Sagen reloaded. Группа авторов

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der Welt, die sie abwirft.

      Deine Bewegung ist wahrscheinlich, sie strebt dem Gefälle, dem Unvermeidlichen zu.

      Your heart wears knight armour, vorsätzlich wende ich Dir den Rücken zu.

      Ich werde Deine Klingen hören, bevor ich sie spüre.

      Die Luft wird von meinen Schreien erfüllt sein.

       Xaver Bayer

       Die Legende vom Basilisken

      A beast caged in the heart of a city …

      Jim Morrison

      Anfangs geisterten Meldungen durchs Netz, dass an unterschiedlichen Orten in der Inneren Stadt Leute – Spaziergänger, Jogger, ein Pizzalieferant, ein Müllmann und eine Polizistin – auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen seien. Sie wiesen schwere Verbrennungen auf, ihre Lungen waren zersetzt wie von Giftgas, der Tod musste sie in Sekundenschnelle ereilt haben. Nur einer von ihnen war vor seinem Verscheiden noch für eine kleine Zeitspanne ansprechbar, und was man seinen letzten Worten entnehmen konnte, war, dass er einem Ungeheuer begegnet sei.

      Im Handumdrehen entstand das Gerücht, der berüchtigte und ausgerottet geglaubte Basilisk sei wieder aufgetaucht. Sein Versteck – so verbreitete es sich viral in Berufung auf uralte Chroniken – sei im Keller eines vor Hunderten von Jahren errichteten Hauses in der Innenstadt gelegen. Wo genau, ließ sich jedoch nicht eruieren. Selbst ernannte Basiliskenjäger zogen los, das Untier zu finden und zu erlegen, aber allem Anschein nach ohne Erfolg, denn die grausamen Todesfälle setzten sich fort.

      Hier nun komme ich ins Spiel, denn ich ahnte, wo der Basilisk eventuell aufzuspüren wäre. Es hatte nämlich ein verstorbener Freund meiner Eltern, ein Galeriebesitzer, diesen einst erzählt, dass es in der Gasse – einer Sackgasse übrigens –, in der er wohnte und sich auch seine Galerie befand, ein Haus gab, in dessen Eingangsflur unter einem Gitter ein Brunnenschacht sei, in dem er einmal ein merkwürdiges Wesen erblickt habe. Da wohne er, der Basilisk, hatte er damals mit Zittern in der Stimme meinen Eltern verraten, die seiner Erzählung belustigt lauschten, war es ihnen ja kein Geheimnis, dass der Freund oft und viel trank. Mir jedenfalls war diese Geschichte über Jahrzehnte im Gedächtnis geblieben.

      Also fasste ich mir eines Tages, als in den Medien erneut von einem bestialisch zugerichteten Opfer des Eidechsenkönigs berichtet wurde, ein Herz und machte mich auf den Weg aus meinem Randbezirk in die Innere Stadt, zur nämlichen Sackgasse, wo ich den Basilisken vermutete. Ich erkannte die Gegend, die ich seit rund zwanzig Jahren nicht betreten hatte, kaum wieder – wo früher kleine Läden gewesen waren, es eine urige Weinausschank und die Werkstatt eines Geigenbauers gegeben hatte, reihten sich nun Luxusboutique an Gourmettempel an Supermarktfiliale, und wo sich damals die Galerie des Freundes meiner Eltern befunden hatte, hatte ein auf High-End-Virtual-Reality-Equipment spezialisierter Store mit dem Namen Doors of Perception seine Pforten geöffnet. Doch das Haus war noch dasselbe. Ich zog meinen Schlüsselbund mit der freigeschalteten Begehkarte aus der Hosentasche, hielt sie vor den Sensor der Gegensprechanlage, ein Summen, schon war das Tor offen, und ich trat ein.

      Sogleich erkannte ich den Hausflur wieder, und mein Blick fiel auf das schmiedeeiserne Gitter rechts am Boden, in einer Maueraussparung. Ich schaltete die Lampe meines Smartphones an und leuchtete damit durch das Gitter in die Tiefe, da hörte ich ein Rascheln, und tatsächlich sah ich, dass sich da unten etwas bewegte.

      »Hab ich dich!«, rief ich und war nicht wenig verwundert, als ich eine Stimme aus dem Schacht hörte, die wie ein fragendes Echo »Hab ich dich?« sagte. Sie klang irgendwie müde und einigermaßen sanft, also ganz und gar nicht, wie man sich die Stimme eines mordenden Monsters vorstellt. Ich überlegte ein paar Atemzüge lang, wie ich der Bestie den Garaus machen sollte, um die Stadt und ihre Bewohner ein für allemal von ihr zu erlösen, dann schien mir klar, was zu tun war. Ich aktivierte die Spiegelfunktion der Kamera meines Smartphones, klappte das Schachtgitter hoch, kniete mich an den Rand und hielt das Telefon hinein, sodass das Ungetüm beim ersten Blick in die Höhe unweigerlich auf das Display schauen und beim Ansichtigwerden seines Spiegelbildes ob seiner eigenen Abscheulichkeit auf der Stelle verenden würde – so lautete schließlich die über Jahrhunderte überlieferte Anweisung zum Töten eines Basilisken.

      »Schau!«, rief ich über den Schachtrand in die Tiefe, »schau mal kurz her!«

      Doch anstatt des erwarteten Todesschreis hörte ich den Basilisken klagen:

      »Ich kann nichts sehen!«

      »Schau genau!«, lockte ich ihn.

      »Ich kann nicht«, klagte er erneut.

      »Konzentrier dich! Schau einfach auf mein Smartphone, du wirst dich wundern, was ich dir da zeige!«

      »Es ist mir nicht möglich«, seufzte er.

      »Aber wieso nicht?«

      »Ich will ja schauen, aber ich habe Angst! Ich fürchte mich allein. Komm herunter, wir machen ein Selfie zusammen!« »Ich weiß nicht«, antwortete ich ausweichend, da ich eine Falle witterte, beugte mich aber tiefer über den Schachtrand. Es roch metallisch und wie nach Kabelbrand, und ich konnte einen Schemen erblicken, aber weiter hinunter traute ich mich nicht.

      »Komm zu mir, nur für ein Selfie!«, flehte der Basilisk.

      »Komm du doch rauf!«, entgegnete ich barsch, aber als Antwort vernahm ich bloß ein Winseln.

      Bis zum Bauch hatte ich mich bereits in den Brunnenschacht gebeugt und hielt mein Smartphone mit der aktivierten Spiegelfunktion, so weit mein Arm reichte, in die Tiefe, in der Hoffnung, dass das Untier doch einmal einen Blick riskieren und dann zerplatzen würde.

      Doch weil nichts dergleichen passierte, beschloss ich, meinen Plan zu ändern. Ich aktivierte die Filmfunktion, hielt das Handy in den Schacht und drückte auf Aufnahme. Als ich mir gleich darauf den kurzen Film ansah, war da nur so etwas wie eine dunkle, amorph-wabernde Masse in einer Art Nest aus Kehricht zu erkennen, dabei flackerte es aber so eigenartig, als wäre es ein altmodisches Hologramm mit Störeffekten.

      Ich änderte nun meine Strategie und versuchte es auf die psychologische Tour:

      »Wieso bringst du denn all die Menschen um?«, fragte ich den Basilisken, und nach einer Weile des Schweigens entgegnete er in einem eigenartig einnehmenden, weil vornehm zurückhaltenden Tonfall:

      »Weil ich die Menschen so liebe! Sie sind so schön! Ich liebe sie alle! Auch dich liebe ich! Du bist so schön!«

      Mein prompter Einwand, dass er mich ja gar nicht kenne und mich deshalb doch gar nicht lieben könne, schien ihn nicht zu beeindrucken, und er fuhr fort:

      »Glaube mir! Ich würde alles für dich tun. Ich würde lügen für dich. Ich würde stehlen und töten für dich. Ich würde verwüsten, vergiften, brandschatzen, plündern für dich. Ich würde die Erde zum Beben bringen, Vulkane Feuer speien und brennenden Hagel vom Himmel fallen lassen. Ich würde alle Tiere und Pflanzen sterben lassen. Ich würde Luft und Boden vergiften. Ich würde ganze Länder verheeren und in Flammen aufgehen lassen. Ich würde unterjochen, versklaven, foltern und vergewaltigen für dich. Ich würde die Erde mit Bomben übersäen. Ich würde die Menschen das ABC der modernen Waffentechnik lehren. Ich würde Viren und Bakterien erschaffen und sie unter die Leute säen. Ich würde in ihre Genetik eindringen und sie zu Unmenschen machen. Ich würde alles tun, was in meiner Macht

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