Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas. Фредерик Марриет
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Kein einziger Indianer, der an einer Schule und unter den üppigen Freuden einer Stadt erzogen wurde, hat je gewünscht, unter den Blassgesichtern seine bleibende Wohnstätte zu nehmen, während im Gegentheile viele Tausende von Weissen, von der höchsten bis zu der niedersten Civilisationsstufe, das Leben unter den Wilden lieb gewannen, unter ihnen weilten und in ihrem Kreise starben, obgleich sie vielleicht hätten Schätze sammeln und wieder in ihre Heimath zurückkehren können.
Dies mag sonderbar erscheinen, ist aber dennoch wahr. Jeder einsichtsvolle Reisende, der einige Wochen in den Wigwams gutmüthiger Indianer zubrachte, wird zugeben, dass er sich sogar während dieses kurzen Aufenthaltes ungemein angezogen fühlte. Wie mag es erst denen ergehen, die Jahre lang unter den Indianern gelebt haben?
Kurz nachdem der Fürst in Italien angelangt war, um seine wohlwollenden Absichten zur Ausführung zu bringen, erneuerte er mit meinem Vater die alte Freundschaft — eine Freundschaft, in früher Jugend geschlossen und so kräftig, dass sie nicht einmal durch ihre entgegengesetzten politischen Ansichten geschwächt werden konnte. Der Fürst befand sich damals zu Leghorn; er hatte ein Schiff gekauft und es mit Ackerbaugeräthen und unterschiedlichen Werkzeugen für häusliche Künste beladen; desgleichen nahm er einige alte Kanonen, eine grosse Anzahl Lütticher Karabiner, Schiesspulver und so weiter, Materialien für Erbauung eines guten Hauses und einige Artikel zur Zierde an Bord. Um diesen ausserordentlichen Aufwand zu bestreiten, hatte er alle seine grossen Besitzungen veräussert. Ausserdem warb er noch Maurer, Schmiede und Zimmerleute an und nahm auch einige seiner früheren Pächter mit sich, die sich gut auf die Kultur des Oelbaumes und des Weines verstanden.
Er war fast ganz zum Aufbruche vorbereitet, als er im Herbst 1833 mit meinem Vater zusammentraf, ihm seine Erlebnisse und künftigen Plane mittheilte und ihn fragte, ob er ihn nicht begleiten wolle. Mein Vater, den als blasé au fond die ganze Welt anwiderte, kam dem Fürsten auf mehr als halbem Wege entgegen.
Unsere Güter in Frankreich waren zur Zeit der Revolution unter grossen Opfern veräussert worden, und so bestand meines Vaters gegenwärtige Habe nur aus Geld und Juwelen. Er beschloss, Alles zu wagen und sich mit dem Fürsten in jenem fernen Lande niederzulassen. Die Ladung, wie auch die Theilnehmer an der Expedition erhielten demnach eine entsprechende Erweiterung.
Der Fürst hatte bereits zwei Priester vermocht, ihn in der Eigenschaft von Missionären zu begleiten. Mein Vater, dem meine Erziehung sehr am Herzen lag, versah sich mit einer grossen Bibliothek und zahlte dem Prior eines Dominikanerklosters eine grosse Summe, dass er einem weiteren würdigen Ordensmanne, der sich gut für die Leitung meiner Erziehung eignete, mitzugehen erlaubte. Zwei von den drei Religiösen, welche an unserer Expedition Theil nahmen, hatten bereits grosse Reisen gemacht und das Zeichen des Kreuzes östlich vom Ganges im Reiche der Birmanen und in Thibet aufgepflanzt.
Um alle Schwierigkeiten zu umgehen, die vielleicht von der Regierung erhoben worden wären, hatte sich Fürst Seravalle der Vorsicht bedient, das Ziel seiner Reise als Guatemala zu bezeichnen, und die Bewohner von Leghorn glaubten seiner Angabe. Guatemala und Acapulco lagen jedoch weit südlich, als wir an dem Orte unserer Bestimmung anlangten.
Endlich war Alles vorbereitet. Mein Vater berief mich von der Propaganda ab — man schiffte zuletzt noch die Rebstöcke und so weiter ein und die Esmeralda trat ihre langweilige, keineswegs sichere Fahrt an.
Zweites Kapitel.
Ich war damals noch nicht dreizehn Jahre alt; aber trotz meiner Jugend hatte ich doch schon viele Reisen gemacht und jene Kenntnisse erworben, die man durch das Auge erlangt — vielleicht die beste Erziehung in den früheren Lebensperioden. Ich übergehe die Einförmigkeit einer Reise, bei der man fast eine Ewigkeit nichts als Himmel und Wasser sieht; sie ging glücklich von statten, denn ich kann mich nicht erinnern, dass wir je in irgend einer bedeutenden Gefahr geschwebt hätten.
Nach fünf Monaten erreichten wir die Küste und gelangten mit einiger Schwierigkeit in die Mündung eines Flusses, der in die Mündung der Trinity-Bay fällt, 41° nördlicher Breite und 124° 28′ Länge.
Wir ankerten ungefähr vier Meilen über der Mündung. Der Fluss liegt dort in der Mitte der Shoshonen-Küste und die Eingebornen besuchen ihn an jener Stelle bei ihren jährlichen Fischerstreifzügen. Zum Gedächtniss unserer Landung erhielt er von den Indianern den Namen: „Nu elejé sha wako“ oder Wegweiser der Fremden.
Die Landungsstelle bildete mehrere Wochen den Schauplatz einer seltsamen Rührigkeit. Der Fürst Seravalle war während seines früheren Aufenthalts als Krieger und Häuptling unter die Shoshonen aufgenommen worden, und jetzt kamen die Indianer schaarenweise aus dem Innern, um den Blassgesichts-Häuptling zu bewillkommnen, der seine rothen Kinder nicht vergessen hatte. Sie halfen uns das Schiff ausladen, versahen uns mit allen Arten von Wild und hatten unter Anweisung des Zimmermanns bald ein grosses Magazin erbaut, in welchem wir unsere Güter und Werkzeuge gegen die Einwirkungen des Wetters schützen konnten.
Sobald wir unsere Ladung untergebracht hatten, machten sich der Fürst und mein Vater, von den Häuptlingen und Aeltesten des Stammes begleitet, auf den Weg, um einen Ort für die Ansiedelung auszuwählen. Während ihrer Abwesenheit wurde ich der Obhut einer Häuptlings-Squaw anvertraut, deren drei hübsche Kinder meine Spielgefährten waren. Nach drei Wochen kehrte die Spähpartie wieder zurück; sie hatte an den westlichen Ufern des Buona-Ventura-Flusses einen Platz ausgelesen, der an dem Fusse eines hohen, kreisförmigen Gebirges lag, wo die verhärtete Lava und der verwitterte Schwefel, der das Gestein bedeckte, auf frühere vulkanische Ausbrüche hindeutete. Längs des Flusses standen hohe, als Bauholz taugliche Bäume, und ganz in der Nähe befanden sich ungeheure Kalksteinbrüche, während die kleineren Ströme einen Thon lieferten, aus welchem sich treffliche Ziegel fertigen liessen.
Die Spanier hatten schon früher diesen Ort besucht und dem Gebirge den Namen „St. Salvador“ gegeben; unsere Niederlassung erhielt jedoch ihre Benennung nach dem indianischen Namen des Fürsten und hiess „Nanawa ashta jueri ê,“ oder Wohnung des grossen Kriegers. Da unser Landungsplatz zur Zeit des Fischens von den Indianern häufig besucht wird, so beschloss man, auch hier ein viereckiges Fort, ein Magazin und ein Bootshaus zu errichten. Sechs oder sieben Monate war Alles in grosser Thätigkeit, als mit einemmal ein Umstand sich ereignete, der unsere Anstrengungen entmuthigte.
Obgleich es im ganzen Lande von Vieh wimmelt und einzelne Stämme, deren ich später erwähnen werde, grosse Heerden besitzen, so wissen die Shoshonen doch durchaus nichts von Viehzucht, deren sie auch recht wohl entrathen können, da ihr ausgebreitetes Gebiet alte Arten von Wild in grosser Menge birgt. Dies war jedoch dem Fürsten nicht genehm, da er einen Ehrgeiz darin suchte, unter dem Stamme Ackerbau und häuslichere Gewohnheiten einzuführen. Er schickte deshalb die Esmeralda ab, um von Monterey oder Santa Barbara Vieh beizuschaffen. Von dem Schiff wurde jedoch nichts mehr gehört. Die Mexikaner gaben an, sie hätten das Wrack eines Schiffes in der Nähe von Cap Mendocino bemerkt, was uns natürlich auf die Vermuthung brachte, dass die Trümmer unserer verunglückten Brigg angehörten.
Ihre Mannschaft war also gleichfalls zu Grunde gegangen, und wir empfanden den Verlust schwer. Sie hatte aus dem Kapitän, seinem Sohn und zwölf Matrosen bestanden; zugleich hatte man auch fünf Personen, die zu unserem Haushalt gehörten, mitgeschickt, um verschiedene Aufträge zu besorgen. Diese waren Giuseppe Polidori, der jüngste unserer Missionäre, einer unserer Büchsenmacher, ein Maurer und zwei italienische Bauern. So traurig übrigens auch diese Schickung war, war sie doch nicht im Stande, die Thätigkeit der Zurückgebliebenen zu mindern. Die Felder wurden gelichtet, Gärten angelegt, und mit der Zeit verwischte sich die Erinnerung an das schmerzliche Ereigniss in der Aussicht einer glücklichen Zukunft.
Sobald