David Copperfield. Charles Dickens

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David Copperfield - Charles Dickens Klassiker bei Null Papier

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und kehr­te wie­der zu sei­nem Sofa oder sei­nem Bett, oder wo er sonst her­ge­kom­men, zu­rück.

      Wir wa­ren uns jetzt selbst über­las­sen und sa­hen ein­an­der rat­los an. Ich emp­fand so viel Ge­wis­sens­bis­se und Reue über das Ge­sche­he­ne, dass nur die Furcht, Steer­forth, der mich oft an­sah, möch­te es für un­freund­schaft­lich oder, bes­ser ge­sagt, für pflicht­wid­rig hal­ten, wenn ich wein­te, mei­ne Trä­nen zu­rück­hielt. Er war sehr böse auf Tradd­les und sag­te, es freue ihn, dass er es ge­kriegt habe.

      Der arme Tradd­les, der schon wie­der über das Sta­di­um hin­aus war, wo er den Kopf auf das Pult zu le­gen pfleg­te und sei­nem Ver­druss wie­der mit ei­nem Hau­fen Ge­rip­pe Luft mach­te, sag­te, es sei ihm ganz wurst, aber Mr. Mell sei Un­recht ge­sche­hen.

      »Wer hat ihm Un­recht ge­tan, du Mäd­chen?« frag­te Steer­forth.

      »Wer denn sonst als du.«

      »Was hab ich denn ge­tan?« frag­te Steer­forth.

      »Was du ge­tan hast«, gab Tradd­les zur Ant­wort. »Du hast sei­ne Ge­füh­le ver­letzt und ihn um sei­ne Stel­le ge­bracht.«

      »Sei­ne Ge­füh­le«, wie­der­hol­te Steer­forth ver­ächt­lich. »Sei­ne Ge­füh­le wer­den sich schon wie­der er­ho­len, drauf will ich wet­ten. Sei­ne Ge­füh­le sind nicht wie dei­ne, Fräu­lein Tradd­les. Und was sei­ne Stel­le be­trifft, die so glän­zend war, was? – so wer­de ich doch na­tür­lich nach Hau­se schrei­ben und da­für sor­gen, dass er Geld be­kommt, Pol­ly.«

      Uns kam die­ser Vor­satz Steer­forths, des­sen Mut­ter, eine rei­che Wit­we, ihm in al­lem nach­gab, sehr hoch­her­zig vor. Wir freu­ten uns alle, dass Tradd­les be­schämt war, und ho­ben Steer­forth in den Him­mel, be­son­ders, als er uns gnä­digst er­klär­te, dass er al­les nur un­sert­we­gen ge­tan und uns durch sein selbst­lo­ses Be­neh­men einen Rie­sen­dienst er­wie­sen hät­te.

      Aber ich muss ge­ste­hen, als ich abends im Dun­keln eine Ge­schich­te er­zähl­te, schi­en mir Mr. Mells Flö­te mehr als ein­mal trau­rig in den Ohren zu klin­gen, und als end­lich Steer­forth schlief und ich in mei­nem Bet­te lag, mach­te mich der Ge­dan­ke, die Flö­te wer­de jetzt wo­an­ders ge­spielt, ganz elend.

      Ich ver­gaß Mr. Mell bald über der Be­wun­de­rung Steer­forths, der in leich­ter Di­let­tan­te­nart und ohne Buch, denn er schi­en al­les aus­wen­dig zu wis­sen, ei­ni­ge der Lehr­stun­den über­nahm, bis der neue Leh­rer er­schi­en. Die­ser kam aus ei­ner La­tein­schu­le und speis­te, be­vor er sein Amt an­trat, bei dem Di­rek­tor, um Steer­forth vor­ge­stellt zu wer­den.

      Steer­forth fand großen Ge­fal­len an ihm und nann­te ihn eine Leuch­te. Wenn ich auch nicht be­griff, was für ein Ge­lehr­ten­ti­tel das wäre, brach­te ich ihm doch große Ehr­furcht ent­ge­gen und zwei­fel­te nicht im Ge­rings­ten an sei­nen groß­ar­ti­gen Kennt­nis­sen, ob­wohl er sich nie sol­che Mühe mit mir gab, wie Mr. Mell; aber ich war ja auch gar nicht zu rech­nen.

      Noch ein un­ge­wöhn­li­ches Er­eig­nis in die­sem Se­mes­ter mach­te einen tie­fen Ein­druck auf mich, der noch im­mer fort­lebt, – aus ver­schie­de­nen Grün­den fort­lebt.

      Ei­nes Nach­mit­tags, als wir alle in ei­nem Zu­stand ärgs­ter Ver­wir­rung und Angst wa­ren, weil Mr. Cre­akle so fürch­ter­lich um sich schlug, kam Ton­gay her­ein und rief laut:

      »Be­such für Cop­per­field.«

      Mr. Cre­akle wech­sel­te mit ihm ein paar Wor­te über den Rang des Be­suchs und das Zim­mer, in das man die Gäs­te wei­sen soll­te, und sag­te dann zu mir, – ich war wie üb­lich auf­ge­stan­den und ganz ver­blüfft vor Er­stau­nen – ich soll­te die Hin­ter­trep­pe hin­auf­ge­hen und einen rei­nen Kra­gen an­zie­hen, ehe ich ins Spei­se­zim­mer gin­ge. Ich ge­horch­te in ei­ner Auf­re­gung, wie ich sie noch gar nicht ge­kannt hat­te, und als ich an die Tür des Be­suchs­zim­mers kam und der Ge­dan­ke in mir auf­blitz­te, es könn­te viel­leicht mei­ne Mut­ter sein, – bis da­hin hat­te ich nur an Mr. und Miss Murd­sto­ne ge­dacht – ließ ich die Klin­ke wie­der los und blieb ste­hen und hol­te tief Atem, be­vor ich ein­trat.

      Zu­erst sah ich nie­mand. Aber da ich ein Hin­der­nis an der Tür fühl­te, blick­te ich da­hin­ter und er­kann­te zu mei­nem Er­stau­nen Mr. Peg­got­ty und Ham, die mit ih­ren Hü­ten in der Hand vor mir knix­ten und ein­an­der an die Wand drück­ten. Ich muss­te la­chen, aber mehr aus Freu­de, sie zu se­hen, als über ih­ren An­blick. Wir schüt­tel­ten uns herz­lich die Hän­de, und ich lach­te und lach­te, bis ich mein Ta­schen­tuch her­aus­zie­hen und mir die Au­gen wi­schen muss­te.

      Mr. Peg­got­ty, der wäh­rend des gan­zen Be­suchs kein ein­zi­ges Mal den Mund zu­mach­te, leg­te große Teil­nah­me an den Tag, als er das sah, und gab Ham einen Rip­pen­stoß, da­mit der et­was sa­gen soll­te.

      »All wed­der lus­sig, Masr Davy?« frag­te Ham mit sei­nem ge­wohn­ten Grin­sen. »Wat sünn Sej grot woren.«

      »Bin ich ge­wach­sen«, frag­te ich und trock­ne­te mir die Au­gen. Ich wein­te über nichts Be­son­de­res, nur das Wie­der­se­hen mit den al­ten Freun­den ent­lock­te mir Trä­nen.

      »Grot woren? Masr Davy! ob hej grot woren is!« sag­te Ham.

      »Ob hej grot woren is«, wie­der­hol­te Mr. Peg­got­ty.

      Sie lach­ten ein­an­der an, bis ich mit­la­chen muss­te, und dann lach­ten wir alle drei, bis mir wie­der die Trä­nen ka­men.

      »Wis­sen Sie, wie es Mama geht, Mr. Peg­got­ty«, frag­te ich, »und mei­ner lie­ben, lie­ben, al­ten Peg­got­ty?«

      »Un­ge­mein«, sag­te Mr. Peg­got­ty.

      »Und der klei­nen Emly und Mrs. Gum­mid­ge?«

      »Un­ge­mein«, sag­te Mr. Peg­got­ty.

      Es trat eine große Pau­se ein. Um sie zu be­en­den, hol­te Mr. Peg­got­ty zwei un­ge­heu­re Hum­mern, eine rie­si­ge Krab­be und einen großen Se­gel­lein­wand­beu­tel voll Cre­vet­ten aus sei­nen Ta­schen und häuf­te sie auf Hams Ar­men auf.

      »Weil Sie das ger­ne ha­ben, wis­sen Sie«, sag­te er, »ha­ben wir uns die Frei­heit ge­nom­men! Und die Alte hat se ge­kocht. Mrs. Gum­mid­ge hat se ge­kocht. Ja­woll«, füg­te er lang­sam hin­zu, wie mir schi­en, weil er von nichts an­ders zu re­den wuss­te. »Wahr­haf­tig, Mrs. Gum­mid­ge hat se ge­kocht.«

      Ich drück­te ihm mei­nen Dank aus, und Mr. Peg­got­ty fuhr fort, Ham hil­fe­su­chend an­bli­ckend, der die Kreb­se an­grins­te, ohne einen Ver­such zu ma­chen, ihn zu un­ter­stüt­zen:

      »Wi ka­men mit Flut und güns­ti­gen Wind in een von uns Yar­mouth­boo­ten nach Gra­ve­send. Mien Schwes­ter hett mich den Na­men von dem Ort hier schre­wen und schrewt, wenn ick nach Gra­ve­send kom­me, soll ick heröwer kom­men und nach Masr Davy fra­gen, un jem een schoin Gruß von ehr brin­gen

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