Perry Rhodan 2901: Das Goldene Reich. Michael Marcus Thurner
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»Gerne. Allerdings muss ich darauf bestehen, dass wir die Reise nach Thooalon an Bord unseres eigenen Schiffs antreten.« Ich formulierte vorsichtig. Andererseits wollte ich nicht unhöflich wirken, also ergänzte ich: »Selbstverständlich freuen wir uns auf Geleitschutz deiner VOKOTOO.«
»Sehr gut, Perry Rhodan.« Die vollen, roten Lippen des Thoogondus verzogen sich zu einem vertraulich wirkenden Lächeln. »Ich lasse euch ein wenig Zeit zur weiteren Orientierung. Die Strapazen der langen Reise müssen verarbeitet werden. Erwarte mich in drei Stunden eurer Zeitzählung. Auf Wiedersehen.«
Die Verbindung brach ab. Ich starrte einige Sekunden auf den nunmehr leeren Ausschnitt des Hologlobus und versuchte, meine Gedanken zu sortieren. Es fiel mir nicht leicht. Es waren zu viele Eindrücke und zu viele Fragen, die mir durch den Kopf schwirrten, so knapp nach meinem Erwachen.
Sichu ließ sich neben mir in einen Sessel fallen.
»Was hältst du von Saaperid?«, fragte ich.
»Die Exopsychologen erarbeiten eben ein Profil«, antwortete sie ausweichend. »Die Faktenlage ist sehr dünn. Mehr als einige allgemeine Worte zu diesem Thoogondu darfst du dabei nicht erwarten.«
»Ich habe nach deiner Meinung gefragt.«
»Ich weiß. Und ich muss gestehen, dass ich keine habe. Vertraue ich meinem Instinkt, habe ich ein aalglattes Wesen erlebt, das sich hinter Phrasen und Schlagwörtern versteckt. Einzig, als das Gespräch auf den Wanderer kam, wurde Saaperid ein wenig emotional.«
»Und was sagt die Chefwissenschaftlerin Sichu Dorksteiger zu dieser Unterhaltung?«
»Die Chefwissenschaftlerin ist der gleichen Meinung wie mein Instinkt. Sie glaubt, dass wir uns gehörig in Acht nehmen müssen.«
*
Ich unterhielt mich weiter mit Sichu, während rings um uns die Aufräumarbeiten nach der Rückkehr in den Normalraum allmählich ein Ende fanden. Lua Virtanen und Vogel Ziellos stolperten in die Zentrale. Ich nickte ihnen zu, die beiden winkten zurück.
Sie wirkten angeschlagen. Sie galten als sensibel und sprachen manchmal auf die Fernreisen der RAS TSCHUBAI besonders stark an. Ich war froh, dass sie die mehr als drei Monate im Suspensionsschlaf gesund überstanden hatten.
Andere Besatzungsmitglieder waren nicht ganz so glücklich davongekommen. Wir hatten einige Ausfälle zu beklagen. Drei Terraner litten seit dem Verlassen ihrer Alkoven unter Wahnvorstellungen. Einige andere Expeditionsteilnehmer benötigten medikamentöse Behandlung, um mit angemessener Geschwindigkeit in die Realität zurückgeführt werden zu können.
Chefmediker Thoveno leistete wie immer ausgezeichnete Arbeit, wie ich erleichtert feststellte. Die meisten Patienten würden die Medoabteilung bald verlassen können.
Illustration: Dirk Schulz
ANANSI teilte mir mit, dass die RAS TSCHUBAI die Reise in ausgezeichnetem Zustand überstanden hatte. Der Hypertrans-Progressor samt all seiner Nebenaggregate wurde gecheckt und auf Abnutzungserscheinungen überprüft. Er würde während der weiteren Annäherung an die Galaxis Sevcooris nicht mehr zur Anwendung kommen. Bei erhöhter Sternendichte überwogen die Nachteile des Antriebs die Vorteile bei Weitem.
»Was haben die Thoogondu bloß mit ES zu tun?«, fragte ich Sichu.
»Interessant finde ich, dass Saaperid ausschließlich vom Wanderer sprach. Und von einem alten Feind. Es muss Animositäten zwischen den Thoogondu und der Superintelligenz gegeben haben, die ins ... hm ... Persönliche reinspielten. Als hätte ES ihnen persönlich übel mitgespielt. Schließlich nennen sie sich wohl das Vertriebene Volk.«
»Du begehst den Fehler, eine Superintelligenz in ihrer Denkart und ihren Handlungsweisen mit uns normalen Lebewesen auf eine Stufe zu stellen. Derartige Vergleiche müssen schiefgehen.«
»Mag sein. Was ist aber, wenn die Thoogondu diese Unterscheidung nicht treffen? Wenn sie sich ES gleichberechtigt fühlen?«
»Daran glaube ich nicht. Saaperid machte den Eindruck, als wüsste er, in welchen Sphären sich ES bewegt.«
»Na schön. Ein anderes Thema: Was wissen die Thoogondu über die Hintergründe, die zum Verschwinden von ES führten? ES war schon öfter einmal weg, aber so definitiv und langfristig wie derzeit noch nie.«
Ich seufzte tief. »Selbst wir wissen längst nicht alles darüber. Alles, was uns mitgeteilt wurde, ist, dass die Milchstraße einerseits ES keinen passiven Anker mehr bietet und andererseits sogar Superintelligenzen geradezu aktiv abstößt. Vermutlich, jedenfalls. Die Eiris, die dafür verantwortlich ist, zählt nicht eben zu den am besten erforschten Wissenschaftsgebieten.«
»Wir sind dran«, sagte Sichu und lächelte. »An Fragen zur Eris allgemein und zu jener von ES speziell. Aber das braucht Zeit.«
»Du hast recht.« Ich erhob mich und streckte mich. »Kümmern wir uns um die wichtigen Angelegenheiten.«
»Das heißt?«
»Wir werden uns von diesem Saaperid nach Thooalon geleiten lassen. Aber wir werden Sicherheitsvorkehrungen treffen.«
Ich erzeugte ein Holo und ließ eine Bildverbindung zu Farye Sepheroa-Rhodan erstellen. Meine Enkelin meldete sich augenblicklich.
»Guten Morgen«, sagte ich, der offiziellen Bordzeit angemessen.
»Du brauchst mich?«
Das strahlende Lächeln wirkte auf mich wie an jenem Tag, da ich sie kennengelernt hatte. Sie war ein ganz besonderer Sonnenschein – und ich arbeitete gerne mit ihr zusammen. »Ja. Was hältst du von einem kleinen Ausflug an Bord der BJO BREISKOLL?«
Farye runzelte die Stirn. »Du brauchst mich als Eingreifreserve?«
»Dich und die Truppen des Ersten Raumlandebataillons. Deine Leute also, Frau Oberstleutnant.«
»Das lässt sich machen, Zivilist Rhodan«, sagte Farye unbeschwert. »Wie lautet der Auftrag?«
»Vorerst gibt es keine Anweisungen. Du wirst dich in Bereitschaft halten und warten. Mag sein, dass unser Besuch bei den Thoogondu absolut friedlich verläuft und die BJO BREISKOLL nach einigen Tagen langweiligen Manöverflugs an der RAS TSCHUBAI andocken darf. Doch die Erfahrung lehrt, dass es bei Erstbegegnungen immer zu Problemen oder Missverständnissen kommen kann. Für den Fall der Fälle möchte ich einen meiner fähigsten Offiziere samt einem Haufen Elitesoldaten in Rufweite wissen.«
»Du schmeichelst mir, Großvater.«
»Wollte ich dir schmeicheln, würde ich dich nicht auf deine Karriere ansprechen, sondern dir sagen, wie toll du aussiehst.«
»Dafür bekommst du ausgiebig Gelegenheit, wenn ich außer Dienst bin.« Farye zeigte ein kurzes und exakt bemessenes Lächeln, bevor sie wieder ernst wurde. »Wann bekomme ich meinen Marschbefehl?«
»In den nächsten zehn Minuten. Sieh zu, dass deine Leute an Bord der BJO BREISKOLL gelangen. Du schleust aus, bevor das Rendezvous mit Saaperid stattfindet.«