Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven. Stefan Burban
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Читать онлайн книгу Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven - Stefan Burban страница 18
Fabian lächelte. »Schön zu sehen, dass der Widerstand nicht gänzlich erfolglos verlaufen ist.«
»Dasselbe habe ich auch gerade gedacht.«, erwiderte Michael. Er sah zum Himmel. »Ich schätze, wir haben noch etwa drei Stunden Tageslicht. Das sollten wir nutzen und so schnell wie möglich in die Innenstadt kommen.«
Fabian wollte gerade antworten, als sie von einer unbekannten Stimme angesprochen wurden. »Ihr rührt euch nicht von der Stelle!«
Michael und Fabian erstarrten. Zwischen den Trümmern und Ruinen tauchte eine grobschlächtig wirkende Meute von Männern und Frauen auf. Sie wirkten abgerissen und ungepflegt, aber auch verblüffend gut genährt. Und jeder Einzelne von ihnen war bewaffnet. Es handelte sich um Hieb- und Stichwaffen. Niemand trug eine Schusswaffe. Nun, das war immerhin ein Lichtblick.
Fabian tastete verstohlen nach dem Schalter für die Rüstung, aber Michael hielt ihn zurück. »Noch nicht. Vielleicht können wir das auch friedlich regeln.«
Fabians Blick zuckte umher. »Und da bist du dir sicher?«, entgegnete er wenig überzeugt.
»Nein«, gab Michael zu. »Aber wenn sie die Rüstung sehen, sind sie entweder weg oder fallen über uns her.«
»Das würde nicht gut für sie ausgehen.«
»Das wissen sie aber nicht.« Michaels Blick glitt über die Menschenmenge. Es waren mindestens fünfzig. »Lass mich das regeln.«
Fabian senkte langsam seine Hand. »Es ist deine Nachbarschaft. Aber mach schnell, ich werde gerade so richtig nervös.«
Michael nickte. Er konnte die Gefühle des anderen Blutläufers durchaus nachvollziehen. Ihre Ausbildung hatte Dinge wie Diplomatie und friedliche Problemlösungsstrategien nicht beinhaltet. Die Ashrakausbilder hatten sie gelehrt, Bedrohungen auszuschalten: schnell, gründlich und endgültig.
Michael trat vor und stellte sich dem Mann, den er für den Anführer hielt. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, erhob dieser die Stimme. »Diese Straße gehört den Flesh and Bones. Wer hier passieren will, muss Wegzoll zahlen. Was immer ihr bei euch habt, gehört jetzt uns.«
»Flesh and Bones! Flesh and Bones! Flesh and Bones!«, skandierte die Menge und schwenkte dabei angriffslustig ihre Waffen.
»Die Flesh and Bones?«, wisperte Fabian ihm zu. »Du hattest gesagt, ihr Territorium ist noch mindestens eine Stunde entfernt.«
»Meine Informationen sind schon längst veraltet«, gab Michael leise zurück. »Sie müssen ihr Gebiet ausgeweitet haben. Das birgt aber ein paar Probleme für uns.«
»Nämlich?«
Michael schluckte. »Um ihr Gebiet bis hier auszuweiten, mussten sie drei andere Gangs entweder schlucken oder vernichten. Das bedeutet, sie sind weitaus aggressiver als noch zu meiner Zeit. Es sind jetzt Expansionisten.«
»Großartig!«, kommentierte Fabian, dem dicke Schweißtropfen von der Stirn perlten.
Michael erhob die Stimme. »Wer führt die Flesh and Bones jetzt?«
»Wer will das wissen?«, fragte der Anführer provokant.
»Sieh dir mal die Typen an, Justin«, mischte sich ein anderes Bandenmitglied ein. »Die sehen aber komisch aus. Die graue Haut … sind die Kerle krank?«
Der Mann namens Justin beäugte die beiden Blutläufer mit einem Mal misstrauisch. »Hat er recht? Seid ihr krank?«
»Wir sind nicht krank«, beruhigte Michael den Mann, der sich davon aber nicht beeindrucken ließ.
»Wenn ihr krank seid, steinigen wir euch. Die letzte Grippewelle hat ein Drittel unserer Gruppe dahingerafft.«
Michael presste die Lippen aufeinander. Das konnte er sich sehr gut vorstellen. Die Beschaffung von Medikamenten gehörte zu den größten Problemen in dieser postapokalyptischen Gesellschaft.
»Wir – sind – nicht – krank«, wiederholte der Blutläufer erneut und betonte jedes einzelne Wort. »Wir wollen mit eurem Boss sprechen. Wir kommen mit einem Angebot für ihn.«
»Unser Boss hat keine Verwendung für ein Angebot«, beharrte Justin. »Wir sind die Stärksten. Wir nehmen uns, was wir wollen.« Das Bandenmitglied grinste hämisch.
»Flesh and Bones! Flesh and Bones! Flesh and Bones!«, skandierte die Menge erneut.
»Legt alles von Wert ab und ihr kommt vielleicht mit dem Leben davon«, drohte Justin nun ganz offen. Er grinste abermals. »Aber garantieren kann ich das natürlich nicht.«
Michael baute sich vor dem Mann auf. »Du begehst einen großen Fehler.« Er klopfte sich mit dem Daumen der rechten Hand gegen den Brustkorb. »Ich bin der düstere Michael. Die Flesh and Bones gehören mir. Auf ewig. Und es ist mir völlig gleich, wer denkt, euch im Augenblick zu führen. Bring uns zu eurem Boss und ich überlege mir, ob du – und er – unter Umständen am Leben bleiben.«
Ein Raunen ging durch die Menge. Justin zog beide Augenbrauen nach oben. »Der düstere Michael ist schon lange fort. Fischköpfe haben ihn sich geholt. Der ist vermutlich seit Jahren tot. Oder er wünscht sich, es zu sein.« Justins Lippen teilten sich zu einem gehässigen Grinsen. Dabei entblößte er zwei Reihen gelber, fleckiger Zähne. »Kommt drauf an, was die Fischköpfe mit ihren Gefangenen anstellen.«
Michael blieb felsenfest. Nur eine Sekunde der Schwäche, und die Konfrontation würde in Gewalt ausarten. Er hatte keinerlei Zweifel daran, dass sie diese bunt zusammengewürfelte Gruppe zerlumpter Bandenmitglieder würden besiegen können, aber er hegte nicht den Wunsch, einen von ihnen zu töten. Mal ganz davon abgesehen, dass sie ihrem Ziel dadurch keinen Millimeter näher kamen.
In seinem Trommelfell knackte es, als das implantierte Kommgerät einen Kanal öffnete. »Team Alpha in Position«, meldete sich der Anführer ihrer Eskorte mit konzentrierter Stimme. »Bereit, auf ihren Befehl hin einzugreifen.«
Michael und Fabian wechselten einen kurzen Blick. Der andere Rebellenoffizier hatte die Meldung mit angehört. Michael nickte ihm zu und dieser öffnete eine Zwei-Wege-Verbindung. »Nicht eingreifen. Auf Anweisung warten. Stand by.«
»Hey, mit wem redet ihr da?«, verlangte Justin zu wissen. Der Kerl hatte verdammt gute Ohren.
»Du wirst uns jetzt zu deinem Boss bringen.« Michael trat dem Anführer der Gruppe provokant entgegen, ohne dessen Frage zu beantworten.
Justin streckte die Hand aus und deutete mit dem Zeigefinger auf sein Gegenüber. »Du gibst mir keine Befehle.«
Michael gab sich gar nicht erst mit einer Erwiderung ab. Er hatte sich schon immer durch körperliche Kraft und Gewandtheit ausgezeichnet. Doch aufgrund seiner Blutläuferausbildung verfügte er über gesteigerte Reflexe und enorme Muskeln. Der Elitesoldat überbrückte die Distanz zu dem Bandenanführer mit einem letzten Satz. Mit einer Hand schlug er dessen selbst gebastelte Axt zur Seite. Sie entglitt den Fingern des Mannes und landete irgendwo hinter ihm auf dem Asphalt. Michael holte mit seinem rechten Arm aus. Er hielt sich absichtlich zurück, denn er wollte Justin keinen dauerhaften Schaden zufügen.
Es genügte aber ein leichter Schwinger, um das Bandenmitglied in hohem Bogen durch die