Fair Play. Туве Янссон
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Jonna schnitzte weiterhin an ihrer Netznadel. Nach einiger Zeit bemerkte sie, es müsse doch alle Sorten geben, aber die meisten seien wahrscheinlich eine Mischung aus allen dreien. Oder aus allen fünfundneunzig oder so.
»Jaja, aber es gibt trotzdem typische Fälle von dem, was wir als Jäger bezeichnen. Und die sind als solche geboren.«
»Apropos Möwen«, bemerkte Jonna, »kannst du dich an diese eine mit dem gebrochenen Flügel erinnern, die sich Tag für Tag bis an die Treppe schleppte? Ich vermute, du warst ein Gärtner, als du versucht hast, sie mit Futter zu trösten, das sie nicht einmal fressen konnte, weil sie zu schwach war? Und was weiter – ich hab dem Vieh den Hechtkescher über den Kopf geschlagen, als du anderweitig beschäftigt warst, und der Rest war mit einem Hammer schnell erledigt. Garantiert war der Vogel voller Würmer. Etwas, das schon ganz zerstört ist, lässt sich nicht zusammenflicken. Du warst übrigens erleichtert. Du hast mich bewundert. Das hast du gesagt.«
»Na ja«, gab Mari zu, »aber jedenfalls war das eine ganz andere Geschichte, das nenne ich Beweisführung mit gesuchten Beispielen …« »Es gibt Gelegenheiten«, sagte Jonna ohne zuzuhören, »es gibt Gelegenheiten, da ist ein gesunder Mangel an Rücksicht das einzig Wahre. Wie war es denn damals, als ein paar Typen mit einem erbärmlichen Plastikboot hier anlegten, zu allem hin war das Boot auch noch violett, und unsere Vögel erschießen wollten, bevor es überhaupt erlaubt war?! Besoffen waren sie außerdem, aber das ist keine Entschuldigung. Weißt du noch?«
»Ja, doch, daran erinnere ich mich.«
»Na bitte. Nun, ich bin runter zum Strand und hab ihnen die Meinung gesagt. Keine Wirkung. Sie haben über mich gegrinst und sind mitsamt ihren Gewehren über die Insel getorkelt.«
»Die waren schrecklich«, stimmte Mari zu.
»Das waren sie. Und da hab ich gedacht, im Augenblick wäre das einzig Richtige und Gerechte, ein Loch in ihr Boot zu schießen, das würde ihnen eine Lehre sein, nicht wahr? Ein paar Löcher in die Wasserlinie, päng.«
»Aber wie sind sie dann wieder nach Hause gekommen?!«, rief Mari aus.
»Sie mussten das Boot ausschöpfen. Oder vielleicht hatten sie was zum Stopfen dabei.«
Jonna und Mari schwiegen eine Zeit lang.
»Komisch«, sagte Mari. »Du sagst, das war letztes Jahr?«
»Ja. Oder im Jahr davor. Und das Boot war violett. Lila.«
»Aber bist du ganz sicher, dass du ein Loch reingeschossen hast, oder hast du dir das nur vorgestellt?«
Jonna stand auf und schob die Kiste mit dem gebrauchten Essgeschirr unters Bett. Dann sagte sie: »Vielleicht hab ich mir das nur vorgestellt. Aber die Idee müsste doch klar sein. Eins solltest du verstehen, es muss immer einen Angreifer geben. Einen, der angreift, wenn niemand sonst das wagt. Als Beschützer …«
»Haha!«, rief Mari aus. »Du schaffst es immer wieder, dass ich allem Möglichen zustimme, das nicht zur Sache gehört! Jedenfalls macht es dir Spaß zu schießen!
Gib zu, dass es Spaß macht! In der Mittsommernacht hast du den Schornstein der Sauna durchlöchert, und seither ist die Sauna voller Rauch. Hab ich da ein Wort verloren? Nein. Aber ich verabscheue diese Pistole, das lass dir ein für alle Mal gesagt sein!«
Mari nahm den Abfalleimer und ging nach draußen.
Nach einer Weile kam sie zurück.
»Jonna, die sind wieder da. Dieses violette Plastikboot. Kannst du mal runtergehen und mit ihnen reden?«
»So eine Frechheit«, sagte Jonna. »Aber vielleicht kommen sie ja, um sich zu entschuldigen. Womöglich bringen sie sogar Wasser mit. Oder Brennholz. Warte, ich geh mal runter und schau nach.«
Als Jonna die Strandwiese schon halbwegs überquert hatte, kam Mari hinter ihr hergerannt. »Nimm die hier«, sagte sie. »Man kann nie wissen.« Und damit reichte sie Jonna die Pistole.
KATZENFISCH
Der Sommer war schon im Juni angekommen. Immer noch ging Jonna langsam von Fenster zu Fenster und glaubte, das würde niemand merken, klopfte ans Barometer, trat vors Haus, ging auf die Landzunge hinaus und kam wieder herein, machte die eine oder andere Bemerkung über Dinge, die nicht ordentlich erledigt worden waren, schimpfte über die verdammten Möwen, die immer nur kreischten und kopulierten, und teilte ihre Ansicht über das Lokalradio mit, das so unglaublich idiotische Sendungen brachte, zum Beispiel über Amateure, die Ausstellungen machten und sich für Gott weiß was hielten. Und die ganze Zeit war gnadenlos schönes Wetter.
Mari sagte nichts, was sollte sie schon sagen.
Schließlich fing Jonna an, ihre große unantastbare Barrikade gegen den Beruf zu bauen, das ›Leiden am Beruf‹; mit kleinen, fein geschliffenen Werkzeugen begann sie kleine erlesene Gegenstände aus Holz zu formen, immer kleiner und kleiner, schöner und schöner. Sie fuhr zu den westlichen Inseln, um im Wald Wacholderholz zu suchen, sie wanderte an den Ufern entlang und sammelte Angeschwemmtes, ungewöhnliche Holzarten, ungewöhnliche Formen, die zu einer Idee führen könnten. Alles wurde in symmetrischen Stapeln auf der Hobelbank geordnet, die kleineren, die größeren, jedes von der See geschliffene Holzstück mit seinen ganz eigenen speziellen Möglichkeiten, einen daran zu hindern, Bilder zu machen.
An einem dieser Tage saß Jonna auf dem Felsen und verpasste einer ovalen Holzdose den letzten Feinschliff; sie behauptete, es sei afrikanisches Holz, hatte den Namen aber vergessen.
»Kriegt sie auch noch einen Deckel?«, fragte Mari.
»Natürlich.«
»Hast du schon immer mit Holz gearbeitet? Damit meine ich nicht Holzschnitt oder Holzstich, sondern richtig?«
Jonna legte die Dose weg. »Richtig«, wiederholte sie. »Na, das war ein glorioser Kommentar! Versuch jetzt bitte zu begreifen, dass ich spiele. Und ich habe vor, weiterzuspielen. Hast du vielleicht etwas dagegen?«
Die Katze kam heran, setzte sich vor Mari und Jonna hin und starrte sie unverwandt an.
»Fisch«, sagte Mari. »Wir sollten das Netz einholen.«
»Und was passiert, falls ich nur noch spiele? Nichts anderes mehr mache, bis ich sterbe? Was sagt ihr dann?«
Die Katze schrie, ziemlich ärgerlich.
»Und die Ambitionen«, sagte Mari, »was machst du damit?«
»Nichts. Überhaupt nichts.«
»Was ist, wenn du es nicht lassen kannst?«
»Das kann ich. Begreifst du denn nicht, dafür ist keine Zeit mehr. Unentwegt dranbleiben, beobachten, nichts als beobachten, bis zur Verzweiflung beobachten, Bilder, die keinen Fliegenschiss bedeuten,