Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Stephan Richter wertete diese Erklärung als Zusage und bot ihr seinen Arm an.
»Wenn gnädige Frau sich auf meinen fachlichen Rat verlassen wollen, steht einem Einkauf nix im Weg«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
Angela lachte hell auf und hakte sich bei ihm unter.
»Also los«, stimmte sie zu, und ihr Puls beschleunigte sich, als sie an seinem Arm die Straße hinunterging.
*
Ein Geschäft, das Trachtenmode verkaufte, war schnell gefunden. Es befand sich in einer kleinen Seitenstraße, und schon die Auslage war so verlockend, daß auch andere Touristen hineingegangen waren, um sich einen chicken Wanderhut, ein schönes Halstuch oder gar ein Trachtenkleid zu kaufen. Erstaunt schauten Angela und Stephan auf die große Auswahl.
Die Kleider hingen an einem Ständer an der Seite des Verkaufsraumes. Der Inhaber des Ladens und eine Verkäuferin waren damit beschäftigt, die zahlreichen Kunden zu bedienen. Stephan Richter hatte ein hübsches Dirndl vom Ständer genommen und musterte es.
»Das schaut doch schon sehr
hübsch aus«, meinte er.
Angela wiegte den Kopf.
»Vielleicht ein bissel zu konservativ«, erwiderte sie.
Im letzten Jahr hatte sie sich einmal überreden lassen, mit auf das Oktoberfest zu gehen. Dort hatte sie Dirndl gesehen, die aufregend geschnitten waren, aus Leinen geschneidert und mit Lederbesatz. Und genau so etwas suchte sie jetzt.
Rasch ging sie die aufgehängten Kleider durch und wollte beinahe schon enttäuscht aufgeben, als sie genau das Dirndl sah, das ihren Vorstellungen entsprach.
Und das hatte genau ihre Größe.
»Was hältst’ denn davon?« fragte sie Stephan.
Im selben Moment wurde ihr bewußt, daß sie ihn geduzt hatte, und sie lief rot an. Ganz in Gedanken hatte sie wohl angenommen, daß es ihre Freundin sei, mit der sie einkaufen gegangen wäre.
Stephan Richter schmunzelte über ihre gemurmelte Entschuldigung.
»Also, ich würd’ vorschlagen, wir bleiben beim Du«, sagte er. »Deine Eltern und meine Mutter duzen sich ja auch. Da ist’s doch albern, wenn wir uns weiterhin siezen, oder?«
Angela nickte erleichtert und suchte eine passende weiße Baumwollbluse heraus, die sie unter dem Keid anziehen wollte. Dann betrat sie eine der Umkleidekabinen, die gerade frei geworden war.
Nach ein paar Minuten zog sie den Vorhang beiseite und stellte sich vor den großen Spiegel.
Stephan hielt unwillkürlich den Atem an.
Mein Gott, ist sie schön! durchfuhr es ihn, und am liebsten hätte er nach ihr gegriffen und sie nie wieder losgelassen.
»Sehr schön«, sagte er mit belegter Stimme. »Paßt ausgezeichnet.«
Angela drehte sich und schaute von allen Seiten.
»Wirklich?«
Er nickte.
»Gut, dann nehm’ ich’s.«
Fröhlich verließen sie das Geschäft, und Stephan erwies sich einmal mehr als Kavalier und trug ihr die Papiertasche mit dem Kleid und der Bluse.
»Du wirst die schönste Frau des Abends sein«, bemerkte er.
Angela spürte, wie dieses Kompliment sie berührte. Besonders, weil es aus seinem Mund kam.
»Ich glaub’, jetzt müssen wir uns aber beeilen«, sagte sie, um von ihrer Verlegenheit abzulenken. »Sonst stirbt mein Vater noch einen fürchterlichen Hungertod.«
Tatsächlich war die Zeit rasch vergangen, und bis zur geplanten Verabredung im Kaffeegarten war es kaum noch eine Stunde. Sie betraten das Hotel und ließen sich ihre Zimmerschlüssel geben. Dann gingen sie gemeinsam die Treppe hinauf.
»Bis gleich«, verabschiedete sich Stephan und winkte ihr zu.
Angela nickte zurück und betrat ihr Zimmer. Drinnen lehnte sie sich an die geschlossene Tür und atmete tief durch.
Hab’ ich mich etwa ernsthaft verliebt?
Diese Frage hatte sie sich auch schon in dem Geschäft gestellt. Stephans Reaktion, als sie aus der Umkleidekabine trat, war ihr nicht entgangen. So sah ein Mann nur eine Frau an, die er von ganzem Herzen begehrte, und auch sie sehnte sich nach seinen starken Armen, seinen heißen Küssen, seinen Liebkosungen. Ihr Herz jubilierte, als sie sich vorstellte, wie er sie in die Arme nahm und ihr seine Liebe erklärte.
Angela nahm das Dirndl aus der Tüte und hängte es auf einem Bügel an den Kleiderschrank. Die Bluse würde noch einmal gebügelt werden müssen, aber das übernahm bestimmt der Zimmerservice.
Während sie sich rasch erfrischte und umzog, hörte Angela draußen eine Tür klappen und Schritte, die über den Flur zu laufen schienen. Aber sie dachte sich nichts weiter dabei und überprüfte den Sitz ihrer Haare.
Eine Viertelstunde später verließ sie ihr Zimmer wieder und klopfte an Stephans Tür.
»Ich bin’s«, rief sie. »Bist’ auch soweit?«
Keine Antwort.
Angela Pfister klopfte ein zweites Mal und ging, als sie wieder keine Reaktion erhielt, über den Flur zur Treppe.
Merkwürdig, dachte sie.
Als sie wenig später in den Kaffeegarten kam, saß Stephan bereits mit ihren Eltern und seiner Mutter zusammen. Das fand sie seltsam, hatte sie es doch so verstanden, daß sie gemeinsam hinuntergehen wollten.
Was soll’s, dachte sie und setzte sich. Vielleicht hat er’s sich anders überlegt.
»Stephan hat schon erzählt, daß es schwer werden könnt’, einen Bergführer zu bekommen«, wandte sich ihr Vater an sie.
»Ja«, nickte sie, »offenbar sind doch mehr Touristen hier, als man vermuten konnte.«
»Also, wenn’s denn nun gar nix werden sollte mit der Tour, dann fahren wir an den Achsteinsee«, sagte Stephan Richter. »Da soll man sehr schön baden können.«
Er schaute Angela fragend an.
»Natürlich nur, wenn du willst…«
»Aber ja«, antwortete sie. »Das wird bestimmt genauso schön.«
Das Ehepaar und Margot Richter wechselten einen raschen Blick.
»Ihr duzt euch ja auch«, stellte Ewald Pfister fest.
Die beiden jungen Leute lächelten.
»Warum auch net?« meinte Angela. »Schließlich geht ihr uns ja mit gutem Beispiel