Mission SOL 2020 / 12: Der Chaopressor. Kai Hirdt

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Mission SOL 2020 / 12: Der Chaopressor - Kai Hirdt PERRY RHODAN-Mission SOL 2

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Danton musste sich räuspern, so belegt war seine Stimme. Das durfte nicht passieren. TRAITOR durfte nicht wieder zu Kräften kommen!

      Mandi sprach in die so entstehende Pause hinein. »Ich mag es«, sagte der Kommandant der kosmokratischen Flotte. »Es ist strategisch.«

      Rhodan lächelte erleichtert und richtete den Blick auf Blitzer. »Besteht dann Einigkeit?«

      »Nein!«, platzte es aus Danton heraus.

      Rhodan war das Erstaunen über diesen Widerspruch im Gesicht abzulesen. Sicher hatte er mit Einwänden gerechnet – aber nicht aus dieser Richtung.

      Roi Danton scherte das nicht. »Ich war Teil der Terminalen Kolonne.« Er musste aufpassen, das Beben in seiner Stimme zu unterdrücken. »Ich habe mich ihrer Vernichtung verschrieben, seit ich mich aus ihren Klauen befreit habe. Unter keinen Umständen werde ich zulassen, dass TRAITOR wieder erstarkt.«

      »Doch.« Es war das Erste, was Eroin Blitzer zum Gespräch beitrug. »TRAITOR kann nicht vernichtet werden. Wenn du das wirklich glaubst, bist du noch weit naiver, als ich bisher gedacht habe. Aber eine ungeeignete Superintelligenz als Führung, die sich nicht verdrängen lässt ... Das kann TRAITOR für Jahrtausende schwächen. Es ist ein winziger Vorteil für unsere Seite, der sich über weite Teile des Kosmos hinweg potenzieren wird.«

      »Dann lässt du deine Anklage gegen die SOL fallen, wenn wir Perrys Plan verfolgen?«, fragte Tess Qumisha schnell.

      »Das ist nicht gesagt«, antwortete Blitzer kühl.

      »Oh doch«, informierte ihn Perry Rhodan. »Du brauchst dieses wunderbare Schiff nämlich. Es spielt die entscheidende Rolle bei allem, was nun folgen wird.«

      2.

      A-Kuatond

      Der Kommandosessel der SOL fühlte sich größer an als beim vorigen Mal, dass A-Kuatond darin gesessen hatte – in einem anderen Körper. In ihrer zerstörten, erwachsenen Hülle.

      Nicht geändert hatte sich hingegen der giftige Blick, mit dem Tess Qumisha ihr die Schiffsführung übergab. A-Kuatond empfand Mitleid mit der Solanerin. Die Frau wollte schließlich nur ihr Raumschiff und ihre Mannschaft schützen.

      Doch die SOL war nun mal mitten in den Konflikt mehrerer machtvoller Parteien geraten. Alle erhoben aus den unterschiedlichsten Gründen Anspruch auf die Dienste des Hantelraumers. A-Kuatonds eigenes Anrecht war eins der plausibleren – immerhin war es die SOL gewesen, die ihr eigentliches Einsatzschiff zusammengeschossen hatte. Dass sie nun als Ersatz herhalten musste, war nichts anderes als der Ausgleich für ein selbst verursachtes Problem.

      Für das bevorstehende Manöver erwies sich diese Konstellation sogar als ausgesprochen glücklich. Das Schiff der Terraner war leistungsfähiger als A-Kuatonds halb wracke Schlachtspitze. Durch diverse Umbauten der Kosmokraten und der Chaotarchen war die SOL sogar leistungsstark genug, um es mit dem Equilibrium aufzunehmen, BARILS physischem Anker. Und das Beste war: Als offizielles Ritterschiff konnte sie das Equilibrium anfliegen, ohne allzu viel Verdacht zu erregen.

      Darauf fußte der aktuelle Plan: Die SOL würde vor Ort die Lage erkunden, präzise Zielkoordinaten ermitteln, einen Schlachtplan entwickeln. Dann konnte sie Checklak Mandis Flotte herbeirufen, um in kürzester Zeit den Waagturm – gewissermaßen BARILS Allerheiligstes – mit präzisen Angriffen aus dem Equilibrium herauszulösen und zum Sphärenlabyrinth zu schleppen.

      Als die SOL aus dem Hypertaktmodus auf Unterlichtgeschwindigkeit zurückfiel, war sogleich klar, dass dieses Unterfangen schwieriger werden würde als gedacht. Das Equilibrium sah anders aus, als A-Kuatond es kannte: Seine zwei gewaltigen Halbschalen, eine mit einer Naturlandschaft, die andere hoch technisiert, waren zusammengerückt und hatten sich zu einer perfekten Kugel geschlossen. Wie ein Schutzpanzer umhüllte sie das Innere: eine Scheibenwelt mit höherdimensionalem Unterbau, in deren Zentrum sich der Waagturm achtzig Kilometer weit in den Himmel hob.

      Dort hatte die Superintelligenz A-Kuatond erleuchtet, anders formuliert: gehirngewaschen und zur willfährigen Anhängerin umgepolt – bis die Kriegerin schließlich die Wahrheit über BARILS Rolle beim Ende ihres Volkes herausgefunden hatte. Das nächste Zusammentreffen am Waagturm hatte daher ganz anders ausfallen sollen als das erste. Aber nun hieß es, sich zunächst überhaupt erst mal Zugang zu verschaffen.

      SENECA, das biopositronische Gehirn der SOL, ergänzte die Ortung um aktuelle Feindaten.

      »Zu viele Schiffe«, bemerkte Perry Rhodan sofort, bevor A-Kuatond die neuen Eindrücke mental sortiert hatte. »Das ist nicht der Standardflugverkehr, von dem du uns berichtet hast. Was ist hier los?«

      Der Terraner hatte recht. »Diese Flotte gehört nicht hierher.« A-Kuatond ließ sich Details anzeigen. »Das sind unterschiedlichste Bauformen«, stellte sie fest. »Das da ...« Sie erkannte eine Silhouette. »Das ist ein Fengalraumer. Da, das Geschwader sind Kepallu. Und das ...« Sie vergrößerte einen Holoausschnitt. »Ein Trägerschiff der Amelox. Eine Vielvölkerflotte. All diese Zivilisationen sind gläubige Anhänger BARILS.«

      »Schön für sie«, kommentierte Roi Danton missmutig. »Und was tun sie hier?«

      Eine ungewöhnliche Einheit wurde in der Ortung hervorgehoben: Das Raumfahrzeug schien flüssig zu sein, von der Größe eines kleinen Meeres oder doch zumindest gewaltigen Sees.

      »Das ist die LYNONU!«, rief A-Kuatond. »Yalabas Ritterschiff!«

      Yalaba von Malyon, die Forscherin im Orden der Ritter BARILS, war A-Kuatonds Mentorin gewesen. Das Wesen, das sie in Plantagoo gerettet und in Yahouna von den Toten zurückgeholt hatte. Zugleich aber auch das Monstrum, das die Zentrifaal versklavt und ihre Bewusstseine zu den Vielen Einen gezwungen hatte.

      »Anfunken!«, befahl A-Kuatond knapp.

      Die Forscherin reagierte schnell. Das Kommunikationshologramm in der Zentrale der SOL zeigte Yalabas riesenhaften Körper mit der durchsichtigen Haut, unter der man die Organe arbeiten und das Herz pumpen sah. »A-Kuatond!« Yalabas lidlose Augen blieben ausdruckslos, aber die Stimme klang furchtsam. Die rüsselhafte Schnauze zitterte leicht. »Was machst du hier? Du solltest in TRAZULS Dorn sein!«

      »Meine Mission war erfolgreich«, log die Kriegerin. »Der Chor des Lockschiffs ist aktiviert und ruft die Vielen Einen. Sie werden TRAZUL den Platz verwehren. BARILS Weisheit und Umsicht werden für Jahrtausende viel Leid verhindern.«

      »Gelobt sei BARIL«, deklamierte Yalaba. Sie klang nicht überzeugt. Verständlich, denn eigentlich war nicht damit zu rechnen gewesen, dass A-Kuatond von dem beschriebenen Einsatz lebend zurückkehrte.

      Die Zentrifaal musste schnell agieren, bevor Yalaba genug Zeit zum Nachdenken hatte. »Was tut sich im System? Warum die Flotte?«

      »Nur aus Vorsicht«, antwortete die andere Ritterin. »TRAITOR hat eine Flotte aus dem Labyrinth nach Yahouna beordert, und es gibt Gerüchte über kosmokratische Einheiten in der Region. Ich habe BARIL geraten, das Equilibrium abzusichern, damit es nicht zwischen die Fronten gerät.«

      A-Kuatond senkte das Haupt in einer Geste der Zustimmung, um ihr Mienenspiel zu verbergen. Jedes ihrer Probleme ließ sich in irgendeiner Form auf Yalabas Wirken zurückführen. Es wurde Zeit, dass die Malyonerin dafür bezahlte.

      »Ein kluges Vorgehen«, log die Zentrifaal. »Ich bin aus einem ähnlichen Grunde hier: Um nach dem Rechten zu sehen, bevor ich meinen Erfolg beim Ritterrat auf Kessaila melde.

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