Die Tote vom Dublin Port. Mara Laue

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Die Tote vom Dublin Port - Mara Laue BritCrime

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Andernfalls hätte er nicht vorgetäuscht, Ihre Eltern über Ihren Aufenthaltsort zu informieren. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat er Ihnen sogar in Ihrer Gegenwart vorgespielt, es tatsächlich zu tun. Wie sahen Ihre gemeinsamen Pläne aus? Oder seine?«

      Edana wischte sich mit dem Bademantelärmel die Tränen ab, was dunkle und hautfarbene Flecken von Wimperntusche und Schminke darauf hinterließ. »Er wollte eine ganze Fotoserie mit mir machen. Erst hier im Hotel und heute Abend auf einer Yacht seiner Agentur am Hafen. Weil das alles so viel Zeit in Anspruch nimmt, hat er vorgeschlagen, dass ich die ganze Zeit hierbleibe und nicht zwischendurch nach Hause fahre.«

      »Hat er gesagt, wie die Yacht heißt?«

      Sie nickte zögernd. »Ich glaube, ja. Aber ich erinnere mich nicht.«

      Declan stieß sichtbar frustriert die Luft aus und seufzte.

      »Ihre Freundin Gina war aber in alles eingeweiht?«, vergewisserte sich Russel.

      Sie nickte. »Ich hatte ihr aber nur gesagt, dass ich ein paar Tage die Vorlesungen schwänze, weil ich hier im Hotel Aufnahmen mache. Dass ich auch«, sie schluckte, »über Nacht bleiben würde, hat sich erst ergeben, als ich hier war. Er – Ron – hat mich dazu überredet, weil es so am einfachsten ist. Wegen der Aufnahmen.«

      Und sicherlich hatte ihr auch gefallen, von einem scheinbaren Mann von Welt in einem Hotel wie diesem verwöhnt zu werden, weshalb er bestimmt nicht allzu viel Überredungskunst gebraucht hatte.

      »Und damit sich meine Eltern keine Sorgen machen, wollte ich sie anrufen. Er hat gesagt, es wäre besser, wenn er das übernimmt und sich ihnen bei der Gelegenheit vorstellt, damit sie hören, dass er seriös ist.« Sie brach wieder in Tränen aus. »Und alles war gelogen? Wirklich alles?«

      »Ich fürchte ja. Und wenn Sergeant Walsh keine weiteren Fragen an Sie hat, würde ich Sie gern zu Ihren Eltern begleiten. Wenn Ihnen das recht ist. Und ihnen zuerst aber mal sagen, dass es Ihnen gutgeht.«

      Sie nickte. »Ich ziehe mich nur schnell um.« Sie stand auf und ging ins angrenzende Badezimmer. Sekunden später rauschte das Wasser in der Dusche.

      »Das wird jetzt vermutlich eine Weile dauern«, meinte Declan und stand auf. »Sie soll morgen zu uns kommen und ihre Aussage zu Protokoll geben. Richtest du ihr das bitte aus?«

      »Klar. Aber warum der Frust, als sie den Namen der Yacht nicht wusste?«

      Declan zögerte und setzte sich wieder. »Im strengsten Vertrauen«, Russel machte eine Geste, als schlösse er den Mund mit einem Schlüssel ab, den er anschließend wegwarf, »darf ich dir sagen, dass wir schon seit einiger Zeit an einer Bande dran sind, die Frauen verschleppt und sie vermutlich als Sexsklavinnen verkauft, zumindest aber pornografische Aufnahmen von ihnen macht. Einige der Opfer sind tot wieder aufgetaucht, andere bis heute verschwunden. Wir vermuten, dass man sie außer Landes gebracht hat.«

      »Mit einer Yacht.«

      »Möglicherweise. Oder sogar wahrscheinlich. Miss Raffertys Hinweis, dass Steele auf einer Yacht Fotos von ihr machen wollte und noch dazu am Abend, deutet darauf hin, dass er sie vielleicht bei der Gelegenheit entführen wollte. Wie lange kennt sie ihn schon? Weißt du das?«

      »Nur ein paar Tage, höchstens eine gute Woche, glaube ich.«

      Declan nickte. »Und sie hat sich recht schnell von ihm ins Bett locken lassen.« Er deutete auf die Kamera, stand erneut auf und schraubte sie ab. »Womit ich nichts gegen Miss Rafferty sagen will. Oder über sie. Typen wie Steele sind Meister der Manipulation. Wenn die funktioniert, zeigt das solchen Leuten, dass der Widerstand der Frauen vermutlich nicht allzu groß sein wird, wenn sie ihnen weiterhin Honig ums Maul schmieren und sie mit Versprechungen einwickeln. Und wenn die endlich begreifen, dass sie nur benutzt wurden, schämen sie sich meist zu sehr, um zu rebellieren, und geben sich an allem die Schuld.«

      »Du glaubst, Steele gehört zu der Bande?«

      Declan nickte. »Wahrscheinlich. Das wird uns sicherlich die Auswertung seiner Handydaten verraten. Weil er den letzten Chatverlauf noch nicht gelöscht hat, können wir mit etwas Glück zumindest den oder die Typen drankriegen, die seine letzten Fotos und das Video gekauft haben. Und mit ganz viel Glück können wir die Verbreitung verhindern oder zumindest eindämmen.«

      Dazu gehörte allerdings schon mehr als »ganz viel« Glück. Solche Dinge brachten viel Geld, je öfter sie verkauft und geteilt wurden. Und der Käufer des Videos musste immerhin dreißigtausend Euro zusammenbekommen, um seine Investition zu ersetzen. Russel fürchtete, dass Edana Rafferty den Fehler, dem falschen Mann vertraut zu haben, noch lange bereuen würde.

      Declan hob die Kamera leicht an. »Ich bringe das und Steele ins Präsidium und schicke ein Team, das das Zimmer auseinandernimmt. Gute Arbeit, Russel.«

      Russel grinste. »Man tut, was man kann. Und ich hatte einen sehr guten Lehrer.« Schließlich hatte Declan ihn in seiner Freizeit als Detektiv ausgebildet und ihm alles beigebracht, was er über Ermittlungsarbeit und vor allem Observation wissen musste.

      Declan nickte ihm zu. »Slán!«, verabschiedete er sich.

       »Slán!«

      Während Edana Rafferty immer noch duschte und sich wohl vergeblich das Gefühl von Steeles Körper auf ihrer Haut abzuwaschen versuchte, rief Russel ihre Eltern an.

      »Ich habe Edana gefunden und bringe sie gleich nach Hause«, teilte er Mrs Rafferty mit, die seinen Anruf entgegennahm. »Sie ist unversehrt.« Zumindest körperlich. »Und alles andere wird sie Ihnen selbst erklären.«

      Mrs Rafferty weinte vor Erleichterung und konnte kaum aufhören, sich bei ihm zu bedanken. Das machte ihn verlegen. Schließlich hatte er nur getan, wofür sie und ihr Mann ihn bezahlten. Er sah auf die Uhr. Wenn er Edana zu Hause abgeliefert haben würde, wäre es ungefähr zwei Uhr. Das bedeutete, er konnte den Raffertys vier Stunden Arbeit in Rechnung stellen. Zweihundert Euro und ein paar Cent Fahrtpauschale. Nicht schlecht, aber auch nicht übermäßig viel. Doch wenn dieser Fall Declan half, eine ganze Bande von Leuten wie Steele auszuheben, hatte sich der Auftrag in jedem Fall gelohnt.

      Edana kam aus dem Bad, eingewickelt in den Bademantel, als wäre er eine zweite Haut. Den Kopf gesenkt und die Schultern hochgezogen ging sie ins Nebenzimmer. Zehn Minuten später kam sie zurück und war wieder wie ein normaler Teenager gekleidet. Russel fand, dass ihr das erheblich besser stand als seidige Nachthemden und ein geschminktes Gesicht mit knallrotem Lippenstift. Er lächelte ihr zu und machte eine einladende Geste zur Tür. Sie verließ fast fluchtartig den Raum. Unten am Empfang schärfte der Manager der Concierge ein, dass Steeles Zimmer auf Anweisung der Polizei bis auf Widerruf nicht gereinigt oder überhaupt betreten werden durfte.

      Russel oder Edana Rafferty zu verabschieden, hielt er nicht für nötig. Er sah sie nur in einer Weise an, die darauf schließen ließ, dass er sich von Herzen wünschte, keinen von beiden je wiederzusehen. Den Gefallen konnte Russel ihm tun, denn das Cliff Townhouse war nicht seine Kragenweite. Und Edana würde ganz bestimmt nie wieder freiwillig einen Fuß in dieses Hotel setzen.

      Er brachte sie nach Hause und war glücklich, dass er keine Todesbotschaft hatte überbringen müssen. Ein Glück, das er mit Aislyn teilen wollte. Er rief sie an, aber nur die Mailbox meldete sich. Demnach war sie wahrscheinlich am Üben, denn dann schaltete sie ihr Smartphone immer aus. Er würde heute Abend den Erfolg mit ihr feiern, wenn sie wieder zu seinem Auftritt in The Temple Bar kam. Worauf er sich sehr freute.

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