmal unterhaltsame, manchmal grausame, manchmal gefährliche und manchmal unaussprechliche Spiele, um die Vermutung, die Feigheit des anderen wäre größer als die eigene, unter Beweis zu stellen. Da hieß es zum Beispiel, man müsse eine Packung Kaugummi stehlen, ohne Fahrschein mit dem Bus fahren, zu einem älteren Buben frech sein und damit Prügel riskieren, alleine bei Nacht über den Friedhof schleichen, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vom Fünf-Meter-Brett köpfeln oder vor versammelter, unverhohlen kichernder und saublöde Witze reißender Mannschaft ein hübsches Mädchen ansprechen, das sein Desinteresse bereits mehrfach signalisiert hatte und angesichts des überforderten Galans eine eindeutige Ekelschnute zog. Kurz: Man musste Dinge tun, die jeder 10- bis 14-Jährige schon getan hatte, die sich jedoch jedes Mal so anfühlten, als wäre man der Erste, der diese Mutproben zu bestehen hat.

      Es war eine herrliche, weil unbeschwerte Zeit. Keiner von uns musste etwas befürchten. Das Schlimmste, was uns damals hätte passieren können, war, dass wir uns vor Freunden lächerlich machten, eine kleine Abreibung bekamen oder von einem Erwachsenen ausgescholten wurden, weil wir etwas gemacht hatten, das nicht in Ordnung, leichtsinnig oder unverantwortlich war. Ich erinnere mich etwa an die Herausforderung meines Bruders, mit Dartpfeilen, die wir auf dem Dachboden in einer verstaubten Holzkiste gefunden und mit auf den Spielplatz genommen hatten, möglichst nahe aneinander vorbeizuschießen. Ziel der Übung war es, sich dabei keinen Millimeter zu bewegen, egal wie unausweichlich der Pfeil auf einen zuflog. Wer es dennoch tat, hatte verloren und musste wenigstens einen Tag lang den Hohn und Spott der anderen über sich ergehen lassen. Rückblickend ist es ein Wunder, dass keiner von uns dabei ein Auge ließ, sondern wir nur mit leichten Kratzern an Wangen und Oberarmen nach Hause zurückkehrten.

      Wenn ich heute darüber nachdenke, rebelliert es in mir. Als wollte mein jüngeres Ich mir zurufen, dass ich mein letztes Restchen Mut doch zusammennehmen und den Sprung vom Felsen in den bitterkalten Bergsee endlich machen soll, dass ich aufhören muss, zu hinterfragen und zu analysieren,

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