Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski. Henryk Sienkiewicz

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Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski - Henryk Sienkiewicz

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eines Deutschen mit einem Pfauenbusch auf dem Helme, den letzten Seufzer aushauchte, gelobe ich hiermit, mich auf bloßem Leibe mit einem Hanfstricke zu gürten und ihn, wenn er mich auch tief in die Knochen schneidet, so lange zu tragen, bis ich drei solcher Pfauenbüsche von deutschen Rittern erbeutet und zu den Füßen meiner Herrin niedergelegt habe.«

      Nun nahm die Fürstin einen feierlichen Ton an und fragte:

      »Gelobst Du dies zum Scherze?«

      »Nein, so mir Gott helfe und das heilige Kreuz! Und meine Gelübde will ich in der Kirche vor den Priestern wiederholen.«

      »Rühmlich ist es, mit den grausamen Feinden unseres Stammes zu kämpfen, doch beklage ich Dich, weil Du so jung bist und gar leicht zu Grunde gehen kannst.«

      In diesem Augenblick trat Macko aus Bogdaniec, welcher bisher wie ein Mensch, der einer vergangenen Zeit angehört, nur stillschweigend die Achseln gezuckt hatte, näher heran, denn er fühlte sich nun gedrungen, seine Ansicht auszusprechen.

      »Spart Euer Mitleid, Herrin!« begann er. »Auch in der Schlacht kann jeden der Tod treffen, und für einen Edelmann, mag er nun alt oder jung sein, ist das ein ruhmreicher Tod. Zudem ist mein Bruderssohn in der Kriegskunst wohl erfahren, denn trotz seiner Jugend bestand er schon manches Treffen zu Pferde und zu Fuß, mit der Lanze und dem Beile, mit langem und mit kurzem Schwerte, mit und ohne Schild. Zwar ist es eine neue Sitte, daß ein Ritter sich dem Mägdlein, das er gerne sieht, angelobt, aber daß Zbyszko seiner Herrin drei Pfauenbüsche versprach, daraus mache ich ihm keinen Vorwurf. Er hat die Deutschen schon einmal gelaust, mag er sie noch weiter lausen, und wenn dabei ein paar Schädel bersten, wird sein Ruhm dadurch nur vergrößert werden.«

      »Wie ich sehe, habe ich es nicht mit dem ersten besten zu thun,« sagte die Fürstin. Sich zu Danusia wendend, fügte sie dann hinzu: »Nimm meinen Platz ein, denn Du bist die wichtigste Person am heutigen Tage. Nur lache nicht, das schickt sich nicht.«

      Danusia setzte sich an den Platz ihrer Beschützerin, dabei wollte sie sich ein ernsthaftes Ansehen geben, doch ihre blauen Augen schauten lachend auf den knieenden Zbyszko nieder, und sie konnte sich nicht enthalten, vor Freude mit den Füßchen zu baumeln.

      »Gieb ihm Deinen Handschuh!« gebot die Fürstin.

      Danusia zog den Handschuh aus und reichte ihn Zbyszko, der ihn mit großer Ehrfurcht ergriff. Während er ihn an die Lippen drückte, erklärte er: »An meinem Helme soll er prangen, aber wehe dem, der darnach greift.«

      Dann küßte er Danusias Hände und Füße und erhob sich. Sein bisheriger Ernst war dahin. Voll Freude darüber, daß ihn von nun an dieser ganze Hof als reifen Mann betrachten werde, schwang er Danusias Handschuh, indem er halb scherzhaft, halb im Ernste ausrief: »Nun ist’s vorbei mit Dir, Du mit dem Pfauenbusch! Nun ist’s vorbei mit Dir!«

      In Begleitung von zwei älteren Mönchen trat in diesem Augenblick der Ordensbruder in die Herberge, der schon zuvor dagewesen war. Den Drei folgten Klosterbedienstete mit Lastkörben voll von Krügen mit Wein und den verschiedensten, in der Eile zusammengebrachten Leckerbissen. Die Mönche begrüßten die Fürstin, fragten sie aber dann vorwurfsvoll, weshalb sie nicht in der Abtei eingekehrt sei. Doch die Fürstin erklärte immer wieder, da sie des Tages über der Ruhe gepflegt habe, um in der Kühle der Nacht die Reise fortzusetzen, bedürfe sie eines Obdaches nicht. Nichts liege ihr daher ferner, als den hochwerten Abt und die ehrwürdigen Ordensbrüder stören zu wollen, sie gedenke nur eine kurze Rast in der Herberge zu halten.

      Nach Austausch vieler höflicher Redensarten einigte man sich dahin, daß sich die Fürstin nicht nur zur Frühmesse, sondern auch zum Morgenimbiß und zur Rast in dem Kloster einfinden solle. Die leutseligen Ordensbrüder luden außer den Masuren auch die Krakauer, sowie Macko aus Bogdaniec ein. Letzterer hegte indessen ohnedies die Absicht, sich in die Abtei zu begeben, um die im Kriege erbeutete Habe oder vielmehr die von dem freigebigen Witold erhaltenen Gaben zum Auslösen von Bogdaniec, das er dem Abte verpfändet hatte, in das Kloster zu bringen. Der junge Zbyszko hörte indessen die Einladung gar nicht. Von dem Wunsche beseelt, sich umzukleiden, um in schöner Gewandung vor der Fürstin und Danusia erscheinen zu können, war er zu den Wagen geeilt, die dem Oheim und ihm gehörten und sich unter der Obhut der Dienerschaft befanden. Aus einem der Gefährte verschiedene Gewandstücke entnehmend, ließ er alles in die Gesindestube bringen. Dort wollte er sich umkleiden. Nachdem er seine Haare eilig geglättet hatte, zog er eine netzförmige Haube darüber, die von einer Bernsteinkette zusammengehalten wurde, nach vorn jedoch mit echten Perlen geschmückt war. Dann legte er eine weißseidene, mit goldenen Greifen bestickte und mit einem zierlichen Saume geschmückte Jacke an. Dies Oberkleid umschloß ein breiter, goldener Gürtel, an dem ein silbernes, mit Elfenbein eingelegtes Dolchmesser hing. All dies war nicht mit Blut beschmutzt, sondern neu und blitzend, wenngleich es einem jungen, friesischen Ritter als Beute abgenommen worden war. Hierauf zog Zbyszko wunderschöne Unterkleider an, von denen die eine Hose der Länge nach grün und rot, die andere violett und gelb gestreift war, während beide gegen oben in buntscheckigen Würfeln endigten. Ein Paar purpurrote Schnabelschuhe vollendeten den Anzug. So geschmückt, schön und strahlend, trat Zbyszko wieder in die gemeinsame Stube.

      Als er auf der Schwelle stand, machte sein Anblick auf alle Anwesenden einen mächtigen Eindruck. Freude schwellte auch das Herz der Fürstin, die klar sah, wie der wohlgestaltete, junge Ritter um die liebliche Danusia warb. Dies süße Kind aber sprang im ersten Impulse gleich einem Reh auf ihn zu. Doch, sei es nun, daß die Schönheit des Jünglings, sei es, daß die laut werdenden, bewundernden Stimmen des Hofstaates sie einschüchterten, sie blieb mit einem Male stehen, schlug die Augen nieder und drehte errötend und verwirrt ihre Fingerchen hin und her.

      Allein Danusia war nicht die einzige, die sich Zbyszko näherte. Die Fürstin, die Hofherren und die Hofdamen, die fahrenden Schüler und die Mönche, alle wollten den Jüngling genauer sehen. Die masurischen Mädchen schauten zugleich prüfend und bedauernd auf die glänzende Erscheinung Zbyszkos, eine jede sichtlich schmerzlich davon berührt, daß er sie nicht zu seiner Auserkorenen erwählt hatte – die älteren Frauen bewunderten seine kostbare Gewandung, kurz, rings um ihn her stand ein Kreis von Neugierigen. Zbyszko aber, mit einem herausfordernden Lächeln auf seinem jugendlichen Antlitz, drehte sich unwillkürlich hin und her, damit man ihn besser sehen konnte.

      »Wer ist das?« fragte einer der Mönche.

      »Das ist ein Ritter, der Bruderssohn dieses Edelmannes,« erwiderte die Fürstin, auf Macko zeigend, »der sich dem Dienste Danusias gelobt hat.«

      Der Mönch zeigte keinerlei Verwunderung über diesen Ausspruch, denn ein solcher Dienst verpflichtete zu nichts. Ein Ritter diente häufig einer verheirateten Frau, und in den hervorragenden Geschlechtern, unter welchen die abendländischen Sitten gäng und gäbe waren, hatte thatsächlich eine jede Dame ihren Ritter. Diente indessen ein Ritter einer unverheirateten Frau, so harrte diese nicht bei ihm aus, nein, im Gegenteile, sie nahm meistens einen andern Gatten, während er ihr, sofern er die Tugend der Standhaftigkeit besaß, die Treue bewahrte, auch wenn er sich mit einer andern vermählte.

      Selbst die große Jugend Danusias setzte die Mönche nicht allzusehr in Staunen, bekleideten doch in jener Zeit sechzehnjährige junge Leute schon das Amt eines Burgvogts. Ja, die hohe Königin Jadwiga zählte bei ihrer Ankunft aus Ungarn erst fünfzehn Jahre, und es gehörte nicht zu den Seltenheiten, daß sich dreizehnjährige Mädchen schon verheirateten. Zbyszko erregte indessen in diesem Augenblicke weit mehr das Interesse als Danusia, und alle lauschten gespannt den Worten des Macko, der, voll Stolz auf den Bruderssohn, erzählte, auf welche Weise der Jüngling zu der prächtigen Gewandung gekommen war.

      »Es mag wohl jetzt ein Jahr und neun Monate her sein,« so sprach Macko, »da waren wir zu Gast gebeten bei sächsischen Rittern. Unter ihnen befand sich ein Ritter aus dem Stamme der Friesen, die gar

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