Vorsicht: Unartige Notizen. Egon Krause

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Vorsicht: Unartige Notizen - Egon Krause

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ihr etwas ins Ohr. Sie verschwinden in der Menge. Ärgerlich über sich verscheucht er seine Neugier. Seine Freunde am Tisch, mit Masken, auch fremd gekleidet, ihre Frauen sind auch nicht dabei, fragen ihn etwas, er hat es nicht gehört. Dann verwandelt sich die Neugier in Eifersucht und plötzlich möchte er mit Eifer ergründen, ob sie es ist. Er versucht die beiden unter den Tanzenden zu entdecken, vergebens. An der Bar entdeckt er sie. Sie sitzt auf dem Hocker, er steht neben ihr. Selbst jetzt, ihr Rock ist weit nach oben verrutscht, kann er sie an ihren schlanken Beinen nicht erkennen. Die andere Maske neigt sich über sie, küsst ihren Hals und streichelt über ihren bloßen Schenkel. Machtlos kehrt er an den Tisch zu den Freunden zurück, die mit anderen Masken sich den Tanzenden angeschlossen haben. Er kann nicht ruhig sitzen, macht sich weiter auf die Suche. Das Paar ist verschwunden.

      Am Ende, gegen 3 Uhr, kommt er nach Hause. Seine Frau ist schon da. Er ist neugierig, mit welcher Verkleidung sie auf dem Fest gewesen sei. Sie verrät es nicht, denn die Freundinnen haben sich verabredet, es nicht zu tun. Sie seien dann auch zusammen nach Hause gefahren. Die Frage bleibt, wie weit war es der anderen Maske gelungen, sie zu verführen und war es seine Frau? Wie auch immer er sich jetzt bemühte, aus dem Gesehenen dem Geheimnis auf die Spur zu kommen oder aus ihrem Verhalten Schlüsse zu ziehen, es ist vergeblich.

      Es ist ein beliebtes Motiv für Romane, die Spannung im Verhältnis von Mann zu Frau oder von Frau zu Mann.

      Lieber sollte alles verborgen bleiben.

      Kleidung

      Kleidungsstücke sind gewöhnlich undurchsichtig, manche wirken angsteinflößend, rote Roben im Mittelalter und heute, schwarz und verhüllend andere, wenn man nicht wüsste, dass darin eine Frau versteckt sein könnte.

      In diesen Fällen ist die Verhüllung auch so gewünscht.

      Da es keine Trennung zwischen Wahrnehmung und ikonografischer Illusion gibt, nimmt man an, dass sich eine Frau darin findet.

      Eine Dschilbab lässt ein anmutiges Gesicht, in einem runden Rahmen, deutlich erkennen. In jedem Fall ist es mit der Dschilbab gelungen, eine mögliche Neugier zu erregen.

      Bei einer im Tschador verhüllten Frau lassen sich selbst bei Bewegungen kaum weibliche Formen erahnen, doch durch den längsovalen Schlitz des dazu getragenen Nikabs bemerkt man vielleicht einen Blick, der einen trifft, und Augen, die in diesem Rahmen glänzend zu leuchten scheinen.

      Schon ist die Aufmerksamkeit geweckt, weil es das Einzige ist, worauf man seine Gedanken fokussieren kann. An der Größe und auch am Gang und wenn man die Augen einbezieht, kann man abschätzen, ob jung oder alt. Doch es könnte sich selbst eine neunjährige Aisha darin verstecken

      Ist dieser Schlitz auch noch vergittert, wie bei der Burka, bleibt einem nur die Wahl, sich über die Verkleidung zu wundern. Übrig bleibt die Körperbewegung, um zu urteilen, ob es sich lohnt, weiter zu fantasieren. Wenigstens die Knöchel bleiben frei, vielleicht kann man an den Füßen etwas ablesen? Das sackförmige Kleidungsstück ist unten offen.

      Was ist dann noch hinderlich im warmen Klima? Das lässt nachdenken.

      Was für ein Glücksspiel ist es, wenn ein Mann arrangiert verheiratet wird und seine zukünftige Frau eine Burka trägt. Er kauft, sozusagen, die Katze im Sack. Eine Wundertüte, bei der er erst, wenn er hineinfährt, erfährt, was darin steckt. Ein Vorteil ist, dass er mehrere öffnen kann.

      Alles dies ist von außen betrachtet, aber wie sieht es die Frau da drinnen? Unglaubliche Vorteile bieten sich ihr. Unbemerkt kann sie ihre Umgebung beobachten, ohne dass jemand es bemerkt, eine versteckte Überwachungs-Kamera. Keine Reaktion kann sie verraten. Während ein Mann sie nicht betrachten kann, kann sie als Frau seine Reize unauffällig studieren.

      Schönheit und Hässlichkeit

      Unbewusst nehmen wir Schönheiten unter der Kleidung verborgen an. Hässlichkeit könnte sich aber auch darunter verbergen. Wir haben keine Möglichkeit, unsere Neugier zu befriedigen.

      Das Christentum stellt das Bild des Teufels als Inkarnation des Hässlichen dar. Sozusagen von Kopf bis Fuß. Gesicht, Körper, Bewegung und Geruch sind für uns abscheulich. Der Teufel muss sich erst mit Schönheit tarnen, um zu verführen. So kann Schönheit auch teuflisch sein.

      Eine Hyäne mit ihren Flecken finden wir hässlich, einen Leoparden schön. In diesem Fall ist unsere Meinung offensichtlich eindeutig. Beide sind gefleckt und Raubtiere. Gesicht, Körperform und Bewegung machen für uns den Unterschied, eigenartig. Wenn man genauer hinsieht, ist auch die Hyäne nicht hässlich. Katzen sind uns vertrauter, also ist der Leopard schöner.

      Über Schönheit und Hässlichkeit hat Umberto Eco zwei Bücher verfasst.

      Hässlichkeit bedeutet im Allgemeinen, etwas mit dem zu vergleichen, was wir gewohnt sind zu sehen. Gewohnt sind wir aber das Schöne, denn wir treffen es häufiger, Hässlichkeit jedoch seltener, sie beschäftigt uns daher auch weniger. Betrachtet man nun weiter Einzelheiten, vergleicht man dies mit dem, was wir in Erinnerung haben. Damit tritt Hässliches gewöhnlich in den Hintergrund.

      Wenn wiederum Schönheit im Detail überwiegt, nimmt man ein wenig Hässlichkeit in Kauf.

      Zuweilen ist Hässlichkeit interessant, führt aber selten zum Verlangen, ein hässliches Mädchen oder einen hässlichen Mann zu besitzen.

      Öfters besitzen hässliche Männer schöne Frauen, aber auch schöne Frauen hässliche Männer. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.

      Hässlichkeit und Schönheit in einem.

      Ich erinnere mich an ein junges Mädchen mit einem nicht gerade schönen Gesicht, aber einer sagenhaften Figur. Einen schlanken Hals, einen wohlgeformten Busen, schmale Taille, makellos geformte Beine, die einen reizvollen Ursprung voraussagten.

      Das Gesicht verändert sich beim Lieben. Vielleicht war es bei ihr auch so. Man wäre versucht, es zu erforschen, doch habe ich es einem anderen überlassen, so war es nicht zu erfahren.

      Kleine »Schönheitsfehler« können durchaus reizvoll sein.

      Ein kleines bisschen »Silberblick« der braunen Augen, wie bei der Mona Lisa von Leonardo, wirkt zusammen mit ihrem verhaltenen Lächeln noch geheimnisvoller.

      Ein Kolobom, wie später noch erzählt werden wird, stimuliert sogar ein Verlangen.

      Die Wahrnehmung von Hässlichkeit und Schönheit bezieht sich nur auf ein Sinnesorgan: das Auge. Man bleibt distanziert, anders als beim Tast-, Geruchs- und Geschmackssinn, der nicht unwesentlich der Schönheitswahrnehmung abträglich sein kann.

      Die Physiologie des Sehens ist kognitiv interessant. Unter anderem wird die unterschiedliche Wirkung von gerade und rund zuerst getrennt wahrgenommen. Rund ist angenehm, gerade weniger. Darum sind die runden Formen des Weiblichen für Männer so anziehend, eckige weniger.

      Es bestehen viele Möglichkeiten, wie man sich auf seinem Weg durch die Welt umschauen und umhören kann. Was wir sehen, sind unbewegte und bewegte Bilder, sie bedeuten uns nichts, wenn wir sie nicht deuten können. Nur durch die Verquickung von Objekt und Emotion mit der in uns erinnerten Erlebnissen werden sie lebendig. Es geschieht dies ebenso beim Hören.

      So sind die Notizen nur Bilder, deren Deutung dem Einzelnen überlassen wird.

      Die

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