Digitale Transformation von Arbeit. Hartmut Hirsch-Kreinsen

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Digitale Transformation von Arbeit - Hartmut Hirsch-Kreinsen

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von digitalen Technologien weithin unstrittig. Es eröffnen sich völlig neue und unbekannte Nutzungspotenziale der Technologien, und es werden geradezu disruptive soziale und ökonomische Folgen erwartet, eben auch ein durchgreifender Wandel von Arbeit. Die Rede ist von einem neuen Zeitalter, das in der internationalen Debatte als »The second machine age« (vgl. Brynjolfsson/McAfee 2014) oder »Third industrial revolution« (vgl. Rifkin 2011; Markillie 2012) – im deutschen Sprachraum bekanntlich als »Vierte industrielle Revolution« bzw. »Industrie 4.0« (vgl. Forschungsunion/acatech 2013) – bezeichnet wird. Oder es wird sogar, in freilich sehr unterschiedlicher Perspektive, ein neues Produktionsregime wie »Postkapitalismus« (vgl. Mason 2015) oder »Digitaler Kapitalismus« (vgl. Betancourt 2016; Staab 2019) ausgerufen.

      In der laufenden Debatte werden daher spektakuläre Veränderungen und Entwicklungsperspektiven prognostiziert. In der Fachöffentlichkeit, in der Politik und weit darüber hinaus wird der Digitalisierung die zentrale Rolle für die zukünftige gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung zugeschrieben. Man fühlt sich an die zweite Hälfte der 1990er Jahre erinnert, als die New Economy und mit ihr Schlagworte wie Multimedia und Internet als die Vorboten einer prosperierenden gesellschaftlichen Zukunft gefeiert wurden.

      Betrachtet man die Debatte genauer, so finden sich durchaus überzeugende Argumente dafür, dass gegenwärtig ein technologischer Entwicklungsschub Platz greift, dessen gesellschaftliche Konsequenzen kaum absehbar sind. Ausgangspunkt hierbei ist die weithin geteilte Annahme, dass die Entwicklung digitaler Technologien nach vielen Jahren derzeit ihre »full force« erreicht habe (Brynjolfsson/McAfee 2014, S. 9). Damit eröffne sich eine völlig neue Qualität ihrer Anwendung. Ursächlich hierfür sind die dramatische Steigerung der Leistungsfähigkeit der Computersysteme, die gleichzeitige massive Senkung ihrer Kosten und ihre rasante Miniaturisierung in den letzten Jahrzehnten (vgl. OECD 2019).

      Historisch können mehrere Phasen der Digitalisierung unterschieden werden: In einer ersten Phase hat sich dieser Prozess spätestens seit Ende der 1990er Jahre schon in jenen Wirtschaftsbereichen durchgesetzt, wo Produktion, Konsumtion und Kommunikation unmittelbar auf immateriellen Transaktionen und der Nutzung von Daten und Informationen basieren. Zu nennen sind hier Dienstleistungssektoren wie die Musikherstellung und -distribution, das Verlags- und Zeitschriftenwesen oder auch Finanzdienstleistungen, deren Digitalisierung weitreichende Strukturveränderungen einzelner Geschäftsmodelle sowie ganzer Firmen- und Branchenstrukturen nach sich gezogen hat (Zuboff 2010; Brynjolfsson/McAfee 2014).

      Schließlich zeichnet sich derzeit eine dritte Phase der Digitalisierung ab, die von der zunehmenden Nutzung von Systemen der Künstlichen Intelligenz (KI) und dem Einsatz sog. Autonomer Systeme geprägt ist. Diese Technologien verweisen auf eine mit hohen Erwartungen verbundene Entwicklungsperspektive, deren tatsächliche Reichweite, Anwendungsfelder und sozialen Konsequenzen bislang nur schwer abschätzbar sind (image Kap. 8).

      1.2 Weitreichende Erwartungen – Technikutopie Digitalisierung

      Festmachen lässt sich diese Perspektive vor allem auch an den prognostizierten immensen ökonomischen Gewinnen einer erfolgreichen Digitalisierung der industriellen Produktion in Deutschland: So wird in einer weithin rezipierten Studie von einem durch Industrie 4.0 ermöglichten Wirtschaftswachstum für Deutschland in Höhe von 78 Mrund Euro bis 2025 ausgegangen, wobei einzelnen Branchen wie dem Maschinen- und Anlagenbau Wachstumsraten von bis zu 30 Prozent vorhergesagt werden (vgl. Bauer et al. 2014). Ähnlich optimistisch ist eine Untersuchung der Unternehmensberatung PwC: Ihr zufolge können innerhalb von fünf Jahren nach der Einführung von Industrie-4.0-Systemen Produktivitätssteigerungen von rund 18 Prozent und jährliche Umsatzsteigerungen von zwei bis drei Prozent erwartet werden. Danach ergeben sich hochgerechnet in der gesamten Industrie pro Jahr Umsatzzuwächse von 30 Mrund Euro (vgl. PwC 2014). Insbesondere wird die Digitalisierung als die Voraussetzung dafür angesehen, neue digital gestützte Geschäftsmodelle und Absatzstrategien zu realisieren, um bestehende Konkurrenzvorteile auf dem Weltmarkt zu sichern und neue Märkte zu erschließen; die entsprechenden Losungen im Diskurs über Industrie 4.0 heißen: Individualisierung der Produktion und »Losgröße 1« (vgl. z. B. acatech 2018).

      Auch

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