30 Minuten Mimik lesen. Dirk W. Eilert
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Da Ihre Augen von Natur aus Informationen sehr schnell verarbeiten können, braucht es neben dem peripheren Sehen nur ein wenig Training in Geschwindigkeit, um Ihre Wahrnehmung für Mikroexpressionen zu erweitern. Die folgende Übung unterstützt Sie dabei.
Die Fotoapparat-Übung
Sie brauchen für diese Übung zwei Übungspartner. Die Übungsteilnehmer werden nachfolgend als A, B und C beschrieben.
A trainiert seine Wahrnehmung und beobachtet.
B trainiert die Flexibilität seiner Mimik.
C ist „Rhythmus-Geber“.
Ablauf:
1 A und B stehen so voreinander, dass sie jeweils das Gesicht des anderen gut sehen können.
2 C steht neben A und legt eine Hand auf As Schulter.
3 B macht ein neutrales Gesicht. A schaut sich das Gesicht mit peripherem Blick an und prägt es sich ein.
4 A schließt die Augen, während B etwas in seiner Mimik verändert, zum Beispiel den Mund leicht öffnet.
5 C tippt A kurz auf die Schulter. A öffnet daraufhin für einen kurzen Moment seine Augen und schließt sie wieder so schnell wie möglich. Je kürzer, desto besser.
6 A nennt bei geschlossenen Augen die mimische Veränderung, die er gesehen hat, und ahmt sie – wenn möglich – nach. C meldet A zurück, ob das richtig ist. Wenn nicht, darf A seine Antwort korrigieren.
7 Die Schritte 3 bis 6 werden ungefähr zehnmal wiederholt. B nimmt dabei immer subtilere Veränderungen vor. Danach erfolgt ein Rollenwechsel, bis jeder einmal A war.
Mikroexpressionen treten in emotional hoch aufgeladenen Situationen auf und sind Signale von Gefühlen, die man eigentlich verheimlichen möchte oder die einem (noch) nicht bewusst sind.
1.5 Mimik beeinflusst unsere Gefühle
Unsere Mimik drückt unsere Gefühle nicht nur aus, sondern beeinflusst sie auch. In mehreren Studien konnte zum Beispiel nachgewiesen werden, dass eine Aktivität der mimischen Muskulatur – zum Beispiel das Zusammenziehen der Augenbrauen – zu einer unmittelbaren Aktivität im limbischen System führt. Je stärker die mimische Bewegung, desto aktiver ist das limbische System; je schwächer die Mimik, desto weniger aktiv ist das limbische System. Dieses Phänomen wird auch als Facial-Feedback-Hypothese bezeichnet und meint die Tatsache, dass die Gesichtsmuskulatur dem Gehirn ständig Rückmeldungen gibt, sodass im Körper die Gefühle erzeugt werden, die zur momentanen Mimik passen.
Facial Feedback: Grundlage der Empathie
Dieser Rückkopplungsmechanismus spielt für unser Einfühlungsvermögen eine große Rolle. In einer Studie zeigte man Probanden Fotos von Gesichtern mit Emotionsausdrücken, während mittels Nadelelektroden die Aktivität der Gesichtsmuskeln gemessen wurde. Das Ergebnis: Der bloße Anblick eines zum Beispiel traurigen Gesichtsausdrucks reicht aus, damit beim Betrachter die entsprechenden Muskeln im Gesicht leicht aktiviert werden. Dem menschlichen Auge bleibt dies meist verborgen. Über das Facial Feedback erleben wir dann in abgeschwächter Form die Gefühle des anderen. Dies ist eine der neuronalen Grundlagen von Empathie.
Verantwortlich dafür, dass wir die Mimik unserer Gesprächspartner unbewusst nachahmen, sind die 1992 von einer italienischen Forschergruppe entdeckten Spiegelneuronen. Diese Nervenzellen sorgen dafür, dass es ausreicht, wenn wir eine andere Person bei einer Handlung beobachten, um in unserem Gehirn dieselben neuronalen Muster zu aktivieren, als wenn wir die Handlung selbst ausführen würden.
Je flexibler die Mimik, desto empathischer
Auf Grundlage dieser Überlegungen ahnen Sie vielleicht bereits, wie es sich auf die Empathie auswirkt, wenn die Gesichtsmuskeln mit Botox gelähmt werden. Wird die Mimik in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, spüren wir auch weniger, was andere fühlen. Zudem wird unsere Empathie und zwischenmenschliche Intuition gefördert, wenn wir unsere Gesichtsmuskeln trainieren, sodass sie flexibler und beweglicher werden.
Übung: Empathie-Muskeltraining
Mit dieser Übung trainieren Sie Ihre Mimik in Flexibilität und lernen gleichzeitig die verschiedenen Gesichtsbewegungen noch besser kennen. Sie brauchen dafür lediglich einen Spiegel oder die Frontkamera Ihres Handys.
Machen Sie bitte jede der folgenden Bewegungen einzeln und spüren Sie dabei nach, welche Gefühle über das Facial Feedback in Ihnen aktiviert werden:
1 Ziehen Sie die Augenbrauen zusammen.
2 Heben Sie die Augenbrauen an.
3 Versuchen Sie, nur die Innenseiten der Augenbrauen hochzuziehen (das schaffen auf Anhieb nur wenige).
4 Heben Sie das obere Augenlid an.
5 Spannen Sie das untere Augenlid an.
6 Rümpfen Sie die Nase.
7 Ziehen Sie die Oberlippe hoch.
8 Pressen Sie die Lippen zusammen.
9 Schürzen Sie die Lippen (wie bei einem Kussmund).
10 Schieben Sie die Unterlippe nach vorn, indem Sie den „Kinnbuckel“ anheben.
11 Pressen Sie beide Mundwinkel ein.
12 Ziehen Sie die Mundwinkel runter.
13 Ziehen Sie die Mundwinkel seitlich auseinander.
14 Lächeln Sie, indem Sie die Mundwinkel anheben.
Für Profis: Versuchen Sie, möglichst viele der oben aufgeführten Bewegungen zu kombinieren. Wie viele schaffen Sie?
Mimik ist die wichtigste und zuverlässigste Informationsquelle, um präzise zu erkennen, wie sich ein Mensch fühlt.
Es gibt sieben Basisemotionen, die von allen Menschen kulturübergreifend gleich in der Mimik ausgedrückt werden: Angst, Überraschung, Ärger, Ekel, Verachtung, Trauer und Freude.
Die Mimik kann ohne weitere nonverbale Signale das volle Spektrum unserer Emotionen trennscharf ausdrücken.
Die mimische Muskulatur ist direkt mit dem limbischen System verdrahtet. So kommt es zu Mikroexpressionen, die für nur 40 bis 500 Millisekunden über unser Gesicht huschen.
Mikroexpressionen drücken insbesondere Emotionen aus, die wir verheimlichen möchten oder die uns (noch) nicht bewusst sind.
In einer Unterhaltung ahmen wir unbewusst und subtil die Mimik unserer Gesprächspartner nach. Über die ständige Rückkopplung der mimischen Muskulatur ans Gehirn spüren wir so in reduzierter Form die Gefühle der anderen.
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