Der Liebe Flügel entfalten. Elisabeth Kubler-Ross
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Copyright © 1995 Elisabeth Kübler-Ross Family Limited Partnership
Originaltitel: Unfolding the Wings of Love
Copyright © der deutschen Ausgabe 1996 Verlag »Die Silberschnur« GmbH;
1.–3. Auflage erschienen unter der ISBN 978-3-923781-99-7
ISBN: 978-3-89845-662-3
eISBN: 978-3-89845-684-5
1. überarbeitete Neuauflage 2020
Gestaltung & Satz: XPresentation, Güllesheim
Umschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendung
verschiedener Motive von © Ihnatovich Maryia und © Charcompix; www.shutterstock.com
Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstraße 1 · D-56593 Güllesheim
www.silberschnur.de · E-Mail: [email protected]
ELISABETH
KÜBLER-ROSS
Der Liebe
Flügel entfalten
Inhalt
Vorwort
Liebe Elisabeth!
Unser Verlagsmitbegründer Trutz Hardo hat Dich öfter in Deinem versteckten Häuschen in Scottsdale/Arizona besucht, wo Du ihm, da Du selbst nicht mehr aufgrund Deiner Schlaganfälle schreiben konntest, die Texte Deiner letzten Bücher diktiertest. Und Du sagtest ihm:
“Wenn wir uns im Jenseits wiedersehen,
werden wir miteinander tanzen.”
Du hast Millionen von uns in allen Teilen der Welt durch Deine Bücher, Fernsehauftritte, Seminare und besonders durch Deine Taten die Herzen geöffnet und uns wichtige Einsichten in das Leben und den Tod vermittelt.
Mit großer Hingabe hast Du Dich um die Sterbenden gekümmert, deren Nöte erkannt und ihnen durch Deinen mutigen Einsatz in vieler Weise Erleichterung verschaffen können. Durch Deine Initiative sind die Hospize, die jetzt bereits in sehr vielen Ländern existieren, ins Leben gerufen worden.
Du hast den Krankenschwestern und Ärzten eine besonders humane Sterbepflege nahegebracht und ihnen Möglichkeiten aufgezeigt, wie man den Sterbenden in den unterschiedlichsten Phasen menschlicher begegnen kann. Viele Sterbende konnten aufgrund Deiner Ratschläge zu Hause bei ihren nahen Angehörigen statt in den sterilen Krankenhäusern sterben.
Du saßest an den Betten von Hunderten von Sterbenden, die Dir oft von Erfahrungen berichteten, die hinter dem “Schleier” liegen, durch den sie bereits spähen konnten. Dein Wissen über das Mysterium des Todes und ein Leben danach hast Du trotz aller Anfeindungen seitens Deiner Kollegen und anderer immer mit Mut weitergegeben. Deine Liebe und Fürsorge galten allen Sterbenskranken, auch den sozial Ausgestoßenen. Du gehörtest mit zu den Ersten, die an Aids erkrankte Strafgefangene in ihren Zellen aufsuchten, um deren bitteres Los menschenwürdiger zu gestalten.
Deine Liebe und Hingabe gegenüber allen Menschen in ihrer schwierigsten Phase gelten uns allen als großes Vorbild.
Wir alle, liebe Elisabeth, sagen Dir Dank für Deine großartige Hilfe und Liebe, die Du uns allen – direkt oder indirekt – zukommen ließest.
Im Namen Deiner Leserinnen und Leser
Verlag “Die Silberschnur”
Der Liebe Flügel entfalten
Wir Menschen wissen nicht mehr, was wirkliche Liebe ist, wir müssen es erst wieder lernen.
Liebe bedeutet nicht: “Ich liebe dich, wenn du gute Schulnoten nach Hause bringst”, oder “Ich liebe dich, wenn du mir dies oder jenes kaufst.” “Ich liebe, wenn, wenn, wenn.” Das ist nicht Liebe, das ist Manipulation, und wir müssen lernen, das zu unterscheiden. Wirklich lieben heißt geben, ohne irgendwelche Gegenleistungen zu erwarten. Wir lieben jeden, so wie er ist, ohne Rücksicht auf Verhalten oder Aussehen der Person.
Nur mit Liebe ist unser Leben lebenswert. Wenn Sie wirkliche Liebe erfahren, dann seien Sie dankbar. Füllen Sie Ihr ganzes Sein damit und geben Sie sie dann an andere weiter. Das wird Ihr Leben in allen seinen Aspekten verändern.
Wenn wir Menschen bedingungslos lieben würden, würde es weder Diskriminierung, Rassenprobleme, Krieg noch Hass in der Welt geben. Auch Umweltverschmutzung wäre kein Thema, denn wir würden die Erde und alle ihre Bewohner mit Respekt behandeln. Wir können nicht die Schweiz lieben, aber die Nazis hassen. Ein Leben, basierend auf Liebe, würde ganz andere Prioritäten haben, und somit würde sich dessen Qualität auch wesentlich verbessern.
Um lieben zu lernen, müssen wir bei uns selbst anfangen und versuchen, unsere schwachen Seiten zu erkennen. Wir dürfen Menschen nicht länger diskriminieren und klassifizieren. Wenn wir Menschen begegnen, die eine Aversion in uns hervorrufen, sollten wir versuchen, diesen Gefühlen auf den Grund zu gehen. Anstatt auf diese Weise mehr über uns zu lernen, vermeiden wir jedoch nach Möglichkeit jede weitere Begegnung mit ihnen. Wir können nicht mit einem großen Schild herumlaufen, auf dem geschrieben steht: “Ich liebe den Frieden.” Damit sagen wir gleichzeitig aus, dass wir den Krieg hassen. Sobald Frieden und Liebe Teil unseres Lebens geworden sind, werden wir kein Interesse mehr daran haben, an Protestmärschen teilzunehmen und mit großen Schildern durch die Straßen zu marschieren. Nur wenn wir dies praktizieren, tragen wir zum Frieden in der Welt bei. Eine Friedensbewegung kann niemals durch Kampf und Demonstrationen unterstützt werden. Dasselbe gilt auch für die feministischen Bewegungen. Ich halte nichts von Extremen, egal welcher Art.