Plötzlich Prinzgemahl. Regina Mars
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Читать онлайн книгу Plötzlich Prinzgemahl - Regina Mars страница 14
»Kleiner.« Raga sah Nat eindringlich an. »Du hast die Wahl: Entweder du wartest ein paar Tage und wir tun so, als würdest du bei einem tragischen Unfall sterben … oder du stirbst wirklich. Hier und jetzt.«
Der Kerl sah Raga misstrauisch an. Dann nickte er, als hätte er kapiert, dass sie es ernst meinte.
»Na gut«, sagte er. »Wenn’s sein muss.«
»Keine Angst.« Solan verschränkte die Arme. Die Wunde an seiner linken Hand zwickte, als sie den Seidenstoff berührte. »Das wird nicht lange dauern. Die Gefahr, dass entdeckt wird, dass du ein Kerl bist, ist viel zu groß. Und ich habe noch nicht vor, mich hinrichten zu lassen.«
»Da haben wir was gemeinsam«, sagte der Dieb und grinste schwächlich. Mist, er sah immer noch gut aus. Fast besser, nun, wo Solan wusste, dass er ebenfalls ein Mann war. Er nickte ihm unfreundlich zu.
»Denk nicht, dass du die Leuchter behalten kannst«, knurrte er, möglichst feindselig. Er hatte das Gefühl, dass Raga ihn ganz genau musterte. Nat schaute enttäuscht.
»Na gut«, maulte er. Hm. Sah aber nicht vollkommen unglücklich aus.
»Deine Schwester hat noch mehr davon, was?«, fragte Solan. »Wie viele?«
Nat legte den Kopf schief.
»Du bist nicht so blöd, wie du tust, oder?«, fragte er langsam. Mist. Ein winziger Blitz entlud sich in Solans Magen. »Außerdem bist du ein besserer Schwertkämpfer, als ich dachte. Du hast eben gewonnen, mit einem verdammten Schürhaken.«
»Gegen einen so schwachen Gegner war das kein Problem.« Solan versuchte, möglichst hochnäsig auszusehen.
»Ich bin ein total guter Gegner!« Der Typ straffte sich. »Hab dreimal die große Holzschwertklopperei in »Kalles Tavernchen« gewonnen und da kamen Leute aus der ganzen Welt, um teilzunehmen.«
»Holzschwertklopperei?«, fragte Solan. »Ist das überhaupt ein legaler Wettbewerb?«
»Nein.« Der Kerl wirkte stolz. »Und ich hab trotzdem gewonnen.«
Solan schnaubte verächtlich. Raga trat zwischen sie und hob die runzligen Händchen.
»Ruhe. Kleiner, woher weißt du, dass er sich dumm stellt?«
»Sagt doch jeder, dass Prinz Solan ein Trottel ist.« Nat zuckte mit den Schultern. »Solan, der Fünfte, arrogantester Fatzke des Reichs. Der Tratsch aus dem Palast kommt überall an, selbst in der Gosse.«
»Ausgezeichnet«, Raga lächelte. »Dann funktioniert unser Plan. Jungs, ich schlage vor, ihr ruht euch bis morgen früh aus. Nach dem Frühstück machen wir einen kleinen Ausflug, die Kutsche wird mit einem Bombenpfeil angegriffen und die neue Frau des Prinzen verbrennt in dem Wrack. Was sagt ihr?«
»Klingt gut.« Der Kerl schien sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. »Kann mir jemand aus meinem Korsett helfen?«
»Gleich. Sieht aus, als müsste ich den Prinzen verarzten.« Raga holte etwas aus den Tiefen ihres Rocks hervor, das wie ein großes Marmeladenglas aussah. Innen schwappte Wasser und darin …
»Sind das etwa Heilerfische?«, fragte Nat, als er die grausilbrigen kleinen Körper erkannte.
»Gut erkannt.« Raga schraubte den Deckel auf. »Solan, tauch deine Hand hier rein.«
Er gehorchte, Nat immer im Blick behaltend. Dessen wilde Augen beobachteten ihn ebenfalls.
9. Tudan
Tudan war ein fröhlicher Mann. Sein Lachen dröhnte durch den halben Palast, wenn der Kaiser mal wieder einen seiner köstlichen Scherze machte und auch in ernsten Momenten trug er stets ein Lächeln auf den Lippen.
Tudan war ein Lügner. Ein guter Lügner aus gutem Hause. Ein Jungendfreund des Kaisers, mit dem er durch dick und dünn gegangen war, durch Walrobbenjagden, rauschende Bälle und die exklusivsten Hurenhäuser.
Der Kaiser hörte auf Tudan, der, obwohl sie im gleichen Alter waren, zehn Jahre jünger aussah. Vielleicht sogar zwanzig. Denn während Tudan immer noch jeden Morgen auf dem Schwertkampfplatz übte, lag der Kaiser im Sterben. Nun, lag war das falsche Wort. Noch schleifte er seinen verfetteten, vom Alkohol zerfressenen Körper durch die Gänge des Palastes. Noch trank er, so wie vorhin auf dem Frühlingsball.
Er hatte vier Weinflaschen und ein kleines Fass geleert. Die anwesenden Adligen hatten höflich applaudiert, als er ein gigantisches Glas in einem Zug ausgesoffen hatte und diskret weggesehen, als er sich gegen Mitternacht in einem tiefroten Strahl auf den Tisch übergeben hatte. Eine Flutwelle Erbrochenes hatte Wachteleier und Fasanenbrüste weggespült, aber Abathiy, die Kaiserin, hatte nur milde gelächelt und ihm das nasse Doppelkinn mit ihrem Spitzentaschentuch abgetupft.
Abathiy war eine Expertin. Geschult darin, ihren Ekel hinter einem charmanten Lächeln zu verbergen, so wie Tudan seine Berechnung hinter einem herzhaften Lachen versteckte.
Er hatte wirklich gehofft, dass alles nach Plan verlaufen würde. Für gewöhnlich tat es das. Aber dieser Vollidiot, dieser Pfau in Menschengestalt, Prinz Solan, hatte alles verdorben. Dieser idiotische Schönling, was hatte ihn geritten, als er dieses Luder geheiratet hatte?
Tudan blickte zu Tamanoliy, deren wunderhübsche Fingernägel auf seiner Tischplatte ein Trommelkonzert veranstalteten. Sie war wirklich eine Ausnahmeschönheit. Fast so hübsch wie ihre Cousine Abathiy, mit ihrem prallen Mündchen und den dichten Wimpern in ihrem puppenhaft niedlichen Gesicht.
Es war eine Schande, dass sie sterben musste.
»Ihr habt es mir versprochen«, zischte sie und er spürte ihren wütenden Blick noch, als er sich umdrehte, um den Wein einzuschenken. »Ihr habt geschworen, dass ich den Prinzen heiraten werde. Und Ihr habt gelogen. Er hat sich diese Landpomeranze geschnappt, dieses billige Stück und ich verstehe nicht … War das Euer Plan? Mich so zu demütigen? Ihr wisst, was ich weiß. Wenn ich dem Kaiser erzähle …«
»Es ist alles gut, Tamanoliy«, sagte er leise, um sie zu beruhigen. Sie befanden sich in seinem Schlafgemach und die Wände sowie die Kirschholztüren waren dick. Aber er konnte nicht riskieren, dass man sie hier hörte. »Macht Euch keine Sorgen. Ihr werdet den Prinzen heiraten.«
»Falls Ihr es nicht bemerkt habt, der Prinz ist bereits verheiratet. Seit heute Abend. Mit dieser Landpomeranze!« Ihre liebliche Stimme hatte einen schrillen Unterton.
»Meine Liebe, Ihr könnt mir vertrauen«, log er. »Und obwohl wir allein sind, wäre es besser, wenn Ihr Eure Stimme senken würdet. Immerhin wäre Euer Ruf dahin, wenn man Euch ohne Begleitung im Schlafgemach eines Mannes fände, nicht wahr?«
Sie schnaubte gedämpft, sagte aber nichts mehr. Misstrauisch sah sie sich in seinem Zimmer um. Zwei Lampen an der Wand sorgten dafür, dass diese Ecke des Raums spärlich beleuchtet war, aber der Rest verbarg sich in dunklen Schatten. Tudan nahm zwei Bronzekelche, jeder verziert mit verschlungenem Steppengras, und goss Wein hinein.
»Der Prinz wird bald Witwer sein. Und dann ist er bereit für eine neue Ehe, meint Ihr nicht? Wir müssen uns nur ein wenig gedulden.« Er klappte den mittleren der dicken Ringe auf, die er am Mittelfinger trug, und kippte den gesamten Inhalt in den linken Kelch. Besser ganz sicher gehen. Mit seinem üblichen