Zen – Den Klang der Stille hören. Osho

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Zen – Den Klang der Stille hören - Osho

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zurechtweist und erklärt: „Quatsch! Sei nicht so dumm. Wo ist denn deine Fee? Da ist nichts als ein Schatten.“ Nach und nach überredet ihr das Kind, das wehrlose Kind; nach und nach kriegt ihr es rum, und es zieht um, aus der rechten in die linke Gehirnhälfte. Es hat keine andere Wahl – schließlich muss es in eurer Welt leben. Es muss sich seine Träume, alle Sagen und Märchen und alle Poesie aus dem Kopf schlagen – und stattdessen Mathematik lernen. Natürlich beherrscht es bald die Mathematik und bleibt praktisch auf Lebenszeit verkrüppelt und gelähmt. Der Zugang zur Existenz entgleitet ihm mehr und mehr, und es wird praktisch zu einer Ware. Sein ganzes Leben ist nur noch ein Abfallhaufen, auch wenn es natürlich in den Augen der Welt noch so wertvoll sein mag.

      Ein Sannyasin ist jemand, der aus seiner Vorstellungskraft heraus lebt, der aus seiner Traumfähigkeit, seiner Fantasie heraus lebt, der aus der Poesie heraus lebt, der poetisch über das Leben denkt, der ein Visionär ist. Dann sind die Bäume grüner als sonst, dann singen die Vögel schöner, dann hat alles ein gewisses Leuchten. Gewöhnliche Kiesel werden zu Diamanten, gewöhnliche Steine sind nicht gewöhnlich – dann ist nichts mehr gewöhnlich. Wer von der rechten Gehirnhälfte aus sieht, dem wird alles göttlich, geheiligt. Religion entspringt der rechten Hälfte.

      Ein Mann trinkt mit seinem Freund eine Tasse Tee in einem Café. Er studiert seine Tasse und sagt seufzend: „Ach, mein Freund, das Leben ist wie eine Teetasse.“

      Der andere überlegt kurz und fragt dann: „Wieso denn? Wieso ist das Leben wie eine Teetasse?“

      Der erste Mann erwidert: „Woher soll ich das wissen? Bin ich vielleicht ein Philosoph?“

      Die rechte Hirnhälfte registriert nur Fakten, ohne Gründe nennen zu können. Fragt man „Wieso?“, schweigt sie still, fällt ihr nichts dazu ein. Wenn du spazieren gehst und eine Seerose siehst und sagst: „Herrlich!“ und dich jemand fragt: „Wieso?“, was machst du dann? Du wirst sagen: „Woher soll ich das wissen? Bin ich vielleicht Philosoph?“ Es ist eine bloße Feststellung, eine ganz simple Feststellung, rund in sich selbst, vollendet. Es gibt keinen Grund und es gibt auch kein Ergebnis: Du hast einfach eine Tatsache festgestellt.

      Lest die Upanishaden – da stehen einfache Feststellungen. Da steht: „Das Göttliche ist.“ Frag nicht warum, sonst bekommst du zur Antwort: „Woher sollen wir das wissen? Sind wir vielleicht Philosophen?“

      „Das Göttliche ist.“ Dort steht, dass das Göttliche schön ist und dir das Göttliche ganz nah ist, näher als dein Herz – aber fragt nicht warum, sie sind keine Philosophen.

      Schaut in die Evangelien und lest, was Jesus gesagt hat – schlicht und einfach. Er sagt: „Mein Gott ist im Himmel. Ich bin sein Sohn, er ist mein Vater. Fragt nicht warum.“ Er könnte das nie vor Gericht beweisen, sondern nur sagen: „Ich weiß es.“ Wenn ihr ihn fragt, von wem er das hat, mit welcher Autorität er so etwas sagt, wird er erwidern: „Das sag ich aufgrund meiner eigenen Autorität. Ich erkenne keine andere Autorität an.“ Das ist das Problem, wenn einer wie Jesus auf Erden wandelt: Das rationale Denken kann ihm nicht folgen. Das war der einzige Grund seiner Kreuzigung – die linke Gehirnhälfte hat ihn gekreuzigt, weil er ein Mann der rechten Gehirnhälfte war. Nur wegen dieses inneren Konflikts wurde er gekreuzigt. Laotse sagt: „Die ganze Welt scheint schlau zu sein, nur ich bin wirr im Kopf. Die ganze Welt scheint Bescheid zu wissen, nur ich bin durcheinander und zögerlich.“ Er ist ein Mann der rechten Gehirnhälfte.

      Die rechte Gehirnhälfte ist die Hälfte der Poesie und Liebe. Was wir brauchen, ist eine große Umwälzung … anders gesagt: eine innere Transformation. Yoga ist ein Versuch, diese Einswerdung durch die linke Gehirnhälfte zu bewirken, mithilfe von Logik, Mathematik, Wissenschaft die Transzendenz zu bewerkstelligen. Zen ist genau umgekehrt: Zwar ist das Ziel dasselbe, aber Zen benutzt für die Transzendenz die rechte Gehirnhälfte. Beides ist möglich, aber Yoga ist ein sehr, sehr langer Weg. Es ist geradezu ein überflüssiger Kampf, denn da will man vom Verstand aus zum Superverstand gelangen, was schwerer ist. Zen ist deshalb leichter, weil es man vom Nichtverstand zum Superverstand gelangt. Der Nichtverstand gleicht praktisch schon dem Superverstand – da gibt es keine Hürden. Yoga will praktisch mit dem Kopf durch die Wand, während man mit Zen nur eine Tür zu öffnen braucht – sie braucht nicht einmal verschlossen zu sein, man braucht sie nur etwas anzutippen, und schon geht sie auf.

      Nun zu unserer Geschichte… sie ist eine der schönsten unter den Zen-Geschichten. Die Zen-Meister sprechen durch Geschichten. Sie können nicht anders, denn sie können keine Theorien und Lehrsätze aufstellen, sie können nur Geschichten erzählen. Sie sind große Geschichtenerzähler. Jesus spricht immerzu in Gleichnissen, Buddha spricht immerzu in Gleichnissen, die Sufi-Mystiker sprechen immerzu in Gleichnissen – das ist nicht zufällig so. Geschichten, Gleichnisse, Anekdoten sind typisch für die rechte Gehirnhälfte. Logik, Meinungsstreit, Beweisführung, Schlussfolgerungen sind typisch für die linke Gehirnhälfte.

      Hört gut zu…

      Gosa Hoyen hatte die Gewohnheit, allen, die ihn fragten, was Zen sei, folgendes zu antworten „Wenn ich nach Zen gefragt werde, erzähle ich gern diese Geschichte:

      Diese Geschichte erzählt im Grunde, was es mit Zen auf sich hat – ohne zu definieren. Sie ist ein Fingerzeig. Eine Definition ist schon deshalb nicht möglich, weil Zen im Wesenskern undefinierbar ist. Man kann davon kosten, aber es nicht definieren; man kann es leben, aber Sprache vermag es nicht auszudrücken; man kann es zeigen, aber nicht in Worte fassen. Aber durch eine Geschichte lässt sich andeuten, was es ist. Und diese Geschichte gibt hervorragend zu erkennen, wie Zen beschaffen ist. Sie ist aber nur ein Fingerzeig, macht keine Definition daraus, fangt nicht an darüber zu philosophieren. Betrachtet sie wie einen Blitz – ein blitzartiges Erkennen. Sie wird nicht euer Wissen mehren, aber sie kann in euch eine Akzentverschiebung, einen Ruck, eine „Veränderung der Gestalt“ auslösen. Sie kann euch aus der einen Ecke eurer Vorstellungswelt in eine andere werfen – und nur dazu dient diese Geschichte überhaupt.

      Nun, das Gewerbe eines Einbrechers ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst. Einbrecher werden ebenso geboren wie Dichter; man kann es nicht lernen, eine Lehre bringt nichts. Wer es erlernt, wird geschnappt – denn da weiß die Polizei mehr als du, sie haben seit Jahrhunderten Erfahrungen gesammelt. Ein Einbrecher wird als Einbrecher geboren: Er lebt aus der Intuition heraus – er hat den Dreh raus – er hat den richtigen Riecher. Ein Einbrecher ist weiblich; er ist kein Geschäftsmann, sondern ein Spieler. Er setzt alles auf eine Karte, für nahezu nichts; sein ganzes Gewerbe ist geprägt von Gefahren und Risiken. Es ist genau wie ein religiöser Mensch.

      Die Zen-Leute sagen ebenfalls, dass religiöse Menschen Einbrechern ähneln: Auf der Suche nach der Wahrheit sind auch sie Einbrecher. Es ist nicht möglich, die Wahrheit auf dem Wege der Logik zu erreichen – oder der Vernunft oder der Werte der herrschenden Gesellschaft, Kultur, Zivilisation. Irgendwo schaffen sie zwar den Durchbruch, dringen sie durch die Hintertür ein. Wenn es tagsüber verboten ist, kommen sie nachts. Wenn es ausgeschlossen ist, der Masse der Autobahnfahrer zu folgen, dann schlagen sie sich eigenständig durch den Wald. Ja, es besteht zwar eine gewisse Ähnlichkeit. Du erreichst die Wahrheit nur, wenn du ein Einbrecher bist – ein Künstler im Diebstahl des Feuers, im Raub des Schatzes.

      Der Vater will sich zur Ruhe setzen und der Sohn bittet ihn: Bevor du dich zur Ruhe setzt, lehre mich deine Kunst.“ Der Vater willigte ein und nahm ihn noch am selben Abend zu einem Einbruch mit. Kaum hatte er eine große Kleidertruhe geöffnet, forderte er seinen Sohn auf hineinzusteigen und die Gewänder an sich zu nehmen. Sobald der Junge drin war, verschloss der Vater die Truhe und begann so laut zu lärmen, dass das ganze Haus erwachte und machte sich leise aus dem Staub.

      Offenbar war er ein echter Meister, kein gewöhnlicher Einbrecher.

      Eingesperrt in der Truhe packte den Jungen der Zorn, und vor Schreck wusste er nicht aus noch ein…

      Was

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