Epiktet: Handbüchlein der Lebenskunst. Epiktet

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Epiktet: Handbüchlein der Lebenskunst - Epiktet

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der Steuermann ruft, so renne zum Schiff und laß alle jene Dinge zurück, ohne dich auch nur umzuschauen. Bist du aber ein Greis, so entferne dich nicht einmal weit vom Schiff, damit du nicht zurückbleibest, wann jener ruft.

      Schwimme nicht gegen den Strom

      VIII. Verlange nicht, daß die Dinge gehen, wie du es wünschest, sondern wünsche sie so, wie sie gehen, und dein Leben wird ruhig dahinfließen.

      Der Wille ist frei

      IX. Krankheit ist ein Hindernis des Körpers, aber nicht des Willens, wenn er nicht selbst will. Lähmung ist ein Hindernis des Fußes, aber nicht des Willens. Und so denke bei allem, was dir begegnet; denn du wirst finden, daß es wohl ein Hindernis für etwas anderes ist, aber nicht für dich.

      Versuchung und Widerstand

      X. Vergiß nicht, bei jedem Vorfall in dich zu gehen und zu untersuchen, welches Mittel du besitzest, um daraus Nutzen zu ziehen. Erblickst du einen Schönen oder eine Schöne, so wirst du ein Mittel dagegen finden, – die Selbstbeherrschung. Kommt Anstrengung, so findest du Ausdauer; kommt Schmach, so findest du Kraft zum Erdulden des Bösen. Und wenn du dich so gewöhnst, so wird dich die Vorstellung nicht hinreißen.

      Der Weise verliert nichts

      XI. Sage nie von einem Ding: Ich habe es verloren; sondern: Ich habe es zurückgegeben. Dein Kind ist gestorben; – es ist zurückgegeben worden. Dein Weib ist gestorben; – es ist zurückgegeben worden. Dein Landgut wurde dir genommen. – Nun, also, auch dieses ist nur zurückgegeben worden. – »Aber der es dir genommen hat, ist ein Schurke.« – Was geht es aber dich an, durch wen es dir derjenige wieder abgefordert hat, der es dir gab? – Solange er es aber dir überläßt, behandle es als fremdes Gut, so wie die Reisenden die Herberge.

      Fort mit Sorgen

      XII, 1. Willst du Fortschritte machen, so mußt du Gedanken wie die folgenden fahren lassen: Wenn ich das Meinige vernachlässige, so werde ich kein Brot haben; wenn ich meinen Jungen nicht züchtige, so wird er ein Bösewicht werden. Denn besser ist es, Hunger sterben, frei von Traurigkeit und Furcht, als im Überfluß leben mit Unruhe im Herzen; und besser ist‘s, daß der Junge ein Bösewicht werde, als daß du unglücklich seiest.

      Was kostet Gemütsruhe?

      XII, 2. Fange also mit geringfügigen Dingen an. Man verschüttet dir dein bisschen Öl, man stiehlt dir dein Restchen Wein. Denke dabei: So teuer kauft man Gelassenheit, so teuer Gemütsruhe. Umsonst bekommt man nichts.

      Wenn du deinen Knecht herbeirufst, so denke: Es kann sein, daß er es nicht gehört hat; und wenn er es gehört hat, daß er nichts von dem tut, was du haben willst. Aber so gut soll er es nicht haben, daß deine Gemütsruhe in seine Willkür gestellt wäre.

      Sei ein Tor vor der Welt

      XIII. Willst du Fortschritte machen, so laß es dir gefallen, daß man dich in Bezug auf äußere Dinge für dumm und einfältig hält. Du mußt nicht scheinen wollen, als wissest du etwas. Wenn auch gewisse Leute etwas auf dich halten, so traue dir selbst nicht. Wisse nämlich, daß es nicht leicht ist, die naturgemäßen Grundsätze, die du hast, und zugleich die äußeren Dinge im Auge zu behalten. Vielmehr, wer für das eine sorgen will, muß ganz notwendig das andere vernachlässigen.

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