Cattle Valley: Das Rezept für Vertrauen. Carol Lynne

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Cattle Valley: Das Rezept für Vertrauen - Carol Lynne Cattle Valley

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hielt ihm den nassen Lappen hin. »Was ist mit deinem Rücken?«

      »Mach dir darüber keine Gedanken. Ich gehe duschen, wenn ich wieder zu Hause bin.« Jay zuckte mit den Schultern. »Ich hab Schlimmeres erlebt.«

      Eine Weile starrte Erico ihn wortlos an, bevor er antwortete: »Wir können im Barbereich essen.«

      Jay nahm die Teller und reichte Erico einen davon. »Ich hoffe, das Steak schmeckt dir.«

      Erico brachte seinen Teller an die Bar. Statt sich direkt an den Tresen zu setzen, entschied er sich für eine der kleinen Sitznischen. Dann ging er hinter die Bar und füllte zwei Gläser mit Eiswürfeln. »Was möchtest du trinken?«

      »Wasser reicht mir.«

      »Zwei Gläser Wasser, kommen sofort.«

      Jay setzte sich und breitete seine Serviette über dem Schoß aus. Insgeheim war er froh, dass Erico diesen Raum statt des Gastraums gewählt hatte. Obwohl er das Essen im Canoe schon probieren wollte, seit er hierhergezogen war, fühlte er sich in der gehobenen Atmosphäre nicht wohl. Tischmanieren waren nicht sein Problem. Seine Nana hatte sie ihm von klein auf eingebläut. Es war eher das Gefühl, nicht dorthin zu gehören, das ihn störte. Ohne den Geschenkgutschein von Ethan hätte Jay es sich niemals leisten können.

      Jay beobachtete, wie Erico sein Filet anschnitt. Er hielt den Atem an und erwartete die Reaktion des professionellen Kochs. Jay bereitete fast an jedem Abend der Woche Steak zu. Wieder wusste er, dass seine fehlende Ausbildung der Grund für seinen Minderwertigkeitskomplex war.

      »Hmm. Das ist perfekt«, sagte Erico.

      Obwohl er sich vorhin geärgert hatte, brachte das Kompliment Jay zum Lächeln. »Danke.«

      »Hast du Pläne für Silvester?«, erkundigte sich Erico.

      Jay wartete ab, bis er seinen Bissen heruntergeschluckt hatte. Als er dem Abendessen zugestimmt hatte, hatte er nicht daran gedacht, dass Erico sich mit ihm würde unterhalten wollen. Mit Menschen, die er nicht gut kannte, kam Jay nur schwer zurecht. Er hielt es für besser, zu schweigen, statt sich zu blamieren, indem er etwas Dummes oder Unangebrachtes sagte. Und jetzt saß er hier und man erwartete von ihm, dass er ein Gespräch mit jemandem führte, den er kaum kannte. »Ich organisiere die Silvesterparty für die Kinder in der Lodge, während ihre Eltern im Ballsaal feiern.«

      »Ganz allein?«, wollte Erico wissen.

      »Ethan sollte bis dahin von dem Besuch bei seinem Dad zurück sein.« Obwohl sein bester Freund erst seit einer Woche weg war, vermisste Jay ihn. Ethan half dabei, ihn zu erden. Wäre sein Freund jetzt hier gewesen, hätte Jay niemals seinem Verlangen nachgegeben, allein ins Canoe zu gehen. Er wusste, dass es eine Mischung aus Einsamkeit und einer ordentlichen Portion Neugier gewesen war, die ihn dazu gebracht hatte, sein neues Hemd und seine Lieblingsjeans anzuziehen, um im Restaurant essen zu gehen.

      »Du magst Kinder wirklich sehr, hm?«, fragte Erico, nachdem er einen Schluck von seinem Wasser getrunken hatte.

      Jay nickte. Er hatte sich oft gefragt, ob die Leute ihn für pervers hielten, weil er Kinder so liebte. Um ehrlich zu sein, hatte er sich darüber selbst schon ein- oder zweimal Gedanken gemacht. Allerdings war er zu dem Schluss gekommen, dass nichts falsch daran war, Zeit mit den Kindern verbringen zu wollen. An seinem Bedürfnis, von ihnen umarmt zu werden, war nichts Sexuelles. Sie gaben ihm das Gefühl, normal zu sein, als wäre er irgendwie ein Teil ihrer Familie. Wenn sie ihn mochten, dann nicht, weil sie dachten, sie würden irgendetwas von ihm bekommen. Jay wusste, dass er Erico das nicht erklären konnte, ohne wie ein kompletter Spinner zu klingen, deshalb versuchte er es gar nicht erst.

      Er senkte den Blick auf seinen Teller. Obwohl er nur die Hälfte von seinem Steak und vielleicht ein Drittel vom Salat geschafft hatte, war er pappsatt. Er wischte sich über den Mund und legte die Serviette neben seinen Teller.

      »Du bist doch nicht schon fertig, oder?«, fragte Erico.

      »Ich bin voll. Den Rest nehme ich mit nach Hause und mache ihn mir morgen zum Abendessen«, erwiderte Jay.

      »Der Salat wird bis dahin nicht mehr schmecken. Warum versuchst du nicht, noch ein bisschen was zu essen?«

      Jay ballte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten. Es war immer wieder das Gleiche. »Ich bin erwachsen. Ich glaube, ich weiß, wann ich satt bin.« Er stand auf und schob seinen Stuhl zurück. »Tut mir leid, wenn dich mein Anblick anwidert.«

      Ohne Erico die Chance zu einer Erwiderung zu geben, stürmte Jay durch die Bar zum vorderen Bereich des Restaurants, wo er Mantel, Mütze, Handschuhe und Schal abgelegt hatte.

      »Moment mal«, sagte Erico und sein Tonfall war so schroff, wie Jay es noch nie bei ihm gehört hatte.

      Unbeirrt schlüpfte Jay in seinen Mantel. Ericos Miene nach zu urteilen, musste Jay hier weg, und zwar schnell. Bevor Erico ihn erreichen konnte, schnappte sich Jay den Rest seiner Winterkleidung und drückte die Vordertür auf.

      Bis Erico zu ihm aufschloss, war Jay schon auf dem Bürgersteig. »Warte doch mal, verdammt. Hast du gedacht, du könntest so was einfach sagen und dann abhauen? Ich hab nie gesagt, dass dein Körper mich anwidert. Ich bin Koch, verflucht noch mal. Ich weiß, dass Salat sich nicht hält, wenn erst Dressing drauf ist.«

      Jay wich rückwärts vor ihm zurück, trat auf die Straße und zog sich die Mütze über den Kopf. »Vergiss es.«

      »Ganz bestimmt nicht!«, schrie Erico. »Es hat mir alles abverlangt, den Abend über die Finger von dir zu lassen. Ich werde mich von dir nicht in eine Schublade stecken lassen, in die ich nicht reingehöre.«

      Jay fiel die Kinnlade herunter. Obwohl das Geständnis ein Prickeln in ihm auslöste, war er dadurch nicht weniger nervös. Geil oder wütend, Männer neigten dazu, die Beherrschung zu verlieren, wenn es Jay betraf.

      Er lief weiter rückwärts über die Straße. Leider schien die ganze Stadt, abgesehen von ihnen beiden, menschenleer zu sein. »Tut mir leid. Danke für das Abendessen, aber ich muss jetzt los.«

      Mit diesen Worten wirbelte Jay herum und rannte zu seiner Wohnung über dem Blumenladen. Als er die Treppe hinaufgeeilt war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, zitterte er – und nicht nur wegen der eisigen Temperaturen. Er hatte sich komplett zum Narren gemacht, das war ihm klar. Jetzt spielte es keine Rolle mehr, dass er ein bisschen in Erico verknallt war. Er bezweifelte, dass der Mann je wieder mit ihm reden würde. »Geschieht mir recht. Das kommt davon, wenn man seine Komfortzone verlässt.«

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