Perry Rhodan 3102: Der Eiserne Kontinent. Robert Corvus
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 3102: Der Eiserne Kontinent - Robert Corvus страница 7
Eine kalte Brise fuhr in Axelles Haar.
Sie stand oben auf dem Rumpf des Tauchträgers, an einer Stelle, wo sie nicht störte. Viele Hangarluken standen offen, Rotorflieger kreisten über der Küste. Matrosen verluden geschäftig Vorräte in Landungsboote. Andere setzten bereits Soldaten und Fracht am flachen Strand ab, aber Axelle gehörte nicht zur ersten Welle.
»Der Kontinent zieht sich in einem Sichelbogen nach Süden, wo er den Pol bedeckt. In dieser Richtung liegt unser Ziel, der Turm der Bestien. Auf dem Weg dorthin werden wir die Absturzstelle der ONOKKO passieren. Verständlicherweise sind die Bhanlamurer in gespannter Erwartung. Nur in der Frühzeit der Besiedlung haben sie Expeditionen zu diesem Ursprung ihrer planetaren Zivilisation geschickt, die aber auf Bestien getroffen sind. Brutale Gewalt hat diese Begegnungen geprägt.«
Das Meer war schwarz wie Tinte. Es gab kaum Wellengang, der Tauchträger lag so ruhig, als stünde er an Land.
Axelle ließ die Hand mit dem Chronikspeicher sinken. »SERUN – Helm ausfalten!«, befahl sie.
Das flexible Material löste sich aus dem Kragen, bildete eine Hohlkugel um ihren Kopf und härtete aus. Im Sichtbereich blieb es transparent. Sofort spürte Axelle, dass die Kälte der Umgebung ausgesperrt wurde.
Sie nutzte die Sichtverstärker des Anzugs, um das Land zu studieren, das auf sie wartete. Das Helmvisier intensivierte die Farben, der Sand war rostrot. In einiger Entfernung schimmerte Eis.
Axelle wandte sich nach Süden, wo Dunkelheit über dem Land lag. Dorthin würden sie gehen. Hinein in die Polarnacht.
7.
Wärme
Ein beständiger Wind aus Südsüdwest trieb Eiskörner über das flach gewellte Land, die in Perry Rhodans Gesicht prickelten. Die Galaktiker benutzten keine Prallschirme. So weit es ging, verzichteten sie auf Hypertechnologie. Sie kannten die Möglichkeiten der Bestien nicht und wollten vermeiden, noch einmal durch Emissionen aufzufallen, die auf Bhanlamur allzu ungewöhnlich wären.
Eine Staffel Raumlandesoldaten nahm an dieser Expedition teil. 100 Männer und Frauen und noch einmal so viele TARA-VIII-UH-Kampfroboter. Die Maschinen hatten die Reise auf der GEVELU AVALANI eingezwängt in die letzten Stauräume hinter sich gebracht, die noch einen zweieinhalb Meter hohen Kegelstumpf mit 85 Zentimetern Basisdurchmesser hatten aufnehmen können. Einige hatten wortwörtlich den Platz von Torpedos eingenommen.
Durch den Verzicht auf Hochtechnologie boten die Roboter einen auch für die Terraner ungewöhnlichen Anblick. Sie schwebten nicht mithilfe ihrer Antigravs, sondern hatten alle vier Arme nach unten abgespreizt und die Rollen ausgefahren, die in jeder der Multifunktionsmanschetten untergebracht waren. Darauf bewegten sich ihre kegelstumpfförmigen Rümpfe über den unebenen Grund wie Pfosten, die im Sturm schwankten.
Die dicht stehenden Sterne Cassiopeias und die Andromedagalaxis, die bereits größtenteils aufgegangen war, erhellten die bhanlamurische Polarnacht so stark, dass sogar die Zapfen der menschlichen Netzhaut ausreichend Licht bekamen. Die Farben in der Umgebung waren nur gedämpft zu erkennen.
Das machte das Leuchten der flechtenähnlichen Pflanze umso auffälliger. Sie überwucherte den Hang am Südrand der Mulde, in der die Expedition die Zelte für eine siebenstündige Ruhepause aufstellte, und bedeckte damit ein Areal von einem Quadratkilometer. Das tiefe Rot der verästelten Pflanzenstränge wechselte im Zentrum des bewachsenen Gebiets ins Orangefarbene.
Rhodan berührte die Flechte mit seiner behandschuhten Hand. Sie klebte. Die Sensoren in den Handflächen nahmen mikroskopische Proben. Wie erwartet zeigte die Positronik des SERUNS über das Multikom an Rhodans Handgelenk organische Verbindungen an. Auffällig waren dabei Zuckermoleküle. Wieso beließ die Flechte die wertvollen Energieträger in ihren Ausläufern? Wenn sie diese Stoffe über Fotosynthese bildete, hätte sie erst nach dem Ende der Polarnacht wieder Gelegenheit dazu. Oder reichte ihr das Sternenlicht?
Zweifelnd sah Rhodan zu Andromeda auf, betrachtete die riesige Galaxis, durch die sich die charakteristische braune Staubspirale zog.
Natürlich konnten auf Bhanlamur andere biochemische Prozesse ablaufen. Oder war der Zucker ein Lockstoff für Drakanurs Fauna? Damit mochte die Flechte Tiere dazu verführen, ins Zentrum des Bewuchses zu kommen, wo dann vielleicht Verdauungssäuren auf all jene warteten, die allzu sorglos das Zuckergeschenk annahmen.
Rhodan wäre dem Lockruf der Flechte gerne selbst gefolgt. Aber er widerstand. Falls es wirklich eine fleischfressende Pflanze war, könnte sie ihre Beute mit Fangarmen greifen oder den Boden unterhöhlt haben, um Fallgruben zu schaffen. Der SERUN würde den Terraner schützen, aber wenn er Schirme, Antigrav oder gar den Desintegrator benötigte, um sich zu befreien, gäbe er ein schlechtes Beispiel ab. Er hoffte, dass sich eine Gelegenheit böte, diesen Ort gemeinsam mit Loscozar Totuyeret, dem Xenobiologen der BJO BREISKOLL, zu besuchen.
Gardari Thont näherte sich von den Zelten her. Rhodan konnte nicht benennen, woran er ihn erkannte, war er doch wenig mehr als ein Schattenriss vor Andromedas gelber Scheibe. Er trug einen ähnlichen Pelzumhang wie die meisten Bhanlamurer. Vor der Kälte schützten die luftigen Capes, die ihrer Mode entsprachen, nicht.
»Wie nennt ihr diese Pflanze?«, fragte Rhodan halblaut.
»Wir haben keinen Namen dafür.« Thonts Gesicht verlor seine Symmetrie an ein schiefes Lächeln, in dem etwas Lauerndes lag. »Auch für uns ist Drakanur ein unbekanntes Land. Was hältst du davon?«
»Ich nehme an, dass sie Fleisch frisst.« Rhodan deutete auf das orangefarbene Zentrum. »Mit ihrem Licht gaukelt sie Wärme vor und lockt damit die Tiere an.«
Einladend öffnete Thont die linke Seite seines Umhangs, bot eine Umarmung an. »Alle Kreaturen brauchen Wärme.«
Sein Duft stieg in Rhodans Nase. Er war schwierig zuzuordnen. Wildrosen? Nein, herber.
Rhodan tat, als würde er die Zeit an seinem Multikom ablesen, und betätigte unauffällig ein Sensorfeld, um eine olfaktorische Probe zu nehmen. »Du wirst jemand anderen finden, der diese Art der Wärme gern annehmen wird.«
Thont ließ den Arm wieder sinken, der Umhang schloss sich. In seiner Miene war keinerlei Kränkung über die Zurückweisung zu erkennen. Er betrachtete Rhodan noch einige Sekunden, bevor er sich umdrehte und zum Lager zurückkehrte.
Rhodan ging in eine andere Richtung davon. Die Feuchtigkeit im eisenhaltigen Sand des Bodens war gefroren, er knackte bei jedem Schritt. Der kondensierende Atem verschleierte das Gewimmel von Sternen, deren Geschichten noch kein Terraner kannte und zwischen denen irgendwo der Chaoporter treiben mochte. Cassiopeia selbst und Andromeda, die Insel der Meister.
Gucky erschien aus dem Nichts neben ihm. »Gerade hast du dem Mann der Träume den Laufpass gegeben. Das wird er nicht gewohnt sein. Unter den Bhanlamurern fände sich wohl kein Einziger, der ihn zurückwiese, wenn er es darauf anlegen würde.«
»Denkt er darüber nach?«
Gucky seufzte resigniert. »Seine Gedanken sind erschreckend banal. Man muss aufpassen, dass man nicht einschläft, während man sie espert.«
»Danke für den Hinweis, aber außer dir wird hier niemand auf dieses Problem stoßen.«
»Ich bin eben jemand ganz Besonderes«, versetzte der Ilt.
»Gardari