Der Liebe Flügel entfalten. Elisabeth Kubler-Ross
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Ich wünschte, Kinder könnten schon in frühester Kindheit bedingungslose Liebe erfahren. Dazu war es immer mein Traum, und teilweise konnte ich ihn auch verwirklichen, das System in den Pflegeheimen hier in Amerika zu ändern. Leider sind Altersheime meist keine angenehmen Stätten. Sie sind wie Lagerräume für alte Leute. Ich stelle mir Altersheime als sogenannte ET-Zentren vor – E für “elderly” und T für “toddler”, Kleinkind (beides aus dem Englischen) –, in denen die 70-, 80- und 90-Jährigen mit Kleinkindern unter einem Dach leben. Jeder sucht sich nun eines dieser Kinder aus, das ihm am meisten zusagt, und seine Aufgabe ist es dann, dieses Kind täglich für eine Stunde so richtig zu verwöhnen. Nur eines ist dabei nicht erlaubt: dem Kind irgendetwas zu kaufen. Durch die Kleinkinder bekommen diese alten Menschen wieder den körperlichen Kontakt, den sie so sehr brauchen, und der “Opa” oder die “Oma” ihrerseits erfreut die Kinder mit all den Geschichten, die die Falten ihrer alten Gesichter zu erzählen haben. Eine Pflegeschwester vermag diesen Menschen nicht das zu geben, was ein kleines Kind ihnen geben kann.
Auf diese Weise lernen die Kinder eine Form von Liebe kennen, die nicht, wie zum Beispiel bei den Eltern, mit Erwartungen verknüpft ist. Dieses gegenseitige Geben und Empfangen von Liebe zwischen diesen kleinen Kindern und den älteren Menschen ist so wichtig. Das Schöne daran ist außerdem, dass diese alten Menschen wieder körperliche Berührung erfahren. Dies ist in ihrem Alter ebenso wichtig, wie es zu Beginn unseres Lebens als Baby war. Haben Kinder in ihren ersten Lebensjahren bedingungslose Liebe erfahren, so kann ihnen diese Erfahrung nie wieder genommen werden, und meist sind es alte Menschen, der Großvater oder die Großmutter, die uns diese Form von Liebe lehren können.
Es ist sehr wichtig, sich dessen bewusst zu sein. Zu Beginn meiner Workshops stelle ich immer die Frage: “Welche Person hat Sie in Ihrer Kindheit bedingungslos geliebt?” Und es ist fast immer eine ältere Person, nicht die Mutter oder der Vater. Die Eltern stellen einfach zu viele Erwartungen an ihre Kinder. Oft erinnern Leute sich auch noch anderer Menschen, von denen sie auf besondere Weise respektiert und geliebt wurden, vielleicht der Postbote oder ein Lehrer in der Grundschule.
Der einzige Weg, lieben zu lernen, ist, Liebe zu erfahren. Mit jedem Mal, da Sie Liebe erfahren, wächst Ihre eigene Fähigkeit zu lieben. Leider gibt es Menschen, die nie in ihrem Leben erfahren, was Liebe ist, wie z. B. Straßenkinder in Brasilien. Diese heimatlosen Kinder werden oft einfach auf der Straße ermordet. Sie werden umgebracht und ihre Organe für Geld verkauft. Oder man zwingt sie, als Prostituierte zu arbeiten. Vom ersten bis zum letzten Tag ihres Lebens werden sie nur ausgebeutet. Wir, die Erwachsenen, sind es, die den Kindern ein schlechtes Beispiel geben. Wir lehren sie, die Unwahrheit zu sagen. Nehmen wir an, eine Mutter telefoniert mit der Tante und sagt: “Oh, Tante soundso, wir freuen uns schon, dass du kommst und mit uns den Abend verbringst.” Und dann legt sie auf und schimpft auf die Tante, dass sie der Familie nun wieder den schönen Abend verderben wird. Der 3-Jährige hört das, und wenn die Tante dann am Abend erscheint, sagt er zu ihr: “Tante, warum kommst du und verdirbst uns den schönen Abend?” Die Mutter wird natürlich böse und sperrt das Kind in sein Zimmer. Warum? Weil es wiederholt hat, was es von der Mutter gehört hat. Niemand hat ihm gesagt, dass es den Mund zu halten hat und etwas vortäuschen soll, das nicht der Wahrheit entspricht. So erziehen wir unsere Kinder!
Schon als Kind sollten wir lernen, dass unsere Gedanken, Worte und Handlungen Geschenke sind, die uns gegeben wurden, um ein erfülltes Leben zu führen. Das größte Geschenk aber ist unser freier Wille. Wir treffen täglich Hunderte von Entscheidungen. Ich habe die Wahl, ob ich lieber Schokolade essen oder eine Zigarette rauchen möchte. Sie treffen immer die beste Entscheidung, wenn Sie der Wahl Ihres Herzens folgen.
Es ist wichtig, dass Menschen endlich lernen, dass sie für jeden ihrer Gedanken, jedes ihrer Worte und jede ihrer Handlungen ganz allein die Verantwortung tragen. Gedanken sind unglaublich machtvoll, und sie kommen immer zu dem zurück, der sie ausgesandt hat. Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder schon in jungen Jahren lernen, darauf zu achten, was sie tun, und auch ihre Worte mit Bedacht zu wählen. Das ist eine hervorragende Vorarbeit für sie, um dann als Erwachsene das Training fortzusetzen und zu lernen, auch ihre Gedanken bewusst wahrzunehmen.
Wir lehren unsere Kinder gutes Benehmen, dass man z. B. andere nicht schlägt oder Steine nach ihnen wirft. So ein Verhalten wird in unserer Gesellschaft nicht akzeptiert. Leider versäumen wir es aber, unsere Kinder auch auf den unheilvollen Missbrauch von Worten hinzuweisen. Aber wie sollen wir andere etwas lehren, was wir selbst nicht wissen und praktizieren! Ebenso ist es mit unseren Gedanken. Kaum einer ist sich bewusst, welch kraftvolle Waffe wir da besitzen. Wir müssen lernen, Verantwortung zu tragen, und das bedarf jahrelangen Trainings.
Aber es ist möglich, dies in unserem Leben zu lernen. Wir können damit anfangen, indem wir auf unser Leben zurückschauen und erkennen, welch schädigende Auswirkungen negative oder unfreundliche Gedanken auf andere hatten. Wir müssen bedenken, dass alle unsere Gedanken Konsequenzen haben.
Früher war es üblich, in einem vollbesetzten Zug, einer Straßenbahn oder einem Bus älteren zusteigenden Fahrgästen seinen Sitzplatz anzubieten. Heutzutage stehen Leute, vor allem Jugendliche, noch nicht einmal auf, wenn jemand auf Krücken ankommt, so abgestumpft und respektlos sind wir unseren Mitmenschen gegenüber geworden. Mütter könnten ihre kleinen Kinder darauf aufmerksam machen, wenn sie beispielsweise zusehen, wie ein netter Mann einer alten Frau über die Straße hilft, und ihnen erklären: “Das ist wirklich ein netter Mann. Sieh, wie er der Frau hilft, bei diesem Verkehr sicher die Straße zu überqueren.” So etwas würden Kinder sich merken. Und eines Tages schauen Sie als Mutter dann vielleicht gerade aus dem Fenster und sehen Ihre eigene Tochter einer behinderten Person über die Straße helfen. Menschen lernen viel mehr durch Vorbilder als durch Worte.
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