Atlan 564: Auf geheimen Wegen. Hans Kneifel
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»Irgendwo verbirgt sich hier Hidden-X«, meinte Solania von Terra. »Oder zumindest beobachtet es alles.«
»Nicht unwahrscheinlich, deine Ansicht«, stimmte Acarra Vy zu. Der stämmige Mann saß vor den Ortungsschirmen der BINGO II und versuchte, Einzelheiten des vor ihnen liegenden Gebietes zu erkennen und präzise herauszuvergrößern. Plötzlich wurde eine wichtige Passage aus einer Unterhaltung zwischen Tdibmufs und einer kleinen Gruppe Hosties wiederholt und in größerer Lautstärke wiedergegeben.
»... willkommen. Ich hoffe, dass auch die letzten Kameraden von Bord kommen werden«, sagte der Gastgeber. Ein Solaner, offensichtlich kein Roboter, antwortete in überaus herzlichem Tonfall:
»Sie werden kommen. Aber du musst verstehen, dass es seine Zeit braucht, um das riesige Schiff entsprechend vorzubereiten.«
»Ich verstehe. Wie lange werden sie dazu benötigen?«
Die Antwort klang vage, aber der Mann war ein guter Schauspieler.
»Wir rechnen, dass die letzten Besatzungsmitglieder in etwas mehr als zwei Tagen endlich auch Urlaub wie wir machen können.«
»So lange braucht ihr?«
Trotz der Tatsache, die ihn nicht erfreute, verlor Tdibmufs nichts von seiner würdevollen Herzlichkeit.
»Wir schaffen es nicht in kürzerer Zeit. Nicht wahr?«
Der Solaner wandte sich an die Umstehenden. Sie nickten und erwiderten reichlich abgelenkt und zerstreut, dass es sich genau so verhielte.
»Es ist wohl nicht zu ändern. Wenn ich euch einlade, dann möchte ich nicht, dass andere griesgrämig abseits stehen müssen«, erklärte der grauhaarige Mann in der zerschlissenen Bordkombination. »Breitet euch aus! Nehmt Besitz von diesem herrlichen Land unter der gelben Sonne.«
»Mit Vergnügen!«
Atlan schob den Lautstärkeregler zurück, als er auf dem Bildschirm sah, wie die Hosties wartende Transportmittel bestiegen und davonfuhren. Grimmig sagte er:
»Sie wollen unbedingt, dass sich die SOL bis auf den letzten Mann leert. Welch eine edle Absicht!«
»Und ein durchsichtiges Vorhaben. Wer immer in die SOL eindringen will, er will keine Wachen und keine Verteidiger. Sie scheinen nicht in sein Konzept zu passen.«
Cobos Arutunian lachte sarkastisch.
Er kauerte neben Acarra vor der Ortung und sah zu, wie Solania die Jet geschickt dicht über dem Boden in einigermaßen schnellem Flug steuerte. Hin und wieder folgte der Diskus den Formen eines steilen, eisverkrusteten Hanges, der im Sonnenlicht grell aufstrahlte. Über ihnen bewegten sich die größeren Schiffe auf die große Ebene zu.
»Irgendwann wird es zum großen Knall kommen«, sagte Vorlan.
»Dann sind auch hoffentlich Collinia Brackfaust und ihre Leute gefunden und in Sicherheit gebracht worden«, murrte Atlan. »So groß ist Paradiso nirwana auch wieder nicht.«
Einige Minuten vergingen, ohne dass zwischen BINGO I und II Kommandos gewechselt wurden. Dann sagte Solania plötzlich:
»Ein fabelhafter Landeplatz. Ich gehe hinunter, Atlan. Dort, schräg rechts, die eisverhangenen Felsbrücken.«
Atlan blickte hinüber und erkannte, was sie meinte. Sofort gab er zurück:
»Ausgezeichnet. Ich suche einen ähnlichen Platz.«
Die beiden Jets hatten die letzten Gipfelgrate überflogen. Jetzt steuerte BINGO II auf eine überhängende Felsenmasse zu, die eine Art unregelmäßigen Tunnel bildete. Gigantische Eiszapfen und breite, blasige Vorhänge aus gefrorenem Wasser hingen in dicken Schichten über dem Stein und schufen eine Höhle, aus der leicht zu entkommen war. Ein paar Schüsse mit den Hitzestrahlern konnten in kurzer Zeit einen großen Teil der Eismassen schmelzen. Vorsichtig und langsam steuerte Solania die Jet durch ein Stück phantastische Landschaft. Das Sonnenlicht wurde von den kantigen, runden und wachsartig verlaufenden Eisschichten vielfach gefiltert und in vielen Spektren gebrochen. Dann fuhren die Landestützen aus, und am Rand eines schrägen, weit nach unten ziehenden Hanges sank die BINGO II auf das massive Eis herunter.
Direkt vor der Schnittkante der beiden Diskusschalen begann der Hang, nur getrennt von einem welligen Vorhang aus vielfarbig flimmerndem Eis.
Von diesem Punkt hatten die Insassen des Diskus einen fast ungehinderten Blick über die gesamte Ebene, den riesigen Nebel und die beiden Ausläufer des Alpenin-Gebirges. Und fast direkt vor ihnen, nicht weit entfernt von der absoluten Mitte der Landschaft im Nichts, stand der Zentralkegel.
»Ich habe ebenfalls einen hervorragend getarnten Landeplatz entdeckt«, meldete sich kurz darauf der Arkonide.
BINGO I wurde zwischen einem kleinen Wald aus bizarren Felsnadeln hindurchgesteuert. Die letzten Flugkörper schwebten über das Gebirge, blinkten mit ihren Scheinwerfern und nahmen Kurs auf die Treffpunkte, von denen bereits einige leere Raumschiffe starteten.
Die Jets des Einsatzkommandos waren allein.
Über den Felsen, die wie die Stacheln eines aufgeregten Igels nach allen Seiten aus dem Boden wuchsen, hatten sich Brücken und Bögen aus milchigem Eis gebildet. Immer wieder staubten Schauer von Bruchstücken herunter und klirrten auf das Metall der Flugkörper. Unter einem fast waagerecht schwebenden Felsen, der einer dreieckigen Zunge glich und ebenfalls von gewaltigen Eismassen bedeckt war, stellte Atlan den Diskus ab.
Unmittelbar vor den Landestützen fing eine riesige Halde an, die sich wie das Bett eines geschmolzenen Gletschers oder die Spur einer Lawine aus feinem Geröll bis tief zu den bewachsenen Hügeln am Fuß der Bergriesen erstreckte.
Von links trieb ein nicht zu heftiger Wind eine gelbe, dünne Wolke den Hang abwärts und auf den Zentralkegel zu. Das Bauwerk sah, mit den Linsen der Ortung betrachtet, von hier aus sehr klein und unbedeutend aus. Die Wolke wirkte wie ein gefärbter Nebel, der mit biegsamen Fingern oder Krakenarmen von den Klippen des Alpenin hinunter in die Ebene schwebte.
»Es ist«, sagte Atlan trocken, »kein großer Unterschied zwischen dem, was wir uns in unseren Überlegungen vorgestellt und dem, was wir hier vorgefunden haben. Es wird wohl auch weiterhin so bleiben.«
»Deswegen die achtundzwanzigtausend falschen und die hundert richtigen Urlauber!«, bekräftigte Bit Kunduran. »Wie lange wollen wir uns hier verstecken?«
»Wir brechen in Kürze auf!«, sagte der Arkonide.
Niemand an Bord konnte in Wirklichkeit ahnen, ob sich die Machthaber hinter der Landschaft im Nichts, der rätselhafte Chef von Tdibmufs (oder war er vielleicht selbst sein eigener Vorgesetzter?), möglicherweise sogar Hidden-X, einig über ihre Absichten und über die Methoden waren. Die Absicht war ohne jeden Zweifel, die Solaner restlos von Bord zu locken und hier in eine subtile Form der Gefangenschaft zu überführen. Übertriebene Gastfreundschaft an einem Ende der Skala, bösartige Attacken auf dem anderen.
Mit den Angriffen wollte der Geheimnisvolle offensichtlich die Solaner dazu zwingen, schon allein aus Erschöpfung sich nur noch an den Gedanken an Urlaub zu klammern. Zudem rechnete »man« nicht ohne Grund mit dem Hunger der Solaner nach Erlebnissen und Abenteuern, die außerhalb