Franken Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralf Nestmeyer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Franken Reiseführer Michael Müller Verlag - Ralf Nestmeyer страница 30
Ein früher Fall von Industriespionage
Der Aufstieg der Rother und Allersberger Drahtindustrie ist eng mit der französischen Familie Fournier, die als Hugenotten aus ihrer Heimatstadt Lyon fliehen mussten, verbunden. Vater und Sohn Fournier ließen sich zuerst in Nürnberg nieder, wo sie feine versilberte und vergoldete Kupferdrähte, den sog. Leonischen Draht, produzierten. Nachdem beide vor den Forderungen eines Augsburger Gläubigers geflohen waren, fand der Vater in Freystadt, der Sohn zunächst in Roth, später ebenfalls in Freystadt Zuflucht. Obwohl die Fourniers die Kunst des Gold- und Silberdrahtziehens geheim zu halten versuchten, entstanden zahlreiche neue Werkstätten. „Industriespionage“ war schon damals ein florierendes Gewerbe: So warb beispielsweise der Allersberger Bürgermeister Johann Heckel mit Sybilla Mauer eine Arbeiterin aus den Fournierschen Werkstätten ab, um eine eigene Drahtzieherei eröffnen zu können. Mit dieser geglückten Abwerbung war der Grundstock für den wirtschaftlichen Aufstieg Allersbergs gelegt. Sybilla Mauer heiratete Heckels Stiefsohn, nach dessen frühen Tod wurde sie die Frau eines aus Nürnberg stammenden Buchhalters namens Gilardi, der gleichfalls eine Leonische Drahtfabrik eröffnete. Beide Fabriken florierten ungemein, so dass ein Großteil der Allersberger damals bei den „Drahtbaronen“ beschäftigt war.
Information Verkehrsamt, Kirchstr. 1, 90584 Allersberg, Tel. 09176/50960. www.allersberg.de.
Fahrradverleih Zweirad-Herzog, Rother Str. 8, Tel. 09176/325. www.zweirad-herzog.de.
Schwimmen Beheiztes Freibad mit Sprungbecken und 10-Meter-Turm. Im Sommer tgl. 9-20 Uhr. Nürnberger Str. 40.
Essen/Übernachten Hotel Weißes Lamm, mitten im Ortszentrum mit Café und Konditorei. Die Zimmer sind nicht die modernsten, aber ordentlich. EZ ab 44 €, DZ ab 75 € (inkl. Frühstück). Marktplatz 15, Tel. 09176/988580. www.weisseslamm-allersberg.de.
Gasthaus zur goldenen Sonne, bei Einheimischen beliebter Gasthof mit günstigen Preisen, z. B. Schweinebraten mit Kloß und Salat 9,20 €. Straßenterrasse. Do und Fr ab 17 Uhr, Sa und So 11-22 Uhr. Hinterer Markt 18, Tel. 09176/9955626.
Hilpoltstein13.200 Einw.
Wie in Allersberg belebt die Flutung des Rothsees auch das Leben in Hilpoltstein. Dem Tourismus gehört die Zukunft. Die erhofften Impulse durch den Rhein-Main-Donau-Kanal für die heimatliche Wirtschaft sind hingegen größtenteils ausgeblieben.
Gar manch alteingesessener Hilpoltsteiner betrachtet das Freizeittreiben am Rothsee mittlerweile mit kritischem Blick, denn der See wird an warmen Sommertagen von Ausflüglern überrollt, von denen nur die wenigsten als Langzeitgäste die Kassen klingeln lassen.
Schon von weitem sind der Kirchturm und die Burgruine von Hilpoltstein zu erkennen. Eigentümlich ist die Lage des Marktplatzes, der nicht im Zentrum, sondern am Rande der Altstadt zu finden ist. Um 1300 stieg die Ansiedlung unter Hilpolt von Stein zur Stadt auf und wurde befestigt. Der wuchtige Döderleinsturm an der südlichen Stadtmauer ist der einzige von einst acht Stadtmauertürmen, der die Jahrhunderte überstanden hat. Nach dem Aussterben des ortsansässigen Adelsgeschlechts ging Hilpoltstein erst an die Herzöge von Baiern-Ingolstadt, dann an Baiern-Landshut, 1506 schließlich zum neu gegründeten Herzogtum Pfalz-Neuburg über und erlebte eine kurze Blüte, als sich Pfalzgraf Johann-Friedrich 1619 hier eine Residenz errichten ließ. Im Laufe des 17. Jahrhunderts verlor Hilpoltstein jedoch zunehmend an Bedeutung.
Sehenswertes
Burgruine: Aufgrund seiner strategisch günstigen Lage wurde der Burgfelsen höchstwahrscheinlich schon im 10. Jahrhundert zur Zeit der Ungarneinfälle erstmals befestigt. Der heute noch erkennbare Aufbau der Burganlage mit dem Palas im Westen und dem Bergfried im Osten stammt allerdings aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Durch ein geschlossenes Treppenhaus, das 1606 auf Wunsch der letzten Bewohnerin, der verwitweten Pfalzgräfin Maria Dorothea, angelegt wurde, erreicht man die Hauptburg. Sie wurde mit großem Aufwand von Archäologen erforscht und restauriert. Nach dem Tod der Pfalzgräfin im Jahre 1639 verfiel die Burg zusehends, und man hat sie im 18. Jahrhundert teilweise abgebrochen. Besucher gelangen über eine steile Treppe zum Burghof.
St. Johann Baptist: Der spätgotische Kirchenbau wurde 1732 nach den Plänen des Ellinger Deutschordenbaumeisters Franz Keller umgebaut und barockisiert. Zu den Kunstschätzen der katholischen Pfarrkirche zählen die Marienfigur aus Terrakotta (um 1430) in einer Nische über dem Portal, die Deckengemälde, die beiden Seitenaltäre sowie der stattliche barocke Hochaltar, der die Enthauptung Johannes’ des Täufers darstellt. Das Chorgestühl (1630) und die Kanzel (1758) tragen zur ruhigen Atmosphäre der Kirche bei.
Die Stadtpfarrkirche
Museum Schwarzes Roß
Altstadt: Neben der Burg und der Pfarrkirche sind noch weitere sehenswerte Bauwerke über die Altstadt verteilt. Am Marktplatz befindet sich die einstige Residenz des Pfalzgrafen (heute Amtsgericht), deren Innenräume mit Stuckarbeiten verziert sind. Zur Anlage gehörte auch ein eigener Festsaalbau (Spitalwinkel 1), der 1818 teilweise abgetragen wurde; die Wirtschaftsgebäude der Residenz sind sogar komplett abgerissen worden. Das spätmittelalterliche Rathaus erhebt sich inmitten des Marktplatzes. Nicht allzu weit davon entfernt steht am Stadtweiher das Jahrsdorferhaus (Johann-Friedrich-Straße 13), ein sehr schöner und liebevoll restaurierter Fachwerkbau mit vorkragenden Giebelgeschossen, den sich 1523 ein hiesiges Adelsgeschlecht errichten ließ. Im spätgotischen, dreigeschossigen Hof- und Getreidekasten an der Südseite der Burg ist das Haus des Gastes mit Tourist-Information, Volkshochschule, Stadtbücherei und Kulturamt untergebracht.
Museum Schwarzes Roß: Das Museum im historischen Gasthof „Schwarzes Roß“ bietet einen Einblick in die Stadtgeschichte Hilpoltsteins (schönes Holzmodell der Burgstadt aus dem Jahre 1670) und in die traditionellen Handwerkstechniken am Bau. Eine weitere Attraktion ist die historische Braustätte im Keller, deren älteste Teile noch aus der Zeit um 1600 stammen.
♦ Marktstr. 10. Mai bis Okt. tgl. außer Mo 13-17 Uhr, Nov. bis März nur So 13.30-16.30 Uhr. Eintritt 2 €.
Der Traidkasten steht unterhalb der Burgruine
Praktische Infos
Information