Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 43
»Möchten S’ noch Kaffee?« fragte die Pensionswirtin, die in das Frühstückszimmer gekommen war.
»Nein, vielen Dank, Frau Stubler«, schüttelte Wolfgang den Kopf. »Aber die Rechnung können S’ mir machen. Nach dem Frühstück räum’ ich gleich das Zimmer. Bei der Gelegenheit möcht’ ich mich noch mal recht herzlich bedanken, daß Sie mich doch noch aufgenommen haben. Es war wirklich ganz reizend von Ihnen.«
Ria lächelte.
»Na ja, es ging da ja auch um etwas für Sie«, meinte sie. »Waren Ihre Bemühungen denn von Erfolg gekrönt?«
Er nickte selbstbewußt.
»Ich treff’ mich gleich mit Nicole«, antwortete er. »Da hab’ ich übrigens noch eine Frage – wo find’ ich denn hier eine besonders romantische Ecke? Wissen S’, ich möcht’ ihr nachher einen Heiratsantrag machen, und das geht ja net so einfach auf der Straße.«
Ria Stubler strahlte.
»Ach, Herr Arnhäuser, Sie sind wirklich ein besonderer Mensch«, sagte sie. »So etwas Schönes kann nur einem Mann einfallen, der wirklich verliebt ist.«
Sie deutete zum Fenster hinaus.
»Leider regnet’s immer noch. Sonst würd’ ich vorschlagen, Sie fahren zum Kogler hinauf. Da gibt’s einen leichten Wanderweg, der bis zur Klamm führt. Dort sind einige sehr romantische Plätzchen.«
Wolfgang schaute hinaus. Der Regen war schon wieder schwächer geworden.
»Gibt’s denn Hoffnung, daß er vielleicht bald ganz aufhört?«
Die Wirtin zuckte die Schultern.
»Nach dem Wetterbericht soll’s am Mittag aufklaren«, erzählte sie. »Aber Sie wissen ja selbst, wieviel Verlaß darauf ist.«
»Na, mal sehn«, meinte er. »Vielleicht behalten die Leute vom Wetterdienst ausnahmsweise mal recht.«
Einen kleinen Ausflug in die Berge hatte er selbst schon ins Auge gefaßt. Natürlich nichts Aufwendiges, wofür man extra eine Ausrüstung benötigte. Die hatte er auch gar nicht dabei. Aber so ein kleiner Spaziergang über einen Wanderweg, der kam schon in Betracht.
Wolfgang hoffte, daß es ihm dabei gelingen würde, Nicole vollends von sich und seinen guten Absichten zu überzeugen, darüber hinaus wollte er sie auch überzeugen, daß sie die Rückfahrt mit ihm machte. Sie zusammen mit dem anderen, für ein paar Stunden gemeinsam in dem Bus zu wissen, dieser Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht. Denn eines war ihm an diesem Wochenende bewußt geworden – auch wenn er ein Hallodri war, der es mit der Treue nicht so genau nahm, er liebte Nicole wirklich und wollte kein Risiko eingehen, daß der Nebenbuhler die Situation ausnutzte und seine ganzen Bemühungen zunichte machte.
Wolfgang wischte sich den Mund mit der Serviette ab und stand auf. Ria Stubler war in die Pensionsküche gegangen und schrieb die Rechnung. Der Lehrer betrat sein Zimmer und stopfte die restlichen Sachen in den Koffer. Viel hatte er ohnehin nicht ausgepackt. Lediglich den Schlafanzug und Toilettenbeutel. Er nahm den Koffer auf und ging hinunter. Ria wartete schon. Wolfgang zahlte den Betrag und verabschiedete sich.
»Toi, toi, toi«, sagte die Pensionswirtin. »Ich drück’ Ihnen die Daumen, daß alles so klappt, wie Sie’s sich vorgestellt haben.«
Wolfgang lächelte und stieg in sein Auto.
Gehn wir’s an, dachte er, als er den Wagen startete.
*
Als er vor dem Hotel hielt, stand Nicole im Eingang. Sie trug eine Jeans und einen leichten Pullover, dazu Halbschuhe und die Jacke, die sie zusammen gekauft hatten, als sie vor einiger Zeit in Nürnberg Verwandte von ihm besucht hatten.
Wolfgang fand, daß sie hinreißend aussah, und er fühlte wieder den Stachel der Eifersucht, als er sich vorstellte, daß sie den anderen Mann geküßt hatte.
»Guten Morgen«, begrüßte er sie, als sie sich in seinen Wagen setzte. »Hast du gut geschlafen?«
Die Studentin nickte nur kurz und drehte sich zum Hotel um.
Aus den Augenwinkeln heraus nahm er wahr, daß sie winkte, während er anfuhr. Auf der Karte hatte er sich den Weg zum Kogler angesehen. Es war nicht sehr weit zu fahren. Wolfgang wendete und mußte anhalten, weil eine Gruppe Kirchgänger die Straße überquerte. Nicole schaute wieder zum Hotel und wandte dann ihren Kopf ab, als sie Florian nicht mehr im Eingang stehen sah.
»Wohin willst du eigentlich?« fragte sie, als sie erkannte, daß er zum Dorf hinausfuhr.
Wolfgang schmunzelte.
»Laß dich überraschen«, sagte er nur und dachte dabei an die Ringe in seiner Jackentasche.
Gestern abend hatte Nicole sie gar nicht richtig sehen können. Doch jetzt, bei Tageslicht, würde ihr Anblick sie bestimmt verzaubern.
»Ich hoff’, du willst net wirklich einen Spaziergang machen«, meinte sie. »Das Wetter ist net gerad’ passend.«
»Das ändert sich«, behauptete er. »Die Frau Stubler, das ist die Pensionswirtin, bei der ich übernachtet hab’, meint, daß es bis zum Mittag besser wird.
Du, das ist überhaupt eine nette kleine Pension. Ich hab’ mir schon gedacht, daß wir irgendwann noch mal herfahren und dann ein Zimmer dort nehmen.«
Nicole sagte nichts darauf. Sie biß sich auf die Lippen. Er war also immer noch davon überzeugt, daß es eine Beziehung zwischen ihnen gab.
»Was sagst’ denn zu meinem Vorschlag?« wollte er wissen, als sie schwieg.
Die Studentin schüttelte den Kopf.
»Ich fürcht’, du hast mich gestern abend net richtig verstanden«, antwortete sie. »Ich hab’ mich jetzt net mit dir getroffen, weil zwischen uns wieder alles in Ordnung wär’, Wolfgang.
Nein, ich hab’ nur zugestimmt, weil ich glaub’, dir dies schuldig zu sein, nach all dem, was war. Wir hatten ja auch eine schöne Zeit, das kann niemand bestreiten. Und es täte mir leid, wenn wir im Zorn auseinandergingen. Das ist’s bestimmt net, was ich will. Es würd’ mich sehr freuen, wenn wir Freunde bleiben könnten. Echte Freunde, die für einen da sind, wenn der andere sie braucht.«
Der Lehrer spürte, wie jedes ihrer Worte ihm einen Stich versetzte. Da war sie wieder, die ganz klare Absage.
Er biß sich auf die Lippen.
»Darüber reden wir, wenn wir angekommen sind«, sagte er und deutete durch die Scheibe zum Himmel. »Schau’, es wird schon wieder heller.«
Sie hatten den Parkplatz am Fuße des Koglers erreicht. An anderen Sonntagen, wenn besseres Wetter herrschte, standen die Autos hier dicht an dicht. Der Berg, auf dessen anderer Seite schon Österreich lag, war ein beliebtes Ausflugsziel, vor allem für Familien. Es gab herrliche Wanderwege, die auch für Leute geeignet waren, die nicht so gut zu Fuß waren. Auf der Ostseite hingegen gab es Steilwände und schroffe Felsen, die für jeden Bergsteiger eine Herausforderung darstellten.
Wolfgang