Bimini-Songs. Kelly Stevens
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Finn ist nicht blöd, er war dabei und weiß, dass ich das Interview vermasselt habe. Immerhin rechne ich es ihm hoch an, dass er mich mit diesem Wissen nicht erpresst. Zumindest nicht direkt. Jetzt endlich guckt er auf, sein schlechtes Gewissen deutlich sichtbar. »Deal.«
»Okay«, sage ich seufzend. Nicht, weil Finn so verzweifelt aussieht, sondern weil ich weiß, dass er mich in der Hand hat. »Ich nehme den nächsten Flieger. Im Gegenzug sagst du Margie nichts über mein Desaster.«
»Du bist ein Schatz, Rebecca.« Finn nimmt seinen Pass entgegen, winkt mir kurz zu und steigt in das Flugzeug, das direkt hinter dem Gebäude steht. Hinter ihm schließen sich die Türen und die Maschine rollt los.
Ich drehe mich zu der Frau hinter dem Counter um, die gerade ihre Sachen zusammen packt. »Entschuldigen Sie, wann geht der nächste Flug?«
»Frühestens morgen.« Sie schließt eine Schublade, dann wischt sie die Tafel ab und sagt noch etwas von einem Sturm, bevor sie ihre Jacke anzieht, ihre Handtasche nimmt und den Raum verlässt. Ich sehe ihr sprachlos hinterher. Wo bin ich hier gelandet? Und vor allem: Wie komme ich hier wieder weg?
Das Haus sieht noch genauso aus wie vor knapp zwei Stunden, als wir es verlassen hatten. Mit dem kleinen Unterschied, dass es inzwischen dämmert.
Trevor parkt den Truck, und ich klettere deutlich unwilliger als noch heute Nachmittag heraus. Nach einem kurzen Telefonat hatte er mir seine Hilfe angeboten. Aber alle meine Fragen nach alternativen Flügen, Hotels, Pensionen oder Ähnlichem wurden von ihm abschlägig beantwortet: Ein Hurrikan hat Kurs auf die Bahamas genommen, Flüge und Fähren zum Festland sind bis auf Weiteres eingestellt, alle Übernachtungsmöglichkeiten ausgebucht. Selbst mein Handy hat kein Netz, so dass ich Sandy nur kurz mit Trevors Smartphone anrufen und über meine missliche Lage in Kenntnis setzen konnte.
»Hurrikan? Was für ein Hurrikan?«, hatte Sandy besorgt gefragt. »Liebes, wenn es eine Hurrikanwarnung für Florida und die Bahamas gäbe, wüsste ich davon.«
Ich konnte nur wiederholen, was Trevor mir gesagt hatte, mich dafür entschuldigen, dass unser Ausflug auf die Keys jetzt endgültig ins Wasser fallen würde, und versprechen, mich zu melden, sobald ich mehr wüsste.
Hatte ich vorhin nicht noch gedacht, dass Katastrophen bei mir gerne im Dreierpack auftreten? Das war ja eine sich sehr schnell selbst erfüllende Prophezeiung!
Trevor greift sich eine von mehreren Vorratskisten von der Ladefläche des Trucks, die er am Flughafen abgeholt hatte. Ich ziehe meine Reisetasche aus dem Führerhaus und folge ihm langsam zur Rückseite des Hauses. Kaum habe ich mich gebückt, um meine Schuhe auszuziehen, als auch schon zwei nackte Füße in verwaschenen Blue Jeans in meinem Blickfeld auftauchen.
»Hallo, Miss Wet-T-Shirt.«
Ich richte mich so schnell auf, dass mir schwindelig wird. »Was?«
»Du trägst immer noch den cremefarbenen BH mit kleinen hellblauen Blümchen.«
Während ein Teil meines Gehirns mental abhakt, dass er Recht hat, hat der andere wohl gerade Pause. Es dauert einige Sekunden, bis mir klar wird, woher er diese Information hat. Dann bücke ich mich so schnell, dass er hoffentlich denkt, dass mein Kopf rot ist, weil ich meine Schuhe ausziehe.
»Komm rein.« Er tritt einen Schritt zurück und hält mir die Tür auf. Links geht es in eine große Küche, in der ich eine dunkelhäutige Frau und Trevor sehe. Alex geht nach rechts in den Salon, in dem vorhin auch das Interview stattgefunden hat. Ich folge ihm und lasse meine Reisetasche neben der Tür fallen.
»Trevor hat gesagt, dass ihr einen Hurrikan erwartet.« Tatsächlich war es auf dem Rückweg schon ziemlich windig.
»So, hat er das gesagt?« Alex sieht mich abschätzend an.
»Danke, dass ich in deinem Haus bleiben kann.«
»Das ist nicht meins, das gehört Stevie, unserem Producer.«
»Trotzdem danke.« Ich sehe mich im Raum um. »Trevor sagte was von einem Gästezimmer -«
»Ich habe eine bessere Idee.« Alex hat die Distanz zwischen uns so schnell überbrückt, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurück mache. Mehr geht nicht, denn leider steht hinter mir das Sofa. Obwohl er mich nicht berührt, spüre ich so etwas wie einen elektrischen Schlag, der mir vom Kopf bis in die Zehen geht, als er weiterspricht: »Mein Bett. Du und ich. Jede Menge Sex.«
Unwillkürlich halte ich die Luft an. Habe ich gerade richtig gehört? Sein Englisch hat einen leicht amerikanischen Akzent, aber vorhin konnte ich das, was er sagte – oder vielmehr, nicht sagte – auch gut verstehen. Spielen mir meine Ohren gerade einen Streich?
»Bist du sexsüchtig?«
»Nein, interessiert. Du?«
»Ich bin keins deiner willigen Weibchen.«
»Aber du bist auch noch nicht auf dem Baum. Im Gegenteil, du bist zurückgekommen.«
Das Zimmer scheint immer enger zu werden. Wie komme ich unauffällig hier heraus, ohne dass es wie eine Flucht aussieht? Ich beäuge das Bücherregal und überlege gerade, ob es meinem Gewicht wohl standhalten würde wenn ich dort hochklettern würde, und ob er mein Statement überhaupt verstehen würde, als er weiterspricht: »Also, was ist jetzt? Seid ihr Journalistinnen nicht immer mehr auf pikante Storys aus als auf Musik-Storys?«
Trish würde sich ihm sofort an den Hals werfen – so denn sie es nicht schon viel früher getan hätte. Aber so bin ich nicht drauf. Ich springe nicht mit einem dahergelaufenen Typen ins Bett, vor allem nicht, wenn er anderweitig liiert ist und nur auf One-Night-Stands aus ist. Der Raum beginnt, sich um mich zu drehen. »Ich kann dich noch nicht mal ausstehen«, flüstere ich.
»Dein Körper mag mich.«
Meinen Körper mag ich erst recht nicht. »Ich hasse dich. Wegen dir muss ich mir einen neuen Job suchen.«
»Du könntest in den nächsten Tagen versuchen, ob du doch noch Antworten aus mir herausbekommst.«
Tage. Plural. Und das aus dem Mund von Mister One-Night-Stand höchstpersönlich.
Ich schlucke. »Ein potentieller Interviewpartner mit gewissen Vorzügen?«
Einen Sekundenbruchteil leuchtet etwas in Alex’ Augen auf und ist genauso schnell wieder verschwunden. Langsam kommt der Raum um mich wieder zum Stillstand. »Habe ich eine Wahl?«
Ich erwarte, dass er nein sagt. Stattdessen antwortet er: »Du hast immer eine Wahl, Becca«, und öffnet eine Tür, die direkt auf die Veranda führt. Draußen ist es stürmisch, dunkel und regnet, ein tropischer Regen, der in solch dicken Tropfen und solchen Mengen fällt, dass man in Sekunden durchnässt wäre. Trevor hatte am Flughafen meinen Pass, mein Flugticket und mein Handy an sich genommen und mir noch nicht wieder zurückgegeben. Wo könnte ich in einem Hurrikan schon hingehen? Ich kenne niemanden auf der Insel, habe keine Bahama-Dollar dabei und bin so übermüdet, dass ich nicht mehr klar denken kann.
Die letzten Jahre waren wirklich nicht einfach. Das Letzte, was ich brauche, ist ein Rockstar, der mich in