Die Kuh gräbt nicht nach Gold. Bernd Gunthers
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Читать онлайн книгу Die Kuh gräbt nicht nach Gold - Bernd Gunthers страница 14
»Hat man Ihnen einen Haftbefehl gezeigt und Sie dann belehrt?« Paul Eichert versuchte, so ernst wie möglich zu bleiben, unterdrückte seine aufkeimende Belustigung.
»Mich belehrt? Mich? Worüber denn?« Sein wissenschaftliches Selbstverständnis schien unberührt.
»Na, über Ihre Rechte! Dass Sie nicht aussagen müssen, und dass Sie das Recht auf juristischen …«
Herr Ebert unterbrach. »Aber nein. Die befragten mich doch nur. Irgendwer, das entnahm ich einigen Fragen, muss mich wohl beschuldigt haben. Aber ich bin doch kein Raubgräber wie Indiana Jones oder Lara Croft. Denen ging es ja allein ums Geld. Um den Wert der Sache. Und dann behauptet dieser Doktor Henry Walton Jones im dritten Teil tatsächlich ›We are not searching for things, we are searching for facts.‹ Lügenbold. Hält sich nicht an das, was er sagt. Dabei wird angehenden Archäologen bereits im Studium das Prinzip der guten wissenschaftlichen Praxis eingeimpft. Da kann ich mein Wissen doch nie in die Dienste unseriöser Sammler stellen.« Herr Ebert blickte bestätigungsheischend reihum – sah in drei lächelnde Gesichter und musste schließlich selbst lachen. Er leerte sein Glas.
»Hat sich das dann geklärt – zumindest, was Sie anbelangt, Lothar?« Milka war sich nicht wirklich sicher, ob das bereits das glückliche Ende der Geschichte war.
»Nein, keineswegs. Sie haben angekündigt, mich erneut sprechen zu wollen. Ich müsse erreichbar bleiben. Ich bin dennoch hierher gefahren.« Es klang trotzig.
Paul Eichert unterstellte, dass einem Master der Kunstgeschichte vergleichbare Ethik-Grundsätze der guten wissenschaftlichen Praxis abverlangt wurden. Er wagte sich mit einer Frage vor. »Ihre Nachforschungen zur Hallstatt- und dieser hm, Latènezeit, – werden Sie da irgendwie finanziell unterstützt?« Milka gab Paul einen warnenden Tritt unterm Tisch.
Der Professor räusperte sich. »Nun ja, nicht direkt. Aber gewissermaßen doch. Also, ich kenne einen Fabrikanten aus Langenburg. Der ist Antiquitätensammler. Mit Schwerpunkt Römer, und ja, Kelten. Und wenn es Fragen gibt, berate ich ihn. Beispielsweise, wenn es um die Herstellung von Replikaten geht oder wenn ihm Stücke angeboten werden.« Er holte tief Luft, sein Ausdruck änderte sich urplötzlich. »Sie glauben doch wohl nicht wirklich, dass ich …«
Der Kommissar ging dazwischen, entschieden und überzeugend. »Herr Professor, wir glauben gar nichts! Ihre Integrität steht doch völlig außer Frage. Nur so interessehalber: Hat Ihr Fabrikant auch einen Namen?«
Herr Ebert hatte sich wieder gefasst. »Sicher. Es ist Claus Peter Thaler in Langenburg. Hat übrigens eine sehr nette Frau. Ach ja, Milka, er hat auch ein Faible für Oldtimer. Drei Stück besitzt er. Warum fragen Sie?«
Milkas und Pauls Blicke trafen sich. Paul hob seinen Kopf mit einer kaum wahrnehmbaren auffordernden Bewegung.
»Sie kennen doch Paul. Er geht schon von Berufs wegen den Dingen immer auf den Grund. Ich kenne zwar Thaler nicht – noch nicht, könnte ich sagen – werde ihn aber am Wochenende treffen. Wir nehmen beide an der Langenburg Historic teil.«
Bettina verabschiedete sich mit einem kurzen Hinweis auf ihre Kinder. »Es hat Sie hoffentlich nicht gelangweilt, Frau Mayr«, sagte der Professor und stand auf, um ihr zum Abschied die Hand zu geben.
»Ich horche ihn ein wenig aus«, flüsterte Paul und erhielt ein bejahendes Augenzwinkern von Milka.
»Zunächst einmal, Herr Professor, können Sie selbstredend auf uns zählen. Wenn es Probleme mit der örtlichen Polizei gibt, sagen Sie mir Bescheid.«
Herrn Eberts Blick hing noch an der Tür, die Bettina schloss. Er nahm seinen Platz wieder ein. »Ich hatte gehofft, dass Sie mich unterstützen, und weiß das sehr zu schätzen. Ich bin momentan …«
Paul nickte nur verständnisvoll. »Ein Thema beschäftigt mich in diesem Zusammenhang. Soweit mir bekannt, bleiben Fundstücke aus legalen Grabungen grundsätzlich in hoheitlichem Besitz, werden entweder in Museen oder Fundarchiven verwahrt.«
Professor Ebert rückte seinen Stuhl zurecht, warf einen kurzen prüfenden Blick auf die Weinflasche. Milka entging der Blick nicht. »Das ist absolut richtig. Handelt es sich, wie bei der Heuneburg, um ein Projekt des Landesamts für Denkmalpflege, dann ist das so. Wird Ihnen so etwas angeboten, ist es gefälscht oder es wurde geraubt. Allerdings kommen immer wieder auch echte Fundstücke aus illegalen Ausgrabungen in den Handel. Auf der ganzen Welt übrigens.«
»Wobei beraten Sie diesen Herrn Thaler dann? Wenn doch keine echten Fundstücke zu erwerben sind?«
Herr Ebert strich sich übers Kinn, das am heutigen Morgen wohl keine Rasur erfahren hatte. »So pauschal kann man das nicht sagen. Es werden immer mal auch echte Stücke aus legalen Sammlungen angeboten. Nur – da muss ich aufpassen wie ein Luchs. Kommt mir jemand mit Geschichten vom Urgroßvater und dem Dachboden, beginnen bei mir alle Alarmglocken zu läuten.«
»Und die Stücke prüfen Sie dann und raten Herrn Thaler dann zum Kauf oder auch nicht?«
»Ich lasse mir vom Anbieter alle Nachweise zeigen. Herkunft, Exportbestätigung, Ausfuhrgenehmigung. Aber: Es gibt selbstverständlich auch Funde privat in Auftrag gegebener Nachforschungen, die beim Amt für Bodendenkmalpflege angemeldet wurden. Da wird dann die Schürftiefe festgelegt, man muss das Betretungsrecht einholen und …«
»Und was dann gefunden wird, darf man behalten?«
Der Professor griff nach seinem Glas, das Milka zwischenzeitlich mit höchstens einem Achtele gefüllt hatte. »Darüber befindet dann das Amt. Funde von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung gehen in das Eigentum des Landes über.«
Es entstand eine kurze verbale Erschöpfungspause, bevor Herr Ebert sein leeres Glas absetzte und mit hörbarem Bedauern seine Heimfahrt zum Kirchberger Wohnort ankündigte. Milka protestierte, noch bevor Paul mit kurzem Überschlag des Promillepegels sein berufsbedingtes Veto einlegen konnte. »Sie bleiben hier, Lothar. So fahren Sie nicht zurück. Wir haben ein Gästezimmer. Ich bringe Sie jetzt nach oben.« Der Professor zierte sich zwar kurz, leistete dann aber keinen Widerstand.
»Du siehst auch nicht gerade munter aus«, meinte Milka, als sie zurückkam und Paul am Tisch sitzen sah, den Kopf auf die Hände gestützt.
»Wie? Ach so, ja. Der Tag war lang. Und mir gehen immer wieder die Gespräche mit Thaler und dieser Frau Koch durch den Kopf. Merkwürdig genug, dass Thaler auf Wagners Tod so sachlich und unterkühlt reagierte. So, als erhalte er die Mitteilung, der Springbrunnen in seinem Vorgarten funktioniere nicht. Und wenn ich es bei ihm schon irgendwie verstehen kann, so ist mir die Verschlossenheit der Haushälterin ein Rätsel. Auf jeden Fall bringe ich die Art und Weise, wie Wagner umgekommen ist, nicht mit seinem Umfeld in Einklang. Und Karle versteht das auch nicht.«
»Und was ist mit Lothar? Er ist doch nicht wirklich verhaftet worden, oder?«
Paul stand auf, es sah nicht gerade dynamisch aus. »Unsinn. Die Kripo von Sigmaringen, ich nehme an sie war es, hat ihn befragt und wollten das nicht im Umfeld der Ausgrabung machen. Jedenfalls musst du dir über diese polizeiliche Maßnahme dein hübsches Köpfchen nicht zerbrechen.«
»Soll das heißen, es ist nicht genug drin? Grips, meine ich? Oder ich soll mich aus allem raushalten? Ein Hinweis mit dem Gummiknüppel.«
»Wir