Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen
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Читать онлайн книгу Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen страница 65
Peer Gynt.
Alpdruck! – Hirnspuk! Wach’ ich bald auf?
Sie sticht in See! Und in rasendem Lauf!
Bloßer Hirnspuk! Ich schlaf’! Ich bin trunken und toll!
(Ringt die Hände.)
Das geht doch nicht an, daß ich sterben soll!
(Rauft sich das Haar.)
Ein Traum! Ich will, daß ich träum’ und schlaf’!
Entsetzlich! Zwecklos, daß ich mich sperre!
Diese Hunde von Freunden –! O, erhöre mich, Herre!
Du bist ja so weis’ und gerecht –! O, straf’ –!
(Mit emporgestreckten Armen.)
Ich bin’s, Peter Gynt! Laß ein Wunder geschehn!
Nimm Dich meiner an, Vater; sonst muß ich vergehn!
Laß sie stoppen! Laß sie die Gig niederlassen!
Halt die Dieb’ auf! Laß sie die Segel falsch brassen!
Hör’ mich! Laß warten Kunz Tausendhändig!
Die Welt wird nicht schief gehn ob solcher Verwegenheit!
Ob er wohl hört! Er ist taub, wie beständig.
Das ist eine Wirtschaft! Ein Gott in Verlegenheit!
(Winkt aufwärts.)
Pst! Ich treib’ längst nicht mehr Niggerhandel!
Ich hab’ China bekehrt zu christlichem Wandel!
Eine Handreichung ist doch der anderen wert!
O, hilf mir –!
(Ein Feuerstrahl schießt aus der Jacht empor, von einer dicken Rauchwolke begleitet; man hört einen hohlen Knall; Peer Gynt stößt einen Schrei aus und sinkt nieder auf den Sand; nach und nach verzieht sich der Rauch; das Schiff ist verschwunden.)
Peer Gynt (bleich und leise.)
Das war der Strafe Schwert!
Versunken mit Mann und Maus, wie ein Stein!
O, ewiglich will ich mein Glück benedein – –
(Gerührt.)
Ein Glücksfall? Nein, hier ist mehr geschehn.
Ich sollte siegen und die vergehn.
O, Preis Dir, daß Du der Not mich entrissen,
Im Aug’ mich behalten trotz meinem Gebrest – –
(Atmet tief auf.)
Wie macht es doch wundersam fröhlich und fest,
Sich so separat behütet zu wissen.
Doch werden auch Hunger und Durst mich in Ruh’ lassen?
Ach, ich finde wohl was. Das ist sein Gewerb’.
Das ist nicht gefährlich; –
(Laut und einschmeichelnd.)
Er wird doch nicht zulassen,
Daß ich armer, kleinwinziger Sperling verderb’!
Nur hübsch demütig sein! Und vergönnen ihm Frist.
Den Herren laß walten; Verzagen wär’ töricht –
(Fährt erschrocken zusammen.)
Knurrte dort nicht ein Löwe im Röhricht –?
(Zähneklappernd.)
Nein, ‘s war wohl kein Löwe.
(Sich ermannend.)
Und wenn’s einer ist!
Die Biester, die halten sich doch wohl beiseite.
Mit dem, der sein Herr, da liegt keins gern im Streite.
Sie haben ja Instinkt; – da fühlen sie gewißlich:
Mit Elefanten zu spielen ist mißlich. – –
Doch trotz alledem, – ich such’ mir ‘nen Baum.
Dort wiegen im Wind sich Akazien und Palmen;
Erst droben, halt’ ich den Kerl wohl im Zaum, –
Insonderheit, könnt’ ich dazu ein paar Psalmen – –
(Klettert hinauf.)
Man soll nicht den Tag vor dem Abend loben;
Das Schriftwort hat mancher wohl schon bedacht.
(Setzt sich zurecht.)
Wie herrlich, so sitzen, den Geist erhoben!
Edel denken ist mehr, als Reichtum und Macht.
Bloß vertrauen auf Gott! Er kennt die Portion
Vom Kelch des Leidens, die wir vertragen.
Er ist väterlich gegen unsre Person; –
(Wirft einen Blick aufs Meer und flüstert mit einem Seufzer.)
Aber Ökonom, – nein; das kann man nicht sagen.
(Nacht. Marokkanisches Lager am Rand der Wüste.)
(Wachtfeuer und rastende Krieger.)
Ein Sklave (kommt und rauft sich das Haar.)
Des Kaisers weißes Roß ist verschwunden!
Ein Anderer SKLAVE (kommt und zerreißt sich die Kleider.)
Des Kaisers heilige Tracht ward gestohlen!
Aufseher (kommt.)
Hundert jedem auf die Sohlen,
Der bis morgen nichts gefunden! –
(Die Krieger steigen zu Pferde und galoppieren nach allen Richtungen fort.)
(Tagesgrauen. Die Baumgruppe von vorhin.)
Peer Gynt (auf dem Baume, einen abgebrochenen Zweig in Händen, hält sich einen schwarzen Affen vom Leibe.)
Vertrackt! So unbequem schlief ich noch nie.
(Haut um sich.)
Bist Du wieder da? Mein Maß voll zu machen!
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