Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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dachte sie, während sie weitergingen, als ich’s gekauft hab’, da war’s mir eigentlich egal, ob es jemand anderem gefällt.

      Jetzt legte sie Wert auf die Meinung des jungen Mannes, der ihr ganzes Seelenleben durcheinander gebracht hatte.

      »Ich hab’ schon so viele Fotos gemacht«, sagte Florian und zückte seine Kamera. »Aber noch gar keines von Ihnen.«

      Ehe sie sich darauf vorbereiten konnte, hatte er schon abgedrückt und lachte sie an.

      »Das wird bestimmt das schönste Foto meiner Sammlung.«

      »Dabei seh’ ich bestimmt fürchterlich aus, mit diesen Sachen«, behauptete sie und schaute an sich herunter.

      »Keineswegs«, widersprach er. »Hinreißend schaun S’ aus!«

      Sebastian, der wenige Schritte hinter ihnen ging, schmunzelte. Eine ganze Weile beobachtete er das junge Paar schon. Zuerst hatte er angenommen, daß die beiden zusammengehörten, doch dann fiel ihm auf, daß sie sich zwar mit den Vornamen ansprachen, ansonsten aber siezten.

      Allerdings – wenn er die zwei so anschaute, dann mußte er feststellen, daß sie durchaus zusammenpaßten.

      Eine Frau aus der Wandergruppe sprach ihn an und lenkte so seine Aufmerksamkeit von Nicole Dressler und Florian Mooser ab. Die waren weitergegangen und erreichten einen Abzweig, an dem sie auf die anderen warteten.

      »Ich kann mir net helfen«, meinte der junge Sportstudent, »aber irgendwie hab’ ich den Eindruck, daß Sie heut’ besonders hübsch ausschaun.«

      Die junge Frau lächelte.

      »Ach, Florian, Sie sollen net solche Komplimente machen«, sagte sie. »Ich werd’ ja ganz verlegen.«

      Tatsächlich stahl sich eine zarte Röte in das hübsche Gesicht.

      »Aber wenn’s doch stimmt!« protestierte er.

      Er schaute sie ernst an.

      »Ehrlich, Nicole, Sie schaun einfach wunderbar aus.«

      Sie zuckte die Schultern.

      »Vielleicht liegt’s daran, daß ich heut’ Geburtstag hab’…«

      Florian machte große Augen.

      »Was? Und das sagen S’ erst jetzt?«

      Ungestüm riß er sie in seine Arme und drückte sie an sich.

      »Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, Nicole«, rief er. »Alles, alles Gute. Da haben wir ja heut’ abend einen richtigen Grund zum Feiern!«

      Und ehe sie sich versah, hatte er ihr einen Kuß auf die Wange gedrückt.

      Inzwischen war die Wandergruppe herangekommen. Die Worte des Studenten blieben nicht ungehört. Von allen Seiten kamen Glückwünsche, und Nicole wußte nicht, ob sie glücklich oder verlegen sein sollte. Eigentlich hatte sie niemandem etwas davon sagen wollen, doch jetzt freute sie sich.

      Vor allem auch darüber, daß sie ihren Geburtstagsabend nicht alleine verbringen mußte.

      »Auch von mir einen herzlichen Glückwunsch«, sagte Sebastian Trenker und schüttelte ihre Hand. »Vor allem, daß sich Ihre Wünsche und Träume erfüllen mögen.«

      »Danke schön, Hochwürden«, nickte sie und war glücklich über die allgemeine Anteilnahme ihrer Mitreisenden.

      »Na, dann gibt’s ja wohl heut’ abend ’ne Flasche Schampus«, ließ sich der Mann vernehmen, der gestern noch mit Sebastian eine Wette hatte eingehen wollen.

      »Klar«, rief Nicole fröhlich, »Sie sind alle eingeladen.«

      *

      Nach zwei weiteren Stunden erreichten sie die Almhütte, die malerisch in einer Senke lag. Sepp Reisinger hatte den Senner von Anfang an in seine Planung mit einbezogen, und so wußte Franz Thurecker, was an diesem Mittag auf ihn zukam.

      Der Alte lebte beinahe das ganze Jahr über hier oben, und das schon seit er ein junger Mann gewesen war. Wie Pfarrer Trenker liebte er die Berge, und wenn einer an die Kenntnisse des Geistlichen über die Bergwelt heranreichte, dann war es der Thurecker-Franz.

      Legendär war sein Ruf als Käser. Franz verstand es aus der würzigen Milch, die ihm die Kühe und Ziegen lieferten, einen Käse herzustellen, der seinesgleichen suchte. Für den sahnigen Kräuterquark suchte er eigenhändig die Kräuter, und der Hartkäse, der bis zu zwölf Monaten reifen konnte, bestand jeden Vergleich mit seinem berühmten, italienischen Verwandten, der gerne zu Nudeln gegessen wurde.

      Auf der Sonnenterrasse war genügend Platz für die Wanderer. Franz begrüßte sie, und Sebastian half ihm dabei, die zahlreichen Wünsche nach erfrischenden Getränken zu erfüllen. Dabei folgten die meisten seinem Rat, einmal die eiskalte Alpenmilch zu probieren, die der Senner vorrätig hielt. Sie wurden nicht enttäuscht, selten hatte einer eine besser schmeckende Milch getrunken als hier oben.

      In der Saison war oftmals kein Platz mehr zu bekommen. Franz Thurecker hielt dann immer ein, zwei Gerichte für die Wanderer bereit, die den Weg hierherauf fanden. Wenn Gruppen kamen, die der Löwenwirt angekündigt hatte, dann gab es für alle dasselbe zu essen. Aus Erfahrung wußte Sebastian, daß es immer reichlich war und ausgezeichnet schmeckte.

      Heute stellte Franz große, irdene Schüsseln auf die Tische, in denen es zischte und brutzelte. Käs’spatzen, mit Röstzwiebeln gab es, dazu grünen Salat, mit Zitrone angemacht, und danach frisches Brot mit einem köstlichen Weichkäse, der cremig und pikant schmeckte. Nicht weniger Gäste fragten, ob sie später davon etwas kaufen könnten.

      Natürlich war das möglich, indes riet ihnen der Senner davon ab. Für den Transport ohne Kühlbox eignete sich der weiche Käse nicht besonders, schon gar nicht, wenn er noch die lange Reise nach Regensburg antreten mußte.

      »Aber einen schönen Schnittkäs’ hab’ ich für Sie«, sagte Franz. »Wenn S’ davon was mitnehmen möchten, dann können S’ ihn beim Reisinger-Sepp bis zur Abfahrt ins Kühlhaus legen.«

      Dieser Vorschlag fand Zustimmung, und der Alte versprach für später eine Führung durch sein Käselager – natürlich mit Verkostung.

      Doch jetzt war man noch beim Essen, wobei die meisten schon einen Hosenknopf öffneten oder den Gürtel ein Loch weiter machten. Aber es schmeckte auch zu gut, so an der frischen Luft. Während sie noch dabei waren, die Schüsseln auszukratzen und Brot mit Käse zu belegen, schauten sich die Wanderer um und zückten auch schon wieder ihre Fotoapparate und Vidiokameras. Es war aber auch ein wunderschönes Panorama, das sich ihnen bot.

      Saftige Almwiesen, auf denen Kühe und Ziegen weideten, bewacht von zwei Hütehunden, darüber der majestätische Berg, mit seinen schroffen Felsen, dessen Gipfel in den Himmel hineinzuragen schien. Dazu das melodische Läuten der Glocken, die die Kühe trugen.

      »Ich hab’ mich lang’ net so wohl gefühlt«, bekannte Florian, der Nicole gegenüber saß.

      Daß er seine Augen ganz tief in die ihren versenkte, hatte natürlich auch etwas mit diesem Wohlbefinden zu tun…

      Sie lächelte zustimmend.

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