Butler Parker Staffel 13 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Gehe ich recht in der Annahme, Mylady, daß Mylady den Hubschrauber pilotierten?«
»Was dachten Sie denn, Mister Parker?« Lady Agatha nickte. »So etwas hat mich schon immer gereizt. Sie wissen doch, wie gut ich mit einem Sportflugzeug umgehen kann.«
An dieser Behauptung stimmte nur die Tatsache, daß die ehrgeizige Dame tatsächlich einen Pilotenschein für kleinere Sportmaschinen besaß. Gut beherrschte sie ein Flugzeug aber nicht. Parker hatte einige Male notgedrungen mit ihr fliegen müssen. Diese Ausflüge in die Luft waren für ihn zu einem unvergeßlichen Abenteuer geworden.
»Die beiden Herren dort scheinen ein wenig luftkrank geworden zu sein.« Parker deutete auf zwei Männer, die erschöpft und apathisch neben einer Landekufe des Hubschraubers saßen und auf den Boden stierten.
»Der Pilot und Mister Higgins«, erläuterte Lady Simpson. Der verächtliche Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
»Mister Higgins, Mylady?«
»Der Chiefconstable eines Einsatzkommandos, Mister Parker. Richtig, Sie wissen ja noch gar nicht, daß ich einen einmaligen Kriminalfall entdeckt und gelöst habe.«
Parker wurde erneut abgelenkt.
Kathy Porter stieg aus dem Hubschrauber. Sie war derart mitgenommen, daß sie Parker noch nicht mal zuwinken konnte. Sie erinnerte an eine müde Frau. Auch sie schien den Flug nicht besonders genossen zu haben. Sie taumelte und vermochte sich kaum auf den Beinen zu halten. Sie ließ sich neben dem Piloten und Mr. Higgins ins Gras gleiten.
»Hören Sie mir überhaupt zu, Mister Parker?« grollte die Detektivin.
»Mylady entdeckten und lösten einen einmaligen Kriminalfall, wenn ich recht verstanden habe.«
»Hören Sie genau zu, Mister Parker!« Lady Simpson holte tief Luft und berichtete dann von ihren Erlebnissen. Sie schmückte sie nach allen Regeln der Kunst aus und nahm sich Zeit.
Parker wurde es sehr schnell klar, daß er auf denselben Fall gestoßen war. Der Zufall hatte hier wieder mal kräftig zugelangt. Agatha Simpson und er hatten den Fall von zwei verschiedenen Seiten aus ohne jede Verabredung aufgerollt.
»Das kommt davon, wenn man Urlaub macht«, schloß die Lady triumphierend. »Sie haben sich, einen besonders interessanten Fall durch die Nase gehen lassen, Mister Parker.«
»Mylady werden möglicherweise anders urteilen, sobald ich von meinen bescheidenen Erlebnissen berichte.«
»Was wollen Sie schon groß erlebt haben!«
Josuah Parker genierte sich nicht länger und erzählte nun ebenfalls. Als er geendet hatte, sah seine Herrin ihn aus schmalen Augen an. Wahrscheinlich paßte es ihr gar nicht, daß sie diesen Fall wieder mal mit ihrem Butler teilen mußte.
»Nun ja, ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn«, sagte sie schließlich mißmutig. »Es ist aber wieder mal typisch für Sie! Den Hauptgangster lassen Sie einfach entwischen. Mir wäre das bestimmt nicht passiert.«
»Mit letzter Sicherheit nicht, Mylady«, gab Josuah Parker gemessen zurück. »Mir ist durchaus bewußt, daß ich mir Myladys Unmut zugezogen haben dürfte.«
»Man muß auch verzeihen können.« Die ältere Dame gab sich großmütig. »Dann werde ich eben den Rest des Falles übernehmen, Mister Parker. Diese Oberratte kann sich auf einiges gefaßt machen. Sie ahnt überhaupt nicht, was da noch auf sie zukommt.«
»Vielleicht gibt es im Moment andere Sorgen, Mylady«, sagte Josuah Parker und deutete auf einen schmalen Feldweg, der sich durch die weiten Wiesen schlängelte. Er meinte eine Gruppe von Motorradfahrern, die in voller Fahrt heranpreschten.
Parker ahnte, um welche Männer es sich da handelte. Es mußten jene Wassersportler sein, deren Behelfsflöße er zerschmettert hatte. Parker machte sich auf eine lebhafte Diskussion gefaßt.
*
Sie waren blitzschnell heran und stiegen von ihren schweren Maschinen. Sie trugen wieder ihre unheimlich aussehenden Jethelme und die Lederbekleidung. Sie formierten sich und marschierten dann schweigend auf den Butler zu.
Doch dann blieben sie jäh stehen und beratschlagten. Parker schaute zum Hubschrauber hinüber, auf dem das Reizwort »Polizei« stand.
Agatha Simpson benahm sich nach Parkers Meinung mehr als ungewöhnlich. Sie winkte den jungen Männern zu und stampfte ihnen dann entgegen. Parker, um die alte Dame besorgt, folgte ihr. Er hatte seinen »Universal-Regenschirm« entsichert, das heißt, er war bereit, aus ihm die gefürchteten »Giftpfeile« zu verschießen.
Der Schirmstock war nämlich nichts anderes als eine Art modernes Blasrohr. Mittels komprimierter Kohlensäure konnte er kleine, stricknadellange und bunt gefiederte Pfeile verschießen, deren Spitzen präpariert waren. Das »Pfeilgift« sorgte für einen kurzfristigen, aber tiefen Schlaf.
»Sie haben die Type leidet zu früh erwischt«, sagte der Wortführer der sechs jungen Männer. Er schob sein Visier hoch und sah Josuah Parker grimmig an.
»Von wem reden Sie eigentlich?« wollte Agatha Simpson wissen. Sie wandte sich halb zu Parker um.
»Von dem alten Knacker da«, lautete die Antwort. »Wissen Sie etwa nicht, daß er harmlosen Frauen nachstellt und sie vergewaltigen will?«
»Mister Parker, was höre ich da von Ihnen?« Lady Simpson schmunzelte.
»Die Herren dürften falsch informiert worden sein«, stellte der Butler richtig.
»Mann, tun Sie bloß nicht so!« Der Sprecher der Motorradfahrer wurde ärgerlich. »Haben Sie die junge Frau nicht an Bord gelockt? Wollten Sie sie nicht aufs Kreuz legen?«
»Von wem, wenn ich höflich fragen darf, stammen Ihre Informationen?« erkundigte sich Josuah Parker.
»Von wem wohl? Von der jungen Frau!«
»Sie liegt in der Kabine des Hausbootes da drüben. Und sie wurde von ihrem Komplizen angeschossen.«
»Ich glaube, ich muß Ihnen da eine Illusion nehmen«, sagte Lady Agatha. »Die hilflose, junge Frau, für die Sie sich einsetzten, ist eine durchtriebene Gangsterin, so reizvoll und unschuldig sie auch aussieht.«
»Und die Type da neben Ihnen?«
»Das ist mein Butler, Mister Josuah Parker.«
Die jungen Männer waren sehr enttäuscht, denn sie hatten sich auf eine abwechslungsreiche Prügelei gefreut.
»Sie könnten mir einen Gefallen tun«, ließ Lady Simpson sich vernehmen. »Haben Sie Lust, drei weitere Gangster einzufangen?«
Die sechs jungen Männer blühten förmlich auf. Der Tag schien für sie gerettet zu sein. Sie nickten wie gleichgeschaltet.
»Mein Butler wird Ihnen erklären, was zu tun ist«, redete Agatha Simpson weiter. »Worauf warten Sie noch, Mister Parker? Sie sehen doch, daß die jungen Männer endlich aktiv werden wollen.«
»Sehr wohl, Mylady.« Parker faßte sich erstaunlich kurz und beschrieb den Motorradfahrern