Die Göttliche Komödie. Dante Alighieri
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Читать онлайн книгу Die Göttliche Komödie - Dante Alighieri страница 11
Wer ist Fortuna doch, die, wie ich hörte,
In ihren Klaun der Erde Güter hält?"
Und er zu mir: "O Arme, Trugbetörte!
Unwissende, zum Schlimmsten stets geneigt!
O daß mein Spruch jetzt aller Wahn zerstörte!
Er, dessen Weisheit alles übersteigt,
Erschuf die Himmel und gab ihnen Leitung,
Daß jedem Teil sich jeder leuchtend zeigt,
Durch seines Lichts gleichmäßige Verbreitung.
So gab er schaffend auch die Dienerin
Dem Erdenglanz zur Führung und Begleitung.
Von Volk zu Volk, von Blut zu Blute hin,
Bringt sie das eitle Gut, das nirgends dauert,
Und kümmert nicht sich um der Menschen Sinn.
Dies Volk befiehlt, ein andres dient und trauert,
Wie jene Führerin das Urteil spricht,
Die, wie die Schlang im Gras, verborgen lauert.
Nichts gegen sie hilft eurer Weisheit Licht,
Sie sorgt, erkennt, vollzieht in ihrem Reiche,
Und weicht darin den andern Göttern nicht.
Nie haben Stillstand ihre Wechselstreiche;
So macht sie, von Notwendigkeit gejagt,
Aus Reichen Arme, dann aus Armen Reiche.
Sie ists, die ihr ans Kreuz oft wütend schlagt,
Von der ihr oft, wenn ihr, anstatt zu schmollen,
Sie loben solltet, fälschlich Böses sagt.
Doch sie, die Selge, hört nicht euer Grollen;
In andrer erstgeschaffnen Seligkeit
Und Wonne, läßt sie ihre Kugel rollen.—
Doch eilig weiter jetzt zu größerm Leid!
Die Stern, aufsteigend, als ich fortgeschritten,
Gehn abwärts itzt, und unser Weg ist weit."
Am andern Rand ward nun der Kreis durchschnitten,
An einem Quell, der siedend dort entspringt,
Des Wellen fort durch einen Graben glitten.
Mehr trüb als schwarz ist seine Flut und bringt,
Wenn man ihr folgt, hinab zu rauhen Wegen,
Durch die man mit Beschwerde niederdringt.
Dann qualmt ein Sumpf, mit Namen Styx, entgegen
Dort, wo der traurge Fluß vom Laufe ruht,
Am Fuß des greulichen Gestads gelegen.
Dort stand ich nun und sah nach jener Flut,
Und jäh im Sumpfe Leute, kotge, nackte,
Zugleich des Jammers Bilder und der Wut.
Man schlug sich nicht mit Fäusten nur, man hackte
Mit Haupt und Brust und Füßen auf sich ein,
Indem man wild sich mit den Zähnen packte.
Mein Meister sprach: "Sohn, sieh in dieser Pein
Die Seelen derer, so der Zorn bezwungen.
Auch unterm Wasser müssen viele sein;
Und wenn ein Seufzer ihnen sich entrungen.
Dann steigen Blasen auf von ihrer Not,
Drum sieh von Kreisen diese Flut durchschwungen.
Und immer rufen sie, versenkt im Kot:
Wir waren elend einst im Sonnenschimmer
Und hegten Groll und Tücke bis zum Tod,
Und elend sind wir nun im Schlamm noch immer.
Dies Lied klingt gurgelnd vor aus ihrem Schlund,
Stets schluckend, enden sie die Worte nimmer.
So gingen, zwischen Pfuhl und festem Grund,
Wir an dem schmutzgen Teich in weitem Bogen,
Den Blick gewandt zum Volk mit Schlamm im Mund,
Bis wir zu eines Turmes Fuß gezogen.
Achter Gesang
Lang eh wir noch, so fahr ich fort, zu sagen,
Dem Fuß des hohen Turms uns konnten nahn,
War unser Blick zur Zinn emporgeschlagen,
Weil wir zwei Flämmchen dort entzünden sahn,
Als Rücksignal ein andres, So entlegen,
Daß es das Auge kaum noch könnt erfahn.
Da kehrt ich meinem Weisen mich entgegen:
"Was ist dies? Welch ein Zeichen wohl bezweckt
Das dritte Feur? Wer sind sie, dies erregen?"
Und er zu mir: "Sieh hin, dein Aug entdeckt.
Was unsrer harrt, dort auf den schmutzgen Wogen,
Wenn dirs der Qualm des Sumpfes nicht versteckt."
Und rasch, wie ich den leichten Pfeil vom Bogen
Je fortgeschnellt durch hohe Lüfte sah,
Kam durch das Moor ein kleiner Kahn gezogen.
Bald war er uns am grauen Strande nah,
Obwohl von einem Rudrer nur gefahren,
Der schrie: Verruchte Seele, bist du da?
"Phlegias, Phlegias, du magst dein Schreien sparen,"
So sprach mein Herr, "umsonst ists angestimmt;
Wir sind nur dein, solang wir überfahren."
Wie wer von einem großen Trug vernimmt,
Den man ihm angetan zu Schmach und Schaden,
So zeigte Phlegias wild sich und ergrimmt.
Mein Führer stieg ins Schiff von den