Lockdown 2020. Rolf Gössner
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Hannes Hofbauer/Stefan Kraft (Hg.)
Lockdown 2020
© 2020 Promedia Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Wien
ISBN: 978-3-85371-881-0
(ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-85371-473-7)
Coverfoto: Alamy
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Inhaltsverzeichnis
Hannes Hofbauer/Stefan Kraft (Hg.): Vorwort
Der Nährboden für die Pandemie
Chuang-Blog: Soziale Ansteckung
Andrej Hunko: WHO – Wer bestimmt, was gesund ist?
Andreas Sönnichsen: Covid-19: Wo ist die Evidenz?
Armando Mattioli: Ursachen für die pandemiebedingte Krise in Italien
Hannes Hofbauer/Andrea Komlosy: Neues Akkumulationsmodell: Verhalten und Körper im Visier des Kapitals
Allfred J. Noll: Seuchenzeit: Der Staat als »ideeller Gesamtkapitalist«
Andea Komlosy: Entflechtung oder Neuordnung: Globale Güterketten nach dem Lockdown
Staatliche Zwangsmaßnahmen und die Rolle der Medien
Matthias Burchardt: Versuch über den Homo hygienicus
Roland Rottenfußer: Die Gesundheitsdiktatur
Joachim Hirsch: Sicherheitsstaat 4.0
Peter Nowak: Die autoritäre Staatlichkeit und der Konformismus der Linken
Rolf Gössner: Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaat in Zeiten der Pandemie
Walter von Rossum: Mediale Superspreader
Stefan Kraft: Der ausgeschlossene Tod
Ulrike Baureithel: Die Angst, aussortiert zu werden
Valentin Widmann: Die Menschenwürde und der Wert des Lebens in Zeiten von Corona
Jochen Krautz: Bildendes Lernen braucht Schule und Unterricht
Bernhard Heinzlmaier:_Jugendliche als Betroffene der Corona-Epidemie
Gerhard Ruiss: Kulturpolitik in der Corona-Krise
Nicole Selmer: Kein Zurück zu einem kaputten System: Fußball in der Krise
Vorwort
Ein Buch über die Auswirkungen der staatlichen Maßnahmen gegen die Verbreitung einer Seuche bedarf zu aller Anfang eines Hinweises darauf, wie diese Seuche, wie die Ausbreitung von Covid-19, einzuschätzen ist. Denn immerhin fußten und fußen die härtesten Einschnitte in das öffentliche Leben, die in Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz nach 1945 gesetzt wurden, auf dem von der WHO verkündeten pandemischen Charakter der Krankheit. Sechs Monate nach den Lockdowns, die in den meisten Ländern der Europäischen Union Mitte März 2020 erlassen wurden, mangelt es noch immer an gesicherter medizinischer Evidenz, die die gesundheitlichen Folgen einer Ansteckung für Junge und Alte, Gesunde und Kranke, stark umweltbelastete Zentralräume und relativ saubere Randregionen, ja selbst für Männer und Frauen ausweist. Nur eines steht fest: Covid-19 ist kein Killervirus. Die Mortalitätsrate ist nicht mit der Pest, nicht mit der Spanischen Grippe, nicht mit Masern zu vergleichen. Sie liegt wesentlich darunter.
Dass diese Erkenntnis medial und politisch nicht oder kaum kommuniziert wird, gibt bereits einen ersten Hinweis darauf, warum wir uns entschlossen haben, dieses Buch herauszubringen. Die von den Regierungen in Berlin, Wien oder Bern meist im Verordnungsweg erlassenen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus schätzen wir langfristig als schlimmer ein als das Virus selbst, was keine Einmaligkeit bei der Behandlung von Krankheiten unter den herrschenden Bedingungen eines der Verwertungslogik unterworfenen Gesundheitswesens ist. Spätestens nach den ersten Wochen des Auftauchens von Covid-19-Erkrankungen in Europa hätte klar sein müssen, dass die Maßnahmen überschießend und unverantwortlich sind.
Die Einschätzungen der Gefährlichkeit von Covid-19 könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie reichen vom Vergleich mit einer schweren Grippe, wie sie u.a. ein ehemaliger Amtsarzt in Schleswig-Holstein und langjähriger SPD-Abgeordneter äußert, bis zur unbedingt notwendigen Verhängung eines Ausnahmezustands, um der Gefahr Herr werden zu können. Letzteres wurde in den allermeisten EU-Ländern – mit der Ausnahme Schwedens und teilweise der Niederlande – in die Praxis umgesetzt, wenngleich man in vielen Fällen den Begriff „Ausnahmezustand“ vermied. Jene Stimmen, die zu kalmieren versuchten, erhielten bald diffamierende Zuordnungen wie Verharmloser, Coronaleugner oder Gesundheitsgefährder.
Die Politik setzte auf die Verbreitung von Angst, wie aus Protokollen des deutschen Bundesinnenministeriums sowie der österreichischen „Task Force“ hervorgeht.1 Mit den täglich verbreiteten „Fallzahlen“, die ohne Relation zu allgemeiner Sterblichkeit, Bevölkerungsgröße oder Gesundheitsrisiken anderer Krankheiten ins Bild gebracht werden, hat sich die Politik für die Fortsetzung des Panikkurses entschieden. Das Gegenteil wäre ihre Aufgabe.
Die bei Redaktionsschluss dieses Buches weitgehende gesellschaftliche Akzeptanz des Ausnahmezustandes reicht weit in linke Kreise hinein, wobei manche Stimmen diesen noch schärfer und in Zukunft auch für umweltpolitische Fragen anwenden wollen. Demonstrationen gegen diesen Ausnahmezustand werden von den herrschenden Kreisen als große Gefahr eingeschätzt und TeilnehmerInnen als VerschwörungstheoretikerInnen gebrandmarkt. Assistiert wird Ihnen dabei von einer Linken, die vor nicht allzu langer Zeit noch um die Gefahren des staatlichen Notstands Bescheid wusste, und einer geschichtsvergessenen Sozialdemokratie. Dass derartig tief greifende Verordnungen wie beispielsweise ein Kontakt- und Versammlungsverbot ebenso