Night Team. Michael Connelly

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Night Team - Michael Connelly Red Eye

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unterwegs war, traf er sich in den Pausen gern mit anderen Streifenpolizisten.

      »Sally Ride«, sagte er, als er Ballard die Kreidetafel mit den Gerichten studieren sah.

      »Und, Relic, wie steht’s?«, sagte sie.

      »Na ja, wieder mal eine Nacht im Paradies zur Hälfte rum.«

      »Was willst du mehr?«

      Ballard bestellte einen Shrimp-Taco und machte aus einer der Flaschen auf dem Zutatentisch ordentlich scharfe Soße drauf. Dann ging sie zu Dvorek, der am vorderen Kotflügel seines Streifenwagens lehnte. Er hatte fast zu Ende gegessen. Zwei andere Streifenpolizisten hatten ihr Essen auf der Motorhaube ihres Schwarz-Weißen ausgebreitet, den sie vor Relics Wagen geparkt hatten.

      Ballard lehnte sich an den Kotflügel neben ihm.

      »Was hast du heute?«, fragte Dvorek.

      »Shrimps«, sagte Ballard. »Ich bestelle nur Sachen von der Tafel. Dann ist es auf jeden Fall frisch. Sie wissen erst, was es gibt, wenn sie unten am Hafen eingekauft haben.«

      »Wer’s glaubt, wird selig.«

      »Ich will eben gern selig werden.«

      Sie nahm den ersten Bissen von ihrem Taco. Er war gut und hatte keinen fischigen Beigeschmack.

      »Nicht übel«, bemerkte sie.

      »Ich hatte die Fisch-Tacos«, sagte Dvorek. »Wahrscheinlich ziehen sie mich spätestens dann aus dem Verkehr, wenn sie den unteren Verdauungstrakt erreichen.«

      »So genau wollte ich das gar nicht wissen, Sarge. Aber ganz was anderes, was wollte eigentlich dieser Bosch von dir?«

      »Hast du ihn noch mitbekommen?«

      »Ich habe ihn erwischt, wie er in den Aktenschränken im Detective Bureau rumgeschnüffelt hat.«

      »Ja, er weiß nicht mehr weiter. Sucht in einem Fall, an dem er gerade arbeitet, verzweifelt nach Anhaltspunkten.«

      »In Hollywood? Arbeitet er zurzeit nicht für das San Fernando Police Department?«

      »Schon, aber mit dieser Sache befasst er sich mehr oder weniger privat. Ein Mädchen, das hier vor neun Jahren umgebracht wurde. Ich habe damals die Leiche gefunden, aber leider konnte ich mich an nichts erinnern, was ihn weitergebracht hätte.«

      Ballard nahm einen weiteren Bissen von ihrem Taco und nickte. Die nächste Frage stellte sie mit dem Mund voller Krabben und Tortilla.

      »Was war das für ein Mädchen?«

      »Eine Ausreißerin. Daisy. Sie war fünfzehn, ist aber schon auf den Strich gegangen. Traurige Geschichte das. Ich habe sie ab und zu auf dem Hollywood Boulevard gesehen, oben bei der Western Avenue. Und dann ist sie eines Tages zum Falschen ins Auto gestiegen. Ich habe ihre Leiche in einer Seitenstraße des Cahuenga Boulevard gefunden. Nach einem anonymen Anruf – daran erinnere ich mich noch.«

      »War das ihr Straßenname?«

      »Nein, so hat sie richtig geheißen. Daisy Clayton.«

      »Hat damals Cesar Rivera schon bei Sexualdelikte gearbeitet?«

      »Cesar? Keine Ahnung. Das ist jetzt neun Jahre her. Aber möglich ist es schon.«

      »Weißt du noch, ob Cesar was mit dem Fall zu tun hatte? Bosch hat nämlich seinen Aktenschrank geknackt.«

      Dvorek zuckte mit den Achseln.

      »Ich habe die Leiche gefunden und das Ganze gemeldet, Renée. Aber damit hatte es sich. Weiter hatte ich nichts mehr damit zu tun. Ich weiß nur noch, dass sie mich zum Cahuenga vor geschickt haben, damit ich die Straße sperre und niemand reinlasse. Ich war damals erst kurz dabei.«

      Streifenpolizisten bekamen für alle fünf Dienstjahre einen Streifen am Ärmel. Vor neun Jahren war Relic noch mehr oder weniger ein Rookie gewesen. Ballard nickte und stellte ihre letzte Frage.

      »Hat dich Bosch was gefragt, was ich dich gerade nicht gefragt habe?«

      »Ja, aber das hat nicht sie betroffen. Er wollte wissen, ob ich Daisys Freund nach dem Mord noch mal irgendwo gesehen habe.«

      »Wer war ihr Freund?«

      »Auch ein Ausreißer. Wie er hieß, weiß ich nicht, nur dass sein Graffiti-Tag Addict war. Bosch hat gesagt, dass er Adam Irgendwas hieß. Ich weiß nicht mehr. Aber die Antwort auf seine Frage war Nein, ich habe ihn danach nicht mehr gesehen. Typen wie der tauchen plötzlich auf und sind genauso schnell wieder verschwunden.«

      »Waren sie einfach nur zusammen, das übliche Freund-Freundin-Muster?«

      »Er hat auch auf sie aufgepasst. Ein Mädchen wie sie, die braucht einen Beschützer. Eine Art Zuhälter praktisch. Sie ist auf den Strich gegangen, und er hat auf sie aufgepasst, und das Geld haben sie sich geteilt. Bloß in dieser Nacht hat er’s wohl versemmelt. Pech für sie.«

      Ballard nickte. Vermutlich wollte Bosch mit Adam/Addict reden, weil er am ehesten wusste, mit wem Daisy Clayton zu tun gehabt hatte und wo sie in der letzten Nacht ihres Lebens gewesen war.

      Vielleicht war er auch ein Tatverdächtiger.

      »Du weißt doch, wer Bosch ist?«, fragte Dvorek.

      »Ja«, sagte Ballard. »Er war früher mal bei uns.«

      »Weißt du von den Sternen auf dem Gehsteig?«

      »Klar.«

      Vor dem Eingang waren zu Ehren von Polizisten der Hollywood Station, die im Dienst getötet worden waren, Sterne in den Gehsteig eingelassen.

      »Einer von ihnen ist für Lieutenant Harvey Pounds«, fuhr Dvorek fort. »Er war Boschs L.T., als er bei uns war, und er wurde entführt und bekam einen Herzinfarkt, als er in Zusammenhang mit einem Fall, den Bosch hatte, gefoltert wurde.«

      Das war Ballard völlig neu.

      »Ist der Täter gefasst worden?«, fragte sie.

      »Das hängt ganz davon ab, mit wem du redest«, sagte Dvorek. »Angeblich fällt die Sache unter Geklärt-Sonstige, aber in Wirklichkeit ist es ein weiteres ungelöstes Rätsel dieser großen bösen Stadt. Es wurde damals gemunkelt, dass der Typ wegen was gestorben ist, was Bosch getan hat.«

      »Geklärt-Sonstige« war eine Bezeichnung für Fälle, die zwar offiziell als abgeschlossen galten, in denen es aber nicht zu einer Festnahme oder Anklage gekommen war. Normalerweise lag das daran, dass der Verdächtige tot war oder wegen einer anderen Straftat eine lebenslange Haftstrafe verbüßte und dass es deshalb den Zeitaufwand, die Kosten und das Risiko nicht lohnte, einen Fall vor Gericht zu bringen, der keine zusätzliche Bestrafung des Täters zur Folge hatte.

      »Angeblich ist die Akte unter Verschluss. High Jingo.«

      »High Jingo« wurden im Polizeijargon Fälle genannt, in die politische Erwägungen hineinspielten. Fälle, die massive Auswirkungen auf die eine oder andere Karriere haben konnten.

      Die

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