Was als Spiel begann - Ein Norwegen-Krimi. Unni Lindell
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Читать онлайн книгу Was als Spiel begann - Ein Norwegen-Krimi - Unni Lindell страница 16
»Dazu brauchte sie doch nur ein paar Minuten«, sagte Roger Høibakk.
»Sie war natürlich nicht allein«, sagte Cato Isaksen. »Vielleicht hat jemand sie gezwungen, eine Station früher auszusteigen. Ihre eigentliche Haltestelle ist Gaustad. Von da hätte sie nur zwei Minuten zu ihrem Haus gebraucht. Ich wurde erst um 3:33 Uhr unterrichtet«, sagte Cato Isaksen. »Also muss sie aller Wahrscheinlichkeit nach schon zwei oder drei Stunden dort gelegen haben, ehe sie gefunden wurde.«
»Kann ich jetzt weitermachen?« Ellen Grue musterte ihn gereizt.
Cato Isaksen lächelte kurz. In diesem Moment ging ihm auf, dass sie denselben Vornamen hatte wie die Ermordete. Aber Ellen und Ellen waren eben doch zwei unterschiedliche Frauen. »Mach weiter«, sagte er und erwiderte ihren Blick.
Ellen Grue sagte: »In ihrem Blut haben wir keine Spuren von Alkohol oder Medikamenten gefunden, aber wir haben auch noch nicht alle Untersuchungen vorgenommen. Das Opfer wurde nicht vergewaltigt, und es finden sich am Leichnam keine Spuren von fremden Körperflüssigkeiten.«
»Es ist also kein sexuell motivierter Mord«, meinte Asle Tengs.
»Doch, das wäre möglich, auch wenn es nicht sehr wahrscheinlich ist. Der Mörder kann zu wenig Zeit gehabt haben. Und hier kommt die Sache mit den Graffitisprühern ins Spiel«, sagte Roger Høibakk. »Vielleicht haben die etwas gesehen.«
Cato Isaksen musterte den Kollegen und überlegte. »Ist es ganz sicher, dass niemand aus dem Altenheim etwas gesehen hat? Viele haben doch Wohnungen, die auf den Tatort blicken.«
»Wir haben Bewohner und Nachtwachen befragt. Offenbar hat wirklich niemand etwas beobachtet. Die meisten sind dement, und um diese Zeit schlafen sie ja ohnehin«, sagte Roger Høibakk. »Aber wir machen noch eine Befragungsrunde«, sagte er und sah Ingeborg Myklebust an, die während dieser Besprechung bisher ungewöhnlich schweigsam gewesen war.
»Die Jugendlichen, die in der fraglichen Nacht in der Nähe des Tatortes waren, sagen, dass gleichzeitig ein alter Mann mit einem Hund dort unterwegs war. Wir haben die Jugendlichen gestern noch einmal vernommen. Zwei Jungen und ein Mädchen von neunzehn Jahren. Sie schienen die Wahrheit zu sagen.«
»Wir müssen den alten Mann finden«, erklärte Cato Isaksen, und in diesem Moment fiel ihm der Mann im taubengrauen Mantel ein, mit dem er früher an diesem Tag die Graffiti an der Wand gegenüber dem Supermarkt betrachtet hatte.
»Wir haben uns an der Tankstelle nebenan erkundigt und sehen jetzt die Aufnahmen der Überwachungskameras durch. Bisher haben wir noch nichts Interessantes gefunden«, sagte Stein Billington und zog ein Taschentuch hervor. »Ihre Handtasche ist verschwunden«, sagte er dann. »Wir sind von ihrem Telefon aus über den Mord informiert worden. Es kann sich bei dem Anrufer durchaus um den Mörder handeln, auch wenn er sich sehr jung anhört. Die Bratsche wird gerade auf Spuren und Fingerabdrücke untersucht. Wie weit seid ihr gekommen?« Er sah Ellen Grue an.
»Das wird etwas länger dauern«, sagte sie rasch. »Wir untersuchen auch den Rucksack. Und die Sprühdosen, die im Container vor dem Möbelhaus gefunden worden sind. Auf denen scheint es gute Abdrücke zu geben.«
»Na gut«, sagte Cato Isaksen und schaute Asle Tengs an. »Fahr zum Supermarkt in Vinderen und sprich mit dem Filialleiter. Stell fest, wie viele Werberucksäcke sie verschenkt und welche Kunden einen bekommen haben.«
Asle Tengs nickte.
Cato Isaksen schaute in die Runde.
»Ich habe mich über die Mieterin, Jeanette Myren, und über diesen Remy Steen informiert, der sich bei unserem Besuch im Keller des Blad’schen Hauses aufhielt«, sagte Randi Johansen. »Gegen beide liegt nichts vor. Remy Gabriel Steen ist bei seiner Großmutter in einer Wohnung in der Arendalsgate gemeldet. Er hat schon als kleines Kind bei ihr gewohnt. Seine Mutter ist gestorben, als er fünf war. Jeanette Myren ist 23 und hat ein Kind. Eine Tochter, die vor zehn Monaten geboren worden ist. Es liegen keinerlei Auskünfte über den Vater vor. Sie hat Eltern in Hamar und eine Schwester in Oslo.«
Asle Tengs schaltete sich ein: »Über Axel Blad liegt auch nichts vor, abgesehen von einer Anzeige vor einigen Jahren, als er angeblich einen Ladendieb zusammengeschlagen hatte. Die Ermittlungen wurden damals eingestellt. Auch seine Freundin, Elisabeth Hvinden, ist clean. Sie hat einen Sohn, Mikkel Robert Hvinden, 21. Er wohnt in einem möblierten Zimmer in Sogn und arbeitet in einem Musikladen im Oslo City. Auch gegen ihn liegt nichts vor.«
Cato Isaksen sah Bjørn Thorsen an, und der räusperte sich. »Das gilt auch für Pavel Pletanek. Er lebt seit neunzehn Jahren in Norwegen und hat Musik studiert. Seine einzige Verwandte hier ist Lila Torvberg, geborene Pletanekova, in Prag, 1919. Sie ist seine Tante, die Schwester seines Vaters. Sie war mit einem Tschechen verheiratet und heiratete nach dessen Tod 1975 einen Norweger. Der ist vor fünf Jahren gestorben, und die Tante lebt jetzt in einem Pflegeheim.«
»Ungefähr hundert Meter vom Tatort entfernt gibt es einen Geldautomaten«, sagte Cato Isaksen. »Jemand kann sie gezwungen haben, Geld abzuheben, und sie dann umgebracht haben. Die Psychiatrie liegt da ja in der Nähe. In der Gegend halten sich allerlei ganz besondere Personen auf.« Cato Isaksen sah Bjørn Thorsen an. »Du überprüfst ihre Kontoauszüge und erkundigst dich in der psychiatrischen Klinik. Und irgendwer muss in das Postamt gehen und mit ihren Kollegen sprechen. Ich möchte die Untersuchung des Hauses im Haakon-den-godes-vei ausweiten«, sagte er dann. »Es gibt viele Anzeichen dafür, dass die Ermordete eine Station früher ausgestiegen ist. Das lässt vermuten, dass sie den Mörder gekannt hat. Ich will, dass das Haus auch auf Fingerabdrücke und biologische Spuren untersucht wird.«
»Warum willst du das? Die Abdrücke des Ehemannes sind da doch überall.« Plötzlich erwachte Ingeborg Myklebust zum Leben. »Hast du überprüft, ob dieser Pletanek sie bei sich zu Hause besucht hat?«
»Die Frage hebe ich mir für die offizielle Vernehmung auf. Ich habe nur so ein Gefühl«, sagte Cato Isaksen, »dass es besser wäre, damit zu warten.«
Die Abteilungsleiterin sah ihn fragend an, während sie an ihrem Brillenetui herumspielte. »Ihr müsst so schnell wie möglich zu Prebens Eltern fahren. Ich habe einen großen Blumenstrauß besorgt. Die Eltern haben gesagt, dass sie jetzt Besuch empfangen.«
Randi und Cato tauschten einen Blick. »Wäre es nicht richtiger, du übernähmst das?«, fragte Cato Isaksen.
»Nein«, sagte Ingeborg Myklebust entschieden. »Das erledigt ihr, du und Randi.«
»Dann machen wir das morgen«, sagte Cato Isaksen. »Heute fahre ich mit Roger zur dritten Musikerin auf der Liste, zu Beate Norli.«
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