Perry Rhodan Neo 243: Drei Tropfen Unendlichkeit. Rainer Schorm
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2.
Deneb: Die Wüstung
Sofgart reckte sich. Er genoss die Wärme dieses Planeten. Die Sonne des Arkonsystems war erheblich kleiner und nicht ganz so heiß wie der Stern, der gegenwärtig über ihm am Himmel kochte. Er legte den Kopf in den Nacken. Die Hitze brannte auf seinen Wangen. Er öffnete die Augen selbstverständlich nicht. Deneb – was für ein Gigant! Mit seinem rund zweihundertfachen Durchmesser der terranischen Heimatsonne tauchte der heiße Überriese alles in grelles, blauweißes Licht. Er glaubte beinahe, es durch die geschlossenen Lider sehen zu können.
Sofgart hatte sich auf dem Weg in die sogenannte Lokale Blase ein wenig mit dem astrometrischen Material über diese Raumregion beschäftigt. Perry Rhodan und seine Leute waren großzügig gewesen, was das anging. Sofgart hatte die Aufzeichnungen studiert, allerdings nicht übermäßig genau.
Nun war er vor Ort und wusste nicht mal richtig, warum. Jedenfalls, wer in einem solchen System siedelte, besaß Mut, Selbstvertrauen ... oder war dumm. Sofgart war lange mit Krom geflogen, einem Planeteningenieur, der Kolonien errichtete. Ob Krom ein solches Projekt in einer derartigen Umgebung befürwortet hätte? Sofgart hatte Zweifel, seit er den Fuß auf den Boden dieser Welt gesetzt hatte. Denn seiner Erfahrung nach waren Menschen eigentlich nicht dumm.
Die Menschen. Er hatte sie jüngst in Thantur-Lok getroffen und sie unterstützt. Bereits zu diesem Zeitpunkt war die Erde, Larsaf III, sein eigentliches Ziel gewesen. Darüber hatte er allerdings kein Wort verloren. Es war eine Familienangelegenheit, so merkwürdig das für eine Waise auch klang.
Sofgart schob die Schutzbrille an ihren Platz zurück.
Hinter ihm stand die LORK und warf kaum einen Schatten. Vor ihm lag etwas, das vor Kurzem noch eine Stadt gewesen war. Sehr viel hatten die terranischen Unterlagen darüber nicht verraten. Mit einiger Verwunderung hatte Sofgart aber zur Kenntnis genommen, dass es auf der Erde offenbar nach wie vor unterschiedliche Staatenzusammenschlüsse gab, die eigene Ziele verfolgten – auch im interstellaren Raum.
»Kaum zu glauben, dass sie sich im freien Universum derart gut halten konnten«, raunte er. »Was das wohl bedeutet: Chinesischer Block? Ist das eine geografische Festlegung?«
Er ging langsam auf die Siedlungsruine zu. Egal was die verschiedenen Bauten einmal gewesen sein mochten, nun war alles eine Wüstung. Er hatte schon diverse Areale ähnlicher Art gesehen, und immer blieb ein bitteres Gefühl zurück. Etwas war gestorben, einschließlich all der Träume und Pläne, die jeder einzelne Siedler einmal gehabt hatte. Was blieb, war Vergänglichkeit in all ihrer Tristesse.
Staub fegte über die planierte Fläche und stob in irren Wirbeln nach oben, sobald die Bö auf Felsen oder die ersten Erhebungen traf. In einiger Entfernung registrierte Sofgart Staubteufel. Sie waren zu klein, um gefährlich zu werden, aber andere Dinge konnten ihn in Schwierigkeiten bringen; Dinge, die er nicht auf den ersten Blick sah.
Er hatte seine Reise unterbrochen, um der LORK die nötige Refraktionspause zu gönnen. Sein tatsächliches Zwischenziel indes war das Beta-Albireo-System. Im dortigen Gespinst der Mehandor wollte er sich auf die letzte Etappe vorbereiten: den Einflug in die Lokale Blase der Solaren Union, eine grob fünfhundert Lichtjahre durchmessende, weitgehend von interstellarem Staub freie Raumzone. Deneb lag noch mehr als anderthalbtausend Lichtjahre von der Erde entfernt – das Beta-Albireo-System hingegen lediglich einige Hundert. Dort rechnete er mit Problemen. Die Nachfolgerin der Matriarchin Belinkhar, ihr ehemaliger Schatten Pasuar, galt als extrem schwierig. Das traf zwar auf viele Mehandor zu, aber die Aussicht auf endlose Auseinandersetzungen mit Pasuar gefiel ihm nicht.
Warum er sich sogar für eine Landung auf Deneb III entschieden hatte, war ihm selbst schleierhaft. Es war ein eher uninteressanter Planet, wie er sie zahlreich kannte. Etwas in ihm sagte jedoch, dass es richtig war, diesen Halt einzulegen. War es Intuition? Sofgart war Ingenieur, Wissenschaftler und Pilot. Er neigte nicht dazu, Dinge aus einer Laune heraus anzugehen. Dass er genau das diesmal trotzdem getan hatte, beschäftigte ihn, machte ihn unruhig. Selbstzweifel waren für eine Waise nichts Ungewöhnliches, aber dass ihn das Gefühl nach so vielen Jahren erneut heimsuchte, überraschte ihn. Wie auch immer – er hatte so entschieden; Rechenschaft war er niemandem schuldig. Die LORK bekam eine Pause, die ohnehin sinnvoll war. Zufrieden gab er sich mit dieser Erklärung indes nicht. Etwas trieb ihn. Etwas zwang ihn geradezu, weiterzufliegen – und nun hatte ihn derselbe Zwang auf einmal landen lassen.
Was ist bloß mit mir los?, fragte er sich nicht zum ersten Mal. In was für eine Sache war er hineingeraten? Denn davon, dass er irgendeine Art von Kontrolle ausübte, konnte nicht die Rede sein. Etwas zog ihn auf diese Welt, der toten Siedlung entgegen.
»Man könnte anfangen, an die verdammten Sternenteufel zu glauben.« Er riss sich zusammen. »Ekkis, wie läuft die Refraktion?«, fragte er. Das kleine kybernetische Hilfssystem, das mit seinem Pendant Eggis ein Duo bildete, meldete sich sofort. Sofgart empfand es als angenehmer, mit diesem Paar statt ständig direkt mit der Schiffspositronik zu reden. Obwohl er freiwillig ein Leben als Einzelgänger führte, schätzte er einen personalisierten Gesprächspartner. Nach Kroms Verschwinden hatte er die beiden Roboter Akkool und Aggool deshalb an seine neuen Bedürfnisse angepasst. Aus Akkool und Aggool, den technischen Handlangern, waren Ekkis und Eggis geworden. Als Begleiter mit deutlich verbesserter kommunikativer Kompetenz füllten sie die Lücke, die Krom hinterlassen hatte.
Krom war ein Ersatzvater für ihn gewesen. Er hatte Sofgart als Waise von desinteressierten Ersatzeltern adoptiert. Ein Planeteningenieur von imperiumsweitem Ruf hatte sich seiner angenommen, das war für den jungen Sofgart die größtmögliche Überraschung gewesen. Vor vielen Jahren war Krom dann verschwunden. Auf Naat, der »Schwimmenden Welt«. Lange Zeit später hatte Perry Rhodan Krom als uralten Mann getroffen, weit entfernt in der Southside der Galaxis, auf einer Welt namens Gorrawaan. Dort war Krom gestorben.
Rhodan hatte Sofgart alles hierüber erzählt, was er wusste. Das war leider weit weniger, als Sofgart gehofft hatte. Das Rätsel von Kroms Verschwindens blieb; und was der Planeteningenieur all die Jahre getan hatte, erfuhr Sofgart ebenso wenig. Hatte Krom sich ständig im Omnitischen Compariat aufgehalten oder hatte es ihn erst nach langer Irrfahrt dorthin verschlagen? Die Fragen türmten sich auf, ohne dass Sofgart eine Ahnung hatte, wer sie ihm beantworten konnte.
Er war wieder allein gewesen ... sah man von Ekkis und Eggis ab. Wie in den lange vergangenen Tagen seiner Kindheit.
»Und diese Welt ist ebenso einsam«, sagte er laut. »Was also tue ich hier – auf einer Kolonie der Menschen?«
Nur zufällig waren er und die Menschen in Thantur-Lok aufeinandergetroffen. Der Konflikt mit dem Dunkelleben und die Hilfe für eines ihrer Raumschiffe hatte sie dorthin geführt. Der Kampf gegen die unheimliche Erscheinung war erfolgreich gewesen, alles in allem. In Thantur-Lok war das Dunkelleben verschwunden. Dasselbe galt für alle stellaren Bereiche, die Sofgart auf seiner Reise durchflogen hatte. Wie es aussah, war das Denebsystem ebenfalls frei von dieser Pest.
In der Lokalen Blase hatten die Menschen ein kleines Sternenreich aufgebaut. Im Zentrum lag die Sonne, um die die Erde kreiste. Larsaf – einst ein Teil des arkonidischen Imperiums. Vor etwa zehntausend Jahren hatte das Imperium dort eine Kolonie errichtet, die während der Methankriege allerdings wieder zerstört worden war.
In dieser alten Kolonie würde er seine Suche fortführen.
Viel Aufwand um einen unbedeutenden Stern, irgendwo in einem Außenarm der Öden Insel, dachte Sofgart. Ob damals jemand um die wahre Bedeutung dieses Systems wusste?
Ihm war klar, dass Deneb am äußersten Rand des terranischen Einflussbereichs lag. Vielleicht fand er auf dieser ehemaligen