TEXT + KRITIK 228 - Gabriele Tergit. Группа авторов

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und sie schrieb dabei durchaus über das Greifbare und Wirkliche, unpathetisch, sachlich, knapp. Zugleich voller Witz, Ironie und Sarkasmus. Aus einer Haltung heraus, die damals als typisch Berlinisch angesehen wurde und bis heute als Gerücht über die Stadt kolportiert wird, in der das längst zu Aversion und Grobheit heruntergekommen ist: Nüchternheit und Pointiertheit. Die industriegeprägte, weithin geschichtslos scheinende, als genuin modern verstandene Stadt, die man zuvor mit Chicago verglichen hatte und die sich an New York zu messen begann, war das Experimentier- und Exerzierfeld aller wesentlichen neuen sozialen und kulturellen Erscheinungen, einmal ganz abgesehen von ihrer Rolle als Reichshauptstadt. Der tourismuswirtschaftliche Slogan »Jeder einmal in Berlin« hatte sein Pendant in der Presse: Jeder und jede musste einmal über Berlin schreiben.

      Was freilich implizit wiederum auf das Übliche replizierte …

      3

      Ansonsten schrieb sie selten so über soziale Verhältnisse, wie man es von anderen und vorzugsweise in Reportagen lesen konnte. Schon gar nicht über ein plebejisches Zille-Milieu, lieber über das alte Bürgertum und seine zunehmend prekären Verhältnisse, über das neue Parvenü-Milieu und die neuen Angestelltenschichten. In ihren Gerichtsreportagen spielten soziale Verhältnisse oft direkter eine Rolle, ansonsten grundierten sie im Gros ihrer Texte die Personen und Situationen mehr, denn dass sie explizit ausgestellt wurden. Dabei zeigte Tergit ein umso sensibleres Gespür für die sozialen Voraussetzungen und deren Folgen für die einzelnen Individuen. Für sie war die Stadt vor allem ein Ort der Begegnung und Auseinandersetzung mit Menschen sowie mit den neuen kulturellen Erscheinungen und Moden, die das Leben dieser Menschen zunehmend bestimmten. In Berlin früher und mehr denn andernorts.

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