Perry Rhodan 3059: Der transuniversale Keil. Leo Lukas
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Chariklis Kavali sah aus wie ein sehr dünnes, vielleicht zwölf- oder dreizehnjähriges Mädchen. In Wirklichkeit war sie viele Hundert Jahre alt.
Allerdings verschlief sie immer wieder lange Zeiträume, in denen sie nicht alterte. Gelegentlich hatte sie Visionen und erinnerte sich an die Zukunft.
Nicht nur wegen des blassen Teints ließ sich eine gewisse, wenn auch eher entfernte Familienähnlichkeit zwischen ihr und Aro Ma-Anlaan erkennen. Er war der vorläufig letzte in einer Reihe von »Erbvätern«, denen die Betreuung Kavalis – vor allem während der Schlafphasen – oblag.
»Du hast der Schiffskommandantin angekündigt, dass du mir etwas melden möchtest«, eröffnete ich das Gespräch, sobald alle um den ovalen Konferenztisch Platz genommen hatten. »Hattest du einen besonderen Traum?«
Sie bejahte mit heller Stimme. »Jedoch sah ich diesmal keine konkreten Bilder. Vielmehr verspürte ich ein starkes Gefühl.«
»Welcher Art?«
»Der beunruhigenden Art. Ich kann es nur schwer in Worten ausdrücken.« Sie nestelte an einer Haarsträhne. »Es war ... eine für mich völlig neue, befremdliche Empfindung. Verstörend, verstehst du?«
»Ja.« Ich beugte mich vor, legte die Unterarme leicht auf den Tisch, gab Chariklis Kavali Zeit, sich zu fassen.
Für einige Atemzüge schwiegen alle. Sogar Gucky hielt sich zurück.
Über das flache Gesicht der Erbtochter huschte eine rasche Abfolge widersprüchlicher Mienen, die sie mal kindlich, mal greisenhaft erscheinen ließen. Stockend sagte sie: »Ich hatte das merkwürdige, unerklärliche Gefühl, dass ... etwas ankommt oder bald ankommen wird. Etwas, das ... schon da ist.«
»Wo?«, fragte Mava da Valgathan. »An der Bleisphäre? Hat es vielleicht mit der Bleisphäre zu tun?«
»Eventuell ... Das Gefühl ist stark, und doch diffus.«
»Würdest du Gucky gestatten, in deinen Gedanken zu lesen?«, fragte ich. »Er könnte dir helfen, die Empfindung zu konkretisieren.«
Chariklis legte den Kopf schief. Kurz überlegte sie; dann stimmte sie zu und öffnete ihre mentale Barriere.
Der Ilt esperte eine Weile behutsam. Er bestätigte das Paradoxe, in sich selbst Widersprüchliche der psionischen Wahrnehmung.
Nach mehreren Anläufen gelang es ihm, gemeinsam mit der Erbtochter, den Ort des »anwesenden Ankömmlings« vage zu lokalisieren. Er befand sich hart an der Peripherie der Bleisphäre.
Ich ließ die TARTS zu den angegebenen Koordinaten in Marsch setzen und beorderte auch einige weitere Schiffsverbände dorthin.
*
Während des Fluges setzten wir die geplante Routinebesprechung fort.
Die Lage rings um das nach wie vor vollkommen unzugängliche Arkonsystem hatte sich weitgehend beruhigt. Seit dem 24. April 2046 NGZ waren die Kampfhandlungen signifikant zurückgegangen, sodass wir den arkonidischen Bürgerkrieg als beigelegt betrachten durften.
In der vergangenen Woche waren nur vereinzelte, lokal eng begrenzte Scharmützel aufgeflammt. Die verbliebenen Unterstützer der Gos'Pothora beliefen sich mittlerweile auf sehr wenige Einheiten. Sie fielen kaum ins Gewicht.
Jarak da Nardonn hatte die meisten Anhänger durch seinen als frevelhaft empfundenen Angriff auf den Werftplaneten Murnark verloren. Murnark lag 49 Lichtjahre entfernt in der Kristallbaronie Girmomar und war Standort einer arkonidischen Forschungsabteilung. Als da Nardonn einen Angriff befahl, bei dem offensichtlich wurde, dass er nicht das Wohl der Arkoniden, sondern nur seinen eigenen taktischen Vorteil im Auge hatte, liefen die meisten Abtrünnigen wieder zu Thantur-Baron Larsav da Ariga über. Praktisch der ganze Kugelsternhaufen M 13 war immer noch empört angesichts von da Nardonns Sabotage eines vielversprechenden Geheimprojekts der Vereinigten Sternenbaronien.
Damit hatte nicht nur, wie wir genüsslich hinausposaunt hatten, die Abwehrwaffe gegen die Naats einen herben Rückschlag erlitten, sondern in Folge auch der Rebellenführer Jarak da Nardonn. Mit dieser – zugegeben: nicht ganz astreinen – Propaganda-Aktion war es uns gelungen, das Vertrauen in da Nardonns angeblich so hehre Beweggründe nachhaltig zu erschüttern.
Denn, so hatten wir argumentiert: Von welcher Treue war bei den »Kristallgetreuen« eigentlich die Rede, wenn ein kriegerisches Manöver zur erheblichen Schwächung der im Grunde doch eigenen Seite führte?
»Jarak da Nardonn ist wohl endgültig diskreditiert«, sagte Aro Ma-Anlaan. Er verzog säuerlich das Gesicht. »Als kleiner Bittervurguzztropfen bleibt, dass wir über seinen Aufenthaltsort weiterhin im Dunklen tappen. Gleiches gilt für die wahren Absichten der Ladhonen und Cairaner.«
»Eure Analysen bezüglich der beschlagnahmten und zur Bleisphäre verschleppten Etappenhöfe und Transmitter-Relais ...?«
»Laufen weiterhin auf vollen Touren. Sie erbrachten jedoch bis zur Stunde keine einschneidend neuen Erkenntnisse.«
»Davon bin ich ausgegangen.« Falls es einen Durchbruch gegeben hätte, wäre ich gewiss sofort informiert worden.
Der Flottenstratege wischte sich über die tränenden Augen. »Ich meine: Dass diese technischen Einrichtungen mittelfristig dazu dienen sollen, etwas Bedeutsames zu transportieren, liegt auf der Hand. Aber was und zu welchem Endzweck, können wir leider aus den vorliegenden Daten nicht extrapolieren.«
Nun tröste den armen Tropf schon, bevor er in Selbstmitleid zerfließt!, stichelte mein Extrasinn. Merkst du nicht, wie sehr er nach Entlastung giert, du empathieloser Narr?
»Zweifellos handelt es sich um einen Langzeitplan der Cairaner«, sagte ich folgsam zu Aro Ma-Anlaan. »Entsprechende Geduld ist angebracht. Sei versichert, ich weiß, dass du und deine Leute rund um die Uhr ihr Bestes geben.«
Er atmete hörbar auf. »Danke, Mascant.«
*
Ich bedurfte keiner lästigen Einwürfe meines Logiksektors, um mir zu Bewusstsein zu rufen, dass die Flotten der Ladhonen, der Naats sowie die Restbestände der Gos'Pothora nur Figuren auf einem weit größeren Garrabo-Spielbrett darstellten.
Chariklis Kavali hatte mir eine Hermetische Botschaft überbracht, die sie volle 321 Jahre in sich getragen hatte. Daraus ging hervor, welche Rolle mir in der Planung der Cairaner zugedacht war.
Demnach waren sie nicht primär als Eroberer in unsere Galaxis gekommen. Sie betrachteten die Milchstraße keineswegs als Bleibe für immer, sondern bloß als ein Instrument, eine Art Organ. Ihre über Jahrhunderte errungene und verfestigte Herrschaft diente lediglich als notwendiges Übel.
»Das eigentliche Ziel der Cairaner«, hatte die Erbtochter erklärt, »ist Folgendes: Sie suchen den Zugang zum Transuniversalen Tor, das identisch ist mit dem Atopischen Konduktor. Zu dem, was sich in der Bleisphäre befindet.«
Als Schlüssel zu diesem Tor konnte angeblich