VögelBar 4 | Erotischer Roman. Kim Shatner

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      VögelBar 4 | Erotischer Roman

      von Kim Shatner

      Kim Shatner wurde 1973 in einer Kleinstadt am Niederrhein geboren. Nach ihrem Abitur ergatterte sie eine Stelle als Au-pair in einem noblen Londoner Vorort. Kurz vor ihrem neunzehnten Geburtstag nahm Kim zum ersten Mal an einer der exquisiten Londoner Partys teil, wo sie die Bekanntschaft eines sehr attraktiven Mannes machte, der sie in das Londoner Escort-Leben einführte. Dort machte Kim schnell Karriere, ihr Stundenhonorar wurde fast monatlich erhöht. Sie lernte den extravaganten Lebensstil der Londoner Society aus nächster Nähe kennen. Vieles von dem, was ihre beste Freundin und sie bei ihrer Arbeit, aber auch privat erlebten, floss später in die „VögelBar“-Bücher ein. 1994 kam Kim zurück nach Deutschland und studierte Betriebswirtschaft. 1999 trat sie eine Stelle in einer deutschen Großbank an, was sie ein Jahr später wieder nach London führte. In dieser Zeit lernte sie auch ihren jetzigen Ehemann kennen, mit dem sie zwei Kinder hat. Seit 2012 lebt Kim mit ihrer Familie auf einer Ranch in Neuseeland.

      Lektorat: A. K. Frank

      Originalausgabe

      © 2020 by blue panther books, Hamburg

      All rights reserved

      Cover: © Pascal Genest @ istock.com

      Umschlaggestaltung: Matthias Heubach

      ISBN 9783750705760

      www.blue-panther-books.de

       Kapitel 1

      Mit temperamentvollem Schwung steuerte Paula Eastwood ihren schwarzen Audi in die Parklücke. Die City of London mit ihren verglasten Bürotürmen lag verheißungsvoll vor ihr. Die ganze Fahrt über hatte sie an den Streit gedacht, den sie gestern mit Alec, dem Chef von »Venus Confidential« ausgefochten hatte.

      Dieser Spießer! Was der für einen Aufstand gemacht hat, bloß weil ich meinen Job als Escortgirl an den Nagel hängen will!

      Paula hatte einiges an Überredungskunst aufbringen müssen, um Alec schließlich doch von ihrem Rückzug aus dem Escortbusiness zu überzeugen. Sie hatte sich durchgesetzt – wie immer – aber dieser Streit hatte sie sehr viel Kraft gekostet.

      Mit geschürzten Lippen warf sie einen letzten Blick in den Innenspiegel. Dann stieg sie aus, schloss die Wagentür und rückte ihre Sonnenbrille zurecht.

      Mein Gott, wie heiß es heute wieder war! Und es war noch nicht einmal Mittag!

      Oberflächlich betrachtet, versuchte sie Ruhe zu bewahren, doch dieser kleine Eklat mit Alec hatte die Alarmglocken in ihrem Kopf eingeschaltet. Wenn sie wegen ihrer ständigen Lust immer wieder in Schwierigkeiten geriet, musste sie sich etwas einfallen lassen. Schließlich war sie nicht nur charmant, sah blendend aus, wurde von ihrem Mann geliebt und hatte Geld – nein, sie war auch noch ziemlich clever.

      Alles hatte damit angefangen, dass sie vor einigen Monaten in einem Chatroom für Frauen mit einer Unbekannten namens LaTigresse auf Teufel komm raus geflirtet hatte. Die Fantasie dieser Unbekannten, ihr Charme, ihr Feingefühl und ihre gewählte Ausdrucksweise hatten sie gleich in den Bann gezogen. Und dieser Unbekannten schien es nicht anders gegangen zu sein. Jedenfalls hatten sie sich kurz darauf zu einem ersten persönlichen Kennenlernen auf einen Waldspaziergang geeinigt. Als sie sich nun zum ersten Mal gegenüberstanden, hatten beide sofort gewusst, dass dies eine schicksalhafte Begegnung war.

      Um es kurz zu machen: Eine halbe Stunde später war Paula bereit gewesen, Sandy Summers – dies war der echte Name von LaTigresse – in ihre Wohnung zu begleiten.

      Zurückblickend war die Begegnung mit Sandy, die sie in die Liebe unter Frauen eingeführt hatte, höchst schicksalhaft gewesen, denn sie hatte den Ausgangspunkt gebildet für eine Kette höchst ausgefallener sexueller Erfahrungen mit beiden Geschlechtern, bei denen praktisch nichts ausgelassen wurde.

      Nach dieser ersten Begegnung mit Sandy hatte sie die Lust nie mehr verlassen. Sie saß tief, verbarg sich hinter Ablenkungsmanövern, Verweigerungen und Lügen, hatte aber niemals nachgelassen. Manchmal fragte sie sich, ob das niemandem auffiel, ob keiner sie durchschaute.

      Die letzten Monate kamen ihr vor wie ein Film. Sie hatte Dinge erlebt, von denen die meisten Frauen zeit ihres Lebens nur träumten, und je mehr Kicks sie hatte, desto stärkere Kicks brauchte sie. Erst als sie ihre Dienste dem Escort Service »Venus Confidential« angeboten hatte, der ausschließlich Kunden der obersten Preisklasse bediente, hatte sie erkannt, dass hier eine Grenze lag, die sie nicht überschreiten wollte. Sich wildfremden Männern hinzugeben und viel Geld zu verdienen, hatte anfangs durchaus seinen Reiz, aber sie hatte schnell erkannt, dass das Leben in der Glitzerwelt der Reichen und Mächtigen auch seinen Preis hatte. Ein emotional höchst labiler Mensch wie sie würde früher oder später als Junkie enden, und darauf hatte sie weiß Gott keine Lust. Sie hatte Alec deshalb gebeten, ihr Profil umgehend von seiner Website zu entfernen.

      Paula war ungefähr eine Stunde lang durch diverse Boutiquen gezogen und wollte gerade wieder zu ihrem Wagen zurücklaufen, als sie plötzlich einer außergewöhnlich attraktiven Blondine mit slawischen Gesichtszügen und weit auseinanderstehenden blauen Augen gegenüberstand.

      »So trifft man sich wieder«, sagte die Frau.

      Paula hatte diese Frau schon irgendwo gesehen. Sie überlegte fieberhaft, kam aber nicht drauf.

      »Ich bin Olga«, stellte sich die Frau vor. »Olga Kissin. Wir hatten erst kürzlich das Vergnügen.«

      Paula war der Verzweiflung nahe, weil sie dieses Gesicht keinem konkreten Ereignis zuordnen konnte. »Tut mir schrecklich leid, Miss, aber …«

      »Die Geburtstagsparty von Megan Fitch. Ich spielte dort Klavier, bevor Lady Gagoo ihren großen Auftritt hatte.«

      »Stimmt, ja.« Bei Paula machte es Klick. Die Erinnerungen an die geile Geburtstagsparty auf der Luxusjacht des Medientycoons Maxwell Fitch kamen schlagartig wieder hoch. Vor allem die mehr als peinliche Szene, als sie splitterfasernackt und vollkommen wehrlos an einem Pranger fixiert war und von Dutzenden von Männern der Reihe nach besamt worden war, stand ihr wieder lebhaft vor Augen. Oh mein Gott, wie demütigend war das gewesen. Und wie viele Orgasmen hatte sie angesichts dieses emotionalen Supercocktails gehabt! Sie bekam schlagartig einen roten Kopf.

      »Sie müssen sich nicht schämen wegen dieses kleinen Vorfalls«, sagte die Frau. »Ich fand Ihren Auftritt höchst amüsant und inspirierend. Und die anderen wahrscheinlich auch.«

      »Danke. Aber so bin ich nun mal«, gab Paula kleinlaut zu.

      »Da sind Sie nicht die Einzige. Ich finde es bewundernswert, wenn ein Mensch zu seinen Leidenschaften steht und seine geheimsten Wünsche hemmungslos auslebt.«

      »Wirklich?«

      »Natürlich. Ich bin ebenfalls ein sehr leidenschaftlicher Mensch mit außergewöhnlichen Fantasien. Und wenn mein jeweiliger Partner das nicht akzeptiert, habe ich ihn schneller abgeschossen, als ihm lieb ist.«

      Paula musste lachen. »Ich bewundere Ihre Konsequenz.«

      »Es ist ziemlich schwül hier draußen. Wollen wir irgendwo reingehen und was trinken?«

      »Gern.«

       Kapitel 2

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