Touristische Routen. Bente Timm
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Laut Müller (1994, S. 2) existierten 1994 über 150 Routen. Autoren bemängeln in diesem Kontext, dass es keine staatlich vorgeschriebenen Kriterien gibt, anhand welcher touristische Routen eindeutig identifiziert werden können (Becker 1994, S. 1; Müller 1994, S. 2). Derartige Kriterien wurden auch in den letzten 25 Jahren nach Müllers Veröffentlichung nicht festgelegt. Die Bandbreite der touristischen Routen erstreckt sich daher über kleinere lokale Themenrouten, welche vornehmlich Radfahrern als Ausflugsziel dienen, bis hin zu Routen, welche sich über mehrere Bundesländer erstrecken und überwiegend von Autofahrern und Wohnmobilisten genutzt werden. Dabei können die Routen sowohl linien- als auch kreisförmig konstruiert sein (Becker 1994, S. 2). Darüber hinaus bemerken einige Autoren, dass touristische Routen nicht einmal zwangsweise das Abfahren einer bestimmten Strecke implizieren, sondern es sich zunehmend um eine Vermarktung von Sehenswürdigkeiten unter einer gemeinsamen Dachmarke und dem symbolischen Begriff Straße oder Route handelt (Freericks und Brinkmann 2015, S. 242; Meyer-Cech 2004, S. 11).
Die Ziele, die mit der Implementierung und Vermarktung der touristischen Routen verfolgt werden, können sehr unterschiedlich sein, wobei in den Literaturquellen zum Thema jedoch vor allem die Steigerung touristische Wertschöpfung als Ziel definiert wird (Meyer-Cech 2004, S. 1; Becker 1994, S. 1,4; Müller 1994, S. 13). Schwierigkeiten ergeben sich dabei bei der Messung des Erfolgs bzw. dem Grad der Zielerreichung. Zum einen liegen häufig keine messbaren Daten wie Besucherzahlen vor, darüber hinaus mangelt es an umfangreichen Orientierungshilfen bzw. Leitfäden zur Erfolgssicherung (Birker, Bormann und Störk 2019, S. 104; dwif 2008, S. 170).
Birker, Bormann und Störk (2019, S. 104) prophezeien jedoch, dass Trägerschaften zukünftig immer mehr unter Druck geraten werden, das Bestehen touristischer Routen zu rechtfertigen. Zum einen stehen insbesondere rein touristische Auto-Routen hinsichtlich ökologischer Aspekte bereits seit Jahren in der Kritik (Demhardt 2000, S. 64; Müller 1994, S. 18; Becker 1994, S. 2f), zum anderen müssen durch Erfolgsnachweise auch bestehende und neue Mitglieder der Routen zur Mitarbeit überzeugt werden. Denn Mitglieder „investieren nur dann in die Route, wenn ihr Mitteleinsatz durch die Bestätigung des Erfolges und die Erreichung der gesetzten Ziele gerechtfertigt wird.“ (Birker, Bormann und Störk 2019, S. 105) „Aspekte wie faktenbasierte Evaluationsprozesse und objektivierte Möglichkeiten der Legitimation gewinnen mittlerweile in der Praxis der Destinationsführung und Tourismuspolitik zunehmen an Gewicht.“ (Eisenstein 2017, S. 21f) Dies gilt auch im Falle touristischer Routen. Auch wenn Unklarheiten bezüglich Definition und Bezeichnung von touristischen Routen sowie wenig Grundlagen zur Bewertung des Erfolgs der Routen vorliegen, kann dennoch eine stetige Neuentwicklung touristischer Routen verzeichnet werden (Rössig 2008, S. 11).
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