Perry Rhodan 3096: Das Meisterstück. Michelle Stern
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»Sie wird die RAS nicht anrühren«, behauptete Rhodan. »Wir haben Aipu an Bord.« Aipu war wertvoll für die Cairaner. Er stellte eine Art Versicherung dar.
»Oder«, sagte Sichu, »sie wird die RAS gerade deswegen angreifen. Aipu könnte für die Cairaner ein Schatz sein, den zu heben sich lohnt. Soweit wir wissen, gehen ihnen die Lotsen aus.«
»Am Bedrohungsszenario hat sich nichts geändert«, stellte Rhodan fest. Es gefiel ihm nicht, dass er diesen Druck aufbauen und aufrechterhalten musste, aber es war notwendig. »Sie werden nicht riskieren, ihr Trajekt zu gefährden.«
»Ich stimme Rhodan zu«, sagte ANANSI. Der Avatar der Bordsemitronik zeigte sich als junge Frau mit blassblauer, durchscheinender Haut, die vor dem Kommandantensessel auf dem COMMAND-Podest stand. Dabei ging ihr Rücken nahtlos in den Hologlobus über, als wäre sie eine Erweiterung der aktuellen Darstellung.
»Die Cairaner könnten mit dem Sternenrad und dessen Waffen sowie ihrer gigantischen Flotte weite Teile der Milchstraße in Schutt und Asche legen – aber wozu? Es würde ihr Trajekt nicht befördern. Wenn es ihnen darauf ankäme, hätten sie es längst tun können.
Ataidse Sturu hat bereits zuvor Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Wir wissen, dass den Cairanern das Supramentum zu entgleiten droht. Und wir wissen auch, dass sie Rhodan in ihre Hände bekommen wollten, damit er Terra nicht zurückholt und dadurch nach einer Vorhersage der Thesanit ihre Pläne durchkreuzt.
Doch Terra ist heimgekehrt. Die Lage hat sich geändert, was die Cairaner verunsichern muss. Aufgrund ihrer nahezu paranoiden Angst müssen wir davon ausgehen, dass es sich bei ihnen oder besser ihrer Führung um Wesen handelt, die zutiefst verunsichert sind. Sie müssen neue Pläne machen, und sie haben dafür vermutlich kaum mehr Zeit.
Zudem scheint ihre Suche nach dem nächsten Volk, das ihnen dauerhaft als Lotsen dient, nur mäßig erfolgreich zu verlaufen. Sie sind an Aipu interessiert und an möglichst wenigen weiteren Komplikationen. Vor allem wollen sie das Herz ihres Reiches schützen: das Sternenrad. Ich schätze das Treffen auf Aithuriad von daher als echte Chance ein.«
»Eine Chance, zum Ziel eines Attentats zu werden?«, unkte Gucky.
»Eine Chance auf echten Frieden.«
Rhodan nickte. »Wir schwenken in den Orbit um Aithuriad ein!«
*
Zemina Paath hörte den Gesprächen in der Zentrale zu. Die angespannte Stimmung hatte sie schon vor Stunden erfasst und ließ sie nicht mehr los. Sie fürchtete sich, traute den Cairanern jedes Übel zu. Dabei hatte sie erfahren, dass die Cairaner ihre Gehirnfragmente gar nicht geraubt hatten.
Zemina starrte auf die cairanischen Augenraumer im Orbit, die der RAS TSCHUBAI und ihren Begleitschiffen einen Korridor zum Planeten öffneten. Die Waffengeschütze könnten jederzeit feuern. Dann wäre es vorbei mit der RAS TSCHUBAI und den vielen Fragen, die Zemina bewegten. Sie wünschte sich, Monkey wäre da. Seine ruhige, unerschütterliche Art wäre der Fels gewesen, nach dem Zemina sich sehnte.
Sie selbst hatte also ihre Gehirnfragmente hergegeben. Freiwillig. Dieses Wissen erschütterte sie, und sie war wütend, weil sie nicht mehr wusste, weshalb sie das getan hatte. Ja, sie verstand zwar mittlerweile, wie sie damals auf die RAS TSCHUBAI gekommen war. Aber sich selbst verstand sie immer weniger. Wie hatte sie das tun können? Warum? Gab es in ihr einen Selbsthass, den sie verdrängt hatte? Verloren, wie so viele Erinnerungen? Hatte sie sich bestrafen wollen? Jemand, der sich selbst liebte, konnte sich das nicht antun. Es musste einen Grund gegeben haben, weshalb sie sich verstümmelt und zum mentalen Krüppel gemacht hatte.
ANANSIS Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Im Grunde ist es eine besondere Ehre, von Ataidse Sturu persönlich eingeladen zu werden. Durch Daten, die wir aus dem Panarchiv und aus dem System haben, kenne ich die Gebräuche der Cairaner inzwischen besser.« Die Semitronik verstummte, und Sichu Dorksteiger übernahm.
»Was wir bisher erlebt haben, war eine Art Vorgeplänkel«, sagte die Ator. »Die Cairaner bewerten persönliche Gespräche anders als Holoverhandlungen. Auf der Konsulatswelt gibt es einen ganz besonderen Ort: den Konsulatsgarten. Dort zu verhandeln bedeutet eine große Ehre, aber auch bestimmte Regeln. Wobei wir berücksichtigen müssen, dass weder die Konsulin noch der Legat teilnehmen werden. Du wirst es neben Ataidse Sturu mit völlig neuen Verhandlungspartnern zu tun bekommen, Perry, auf die du nicht eingestellt bist. Es werden hochrangige Cairaner dieser Welt sein, die bisher im Hintergrund geblieben sind.«
»Das ist korrekt«, bestätigte ANANSI. Sie lächelte so liebenswürdig, dass Zemina beinahe vergessen hätte, dass sie es mit einer Semitronik zu tun hatte und nicht mit einer echten Frau. »Aithuriad ist die maßgebliche Welt der Cairaner. Wir steuern das Herz des cairanischen Imperiums innerhalb der Milchstraße an. Der Tradition zufolge wirst du auf eine Art Triumvirat treffen. Da Ataidse Sturu der Einzige aus dem eigentlichen Triumvirat ist, wird er zwei Begleiter als Delegation wählen. Einer erfüllt die Funktion Tavali, der andere ist Quari. Sturu selbst wird Mero Kezaz sein, die Fünfte Hand.«
»Die fünfte Hand am Sternenrad oder die fünfte Hand am Wagen?«, ulkte Gucky.
»Nein, keineswegs.« Sichu Dorksteiger runzelte die Stirn, dass sich die goldenen Muster darauf verzogen. »Die Fünfte Hand ist nichts Überflüssiges, sondern in der Vorstellung der Cairaner etwas Erhöhtes. Es heißt, die Fünfte Hand müsste es richten. Sie ist die ideale Hand. Die Wimper an der Waage.«
»Das Zünglein«, verbesserte Gucky und präsentierte seinen Nagezahn. »Glaub mir, du wirst noch Jahrhunderte brauchen, all diese Redewendungen richtig zu lernen.«
Sichu winkte ab. »Ihr wisst, was ich meine. Ataidse Sturu wird ein ausschlaggebender Faktor sein. Der Faktor. Du musst einen Draht zu ihm finden, Perry.« Sie sah Gucky bei dem Wort Draht herausfordernd an, und der Ilt nickte gutmütig.
»Vielleicht muss ich mehr als das tun.« Rhodan klang nachdenklich. »Die Cairaner lieben Spiegel. Wir sollten es spiegeln. Auch ich werde zwei Begleiter mitnehmen. Markul agh Fermi und ...«
»Mich!«, rief Zemina, ehe ein anderer ihr dazwischenfunken konnte. »Ich will wieder auf den Planeten. Es muss mehr Informationen geben. Weitere Hinweise auf meine Vergangenheit.«
»... Gucky«, endete Rhodan. »Ich nehme Gucky mit. Zemina, ich verstehe dein Anliegen, wirklich. Aber diese Verhandlungen sind hochsensibel. Sie dürfen nicht unnötig gestört oder belastet werden. Sobald sich abzeichnet, dass mit den Cairanern eine Einigung erzielt werden kann, können wir uns um deine Vergangenheit kümmern und den Konsul darauf ansprechen. Du hast eine Ewigkeit gewartet. Kommt es nun wirklich auf einen Tag mehr oder weniger an? Oder auf eine Woche?«
Zemina wollte »Ja«, antworten, aber sie schwieg. Wie sollte Perry Rhodan verstehen, wie es in ihr aussah? Jahrelang hatte sie geglaubt, es würde alles gut werden, wenn sie nur herausfand, was geschehen war. Wenn sie wüsste, was die Cairaner ihr angetan hätten. Nun hatte sie es herausgefunden, und es war überhaupt nichts gut. Noch vor wenigen Tagen hatte sie wenigstens einen Feind gehabt. Jemanden, der ihr böse mitgespielt hatte. Nun schien es, als wäre sie selbst ihre größte Feindin.
Sie hatte im Panarchiv auf Aithuriad erfahren, dass