Aufstieg der Schattendrachen. Liz Flanagan
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Читать онлайн книгу Aufstieg der Schattendrachen - Liz Flanagan страница 16
»Nun sag schon«, sagte Winter nach einer Weile. »Was willst du wissen?«
»Wissen worüber?«
»Über meinen Drachen. Du wolltest mich doch fragen. Also hast du heute eine Frage frei.«
»Wie hat es sich angefühlt, als er geschlüpft ist?« Es war, als drückte er auf einen Bluterguss, aber er musste es wissen. »Wie fühlt es sich an, wenn man sich mit einem Drachen verbindet?«
»Gewaltig, aber irgendwie auch selbstverständlich. Als würde man auf einer Welle dahingleiten. Außerdem hing mein Leben davon ab. Genau wie vom Atmen«, erwiderte Winter und verschwand.
Am nächsten Tag hatte Jo wieder eine Frage frei.
»Wusstest du es, bevor er aus dem Ei geschlüpft ist?« Diese Frage zu stellen, schmerzte ihn, und es schmerzte Winter offensichtlich, sie zu beantworten.
»Ja«, sagte sie und ließ sich Zeit. Ihre Augen waren riesig und glänzten. »Mir ging es nur um Jins Ei, nicht um die anderen.«
Überraschenderweise fühlte sich Jo dadurch besser. Er hätte sich bei der Zeremonie nie mit einem der Eier verbinden können – das hätte ihm klar sein müssen. Von da an war er ruhiger, wenn er daran dachte. Er hörte auf, immer wieder darüber nachzugrübeln, was er am Tag der Schlüpfzeremonie getan hatte.
Die Tage verstrichen. Jo freute sich auf Winters Besuche. Sie blieb jedes Mal ein wenig länger und erzählte ihm mehr. So geräuschlos wie der Wechsel der Jahreszeiten ging ihre Fremdheit in Freundschaft über.
»Bald bist du wieder gesund«, sagte Winter eines Tages, nachdem sie über Jos Imitation des Bäckers gekichert hatten. »Dann kannst du die Tunnel wieder hinaufsteigen und in die Stadt zurückkehren.«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich gehe nicht zurück.«
»Du hast dort oben ein Zuhause.«
»Nicht mehr. Kann ich nicht hierbleiben?«, fügte er leise hinzu. »Es gibt Platz genug für uns beide. Platz genug für die ganze Stadt.«
»Aber es ist mein Zuhause. Sicher. Und geheim.« Sie schüttelte ihren schwarzen Haarvorhang so, dass er ihr Gesicht verdeckte.
Sie versteckte sich.
Das war es, was sie tat, begriff Jo. Sich zu verstecken hatte ihr in den vergangenen beiden Jahre Schutz geboten und erlaubt, in Frieden zu trauern.
»Ich weiß, ich weiß! Und daran wird sich auch nichts ändern. Ich werde es niemandem erzählen, versprochen!« Er versuchte es ihr zu erklären. »Ich kann nicht zurück nach Hause, nicht bevor ich mich verändert habe, bevor ich etwas getan habe, auf das ich stolz sein kann.«
Er atmete tief durch, und schon purzelten seine aufgestauten Gedanken heraus. »Aber so einfach geht das nicht. Ich muss einen neuen Weg finden, etwas, wofür ich mich einsetzen kann.« Er tastete herum, hob die Lampe und zeigte ihr die Stelle, wo er mit seinem Messer die Wand bearbeitet hatte. »Sieh mal – ich habe das hier gemacht.«
Sie linste durch ihren Haarvorhang.
»Hier bin ich hereingekommen, und das hier ist die riesige Kammer, die so groß ist wie eine Drachenhalle. Ich weiß nicht, wo wir jetzt sind – aber du schon, nicht wahr?«
»Das ist der Anfang einer Karte«, sagte sie langsam, hob die Hand und legte einen Finger darauf. »Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Ich habe mich immer an ein paar Hauptwege gehalten, damit ich mich nicht verirre …« Sie saß ganz still im warmen Lichtkreis der Lampe, und während sie sich die Sache durch den Kopf gehen ließ, zitterten und tanzten die Schatten um sie herum. »Wenn wir das hier und weitere Gänge auf Pergament übertragen und die Karte dann mitnehmen, können wir gehen, wohin wir wollen!« Ihre Augen leuchteten jetzt, Jos Begeisterung hatte sie angesteckt.
»Ja! Wir können alles erkunden. Diese Tunnel wurden schon früher benutzt, also finden wir hier unten vielleicht etwas Tolles. Irgendetwas Altes! Einen vergrabenen Schatz, zum Beispiel. Ich könnte ihn eintauschen oder mir eine Überfahrt kaufen, um woanders neu anzufangen. Also, wer weiß?«
»Na schön, so machen wir es.« Winter warf die Haare zurück und versteckte sich nicht länger. »Ich besorge Pergamentpapier. Sobald du stark genug bist, fangen wir an.«
»Danke.« Jo grinste. Sie vertraute ihm! In seiner Brust war ein warmes Glimmen, seine Frustration hatte sich restlos aufgelöst. Jetzt wollte er so schnell wie möglich wieder zu Kräften kommen, um die nächste Seite seiner Geschichte aufzuschlagen und das geheime unterirdische Königreich zu erforschen.
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